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Im Mittelpunkt der DEFA-Komödie steht der Kleinstadt-Polizist Holms, der unter einem recht außergewöhnlichen Problem leidet: Auf Grund der geringen Kriminalität hat er schlichtweg nichts zu tun. Vor lauter Langeweile in Schwermut verfallen, sucht er Hilfe bei einem Psychiater. Wirkungsvoller ist jedoch seine Fantasie, in der er sich als Gangsterjäger nach London träumt. Schließlich finden ein paar Kleingauner einen Weg, um "ihrem" Volkspolizisten aus der seelischen Misere zu helfen: Sie stehlen ein Denkmal vom Marktplatz und verhelfen Holms damit zu einem spektakulären Fall.
"Hände hoch - oder ich schieße!" war in der DDR verboten und kam trotz zahlreicher Änderungen und Kürzungen nie in die Kinos. Erst 2008/2009 wurde die ursprüngliche Fassung der Komödie anhand des Drehbuchs komplett rekonstruiert.
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Für den Bürgermeister ist die Sache mit den ausbleibenden Verbrechen ebenso klar wie für den Genossen Major Wernecke, Holms’ Chef: „Unsere Menschen denken gar nicht an so was, wir sind eine geschlossene Gesellschaft.“ Auch der Psychiater Irrwitz weiß keinen Rat. „Dem Holms kann geholfen werden“ ist dagegen Pinkas überzeugt. Der alte Knastologe und einst berüchtigte Fassadenkletterer, den nun das Rheuma plagt, macht den Mund des unterforderten Kriminalisten mit längst vergangenen Heldentaten wässrig. Und im Capitol-Kino wird gerade der Streifen „Auch Gauner haben Mitleid“ gezeigt. Pinkas holt seine alte Truppe noch einmal zusammen: Hinker, Brechstange, Schimmy, Heuschnupf, „das Aas“, Elster Paule und der „sanfte Waldi“ wollen noch einmal ein ganz großes Ding drehen, damit sich Holms endlich profilieren kann – auch bei der schönen Lucie: Der Herzog Nepomuk soll von seinem Podest auf dem Marktplatz verschwinden, natürlich nur vorübergehend...
Mit der herrlich ironischen Gangsterkomödie „Hände hoch oder ich schieße“ von Rudi Strahl und Hans-Joachim Kasprzik konnte 2008 gemeinsam von der Berliner Defa-Stiftung und dem Koblenzer Bundesarchiv der letzte noch unveröffentlichte, da von den SED-Zensoren verbotene Defa-Film zu einer Kinofassung rekonstruiert werden. Im Bundesarchiv lagerten rund 570 Filmbüchsen, darunter zehn Rollen Bildschnitt, die Originalmischung des Tons und eine Lichttonfassung von 1966. Letztere, hergestellt zu Vorführzwecken vor den Gremien der Defa und der Hauptverwaltung Film im Ministerium für Kultur, bildete den Ausgangspunkt der Rekonstruktion.
Defa-Hauptdramaturg Werner Beck hatte 1965 noch festgestellt: „Ziel des Films ist es, in sehr optimistisch unterhaltsamer Atmosphäre einen Vorzug unserer sozialistischen Ordnung dem Zuschauer vorzustellen: nämlich, dass in der sozialistischen Gesellschaft der Kriminalität der Boden entzogen wurde. Unser Film behandelt, in welche Widersprüche dabei ein Mann geraten kann, der mit Leib und Seele Kriminalist ist.“ Warum die ursprünglich „Der glücklichste Mensch“ betitelte Geschichte um den hoch motivierten Volkspolizei-Kriminalleutnant Holms 1970 „aus politischen und kulturpolitischen Gründen (...) endgültig abgelehnt“ wurde, bleibt rätselhaft. Denn das Drehbuch zum Film, dessen Rohfassung bereits 1965 nach dem 11. Plenum des Zentralkomitees der SED kassiert wurde, stammt vom so renommierten wie linientreuen DDR-Dramatiker Rudi Strahl, der, ein Treppenwitz der Zensurgeschichte, aus diesem Drehbuch sein Lustspiel „Noch mal ein Dring drehn“ formte. Und die Komödie passierte 1970 nicht nur die Zensur, sondern wurde bis in die 1980er Jahre hinein munter gespielt in den Theatern quer durch die Republik, obwohl sie ja nicht weniger als der Film „die Staats- und Sicherheitsorgane ins falsche Licht gesetzt“ hat.
Noch vor der offiziellen Uraufführung am 28. Juni 2009 im Berliner Kino International, Kinostart war am 2. Juli 2009 und die TV-Erstausstrahlung am 4. April 2010 im MDR, gabs eine Voraufführung im Cineplex in Naumburg/Saale, wo fast 44 Jahre zuvor die Dreharbeiten stattgefunden hatten. Zahlreiche Statisten aus der berühmten Domstadt wirkten an der Krimi-Persiflage mit und die lokale Kino-Wochenschau „Naumburger Filmspiegel“ berichtete über die Dreharbeiten. Und dann landete die Rohfassung im Giftschrank der Genossen, was seinerzeit zu einigen Irritationen geführt hat – nicht nur an der Saale.
Pitt Herrmann