Eierdiebe

Deutschland 2001-2003 Spielfilm

Interview mit dem Schauspieler Wotan Wilke Möhring

 

Thomas Neuhauser (ARTE Deutschland), März 2005

Herr Möhring, der Film „Eierdiebe“ verpackt das für jeden Mann doch stark angstbesetzte Thema Hodenkrebs in einen ziemlich lockeren Ton. Ging das für Sie von Anfang an gleich gut zusammen bei dieser Rolle: schwarzer Humor und eine tödliche Krebserkrankung?

Das Krebs immer was Trauriges hat, das ist ja allen bekannt. Fast jeder hat ja jemanden in der Familie, der Krebs hat oder daran gestorben ist. Deshalb fällt einem das Traurige und Tragische natürlich als erstes ein. Trotzdem hat mich, gerade weil eben der Regisseur sich auch mit dieser Krankheit beschäftigen musste und die Krankheit selbst hatte, der andere Zugang noch mehr gereizt: „Wie kriegt man so etwas hin“, - genauso wie vielleicht Roberto Benigni in „Das Leben ist schön“, vielleicht einer der besten Filme über das KZ. Denn es ist vielleicht der andere Zugang, der andere Blickwinkel, der die Geschichte interessanter macht, oder auch das zu spielen. Deswegen war es durchaus keine Diskrepanz. Was bleibt dem armen Kerl anderes übrig, wenn er in jungen Jahren eine solche Krankheit hat. Das Leben geht weiter und es gibt in dem Film den Satz, den er selbst sagt: „Tumor ist, wenn man trotzdem lacht.“ Das ist auch so ein bisschen die Message: Was will man machen, außer sich seiner Krankheit stellen. Und das geht am besten mit einer gesunden Portion Humor.

Wie ist es denn, wenn man in dieser komischen Tonlage einen Krebskranken spielt? Verliert man da den ernsten Hintergrund manchmal aus den Augen oder setzt man sich selbst trotzdem mit dem Sterben intensiver auseinander?

Natürlich setzt man sich damit extrem intensiv auseinander. Wir haben ja nun auch in Krankenhäusern gedreht. Eine Szene z. B. auch in der Pathologie, das waren ja keine aufgebauten pathologischen Institute sondern das war durchaus so, dass man dort auch keinen Bissen vom Catering runtergebracht hat. Das ist natürlich auch eine Sache der Ehrfurcht und der Sensibilität. Und man ist da in den normalen Krankenhausalltag eingebunden. Oder wenn man zu Hause in der Wanne sitzt und sich zum ersten Mal in seinem Leben den ganzen Körper rasiert, sich jeden Tag den Schädel rasiert und bleich geschminkt ist. Dazu kommt dann noch, dass mein Vater in dieser Zeit auch eine Krebserkrankung hatte. Da denkt man dann sehr viel über Vergänglichkeit und die Krankheit als solche nach. Eben über den gesamten Krankheitsverlauf, den mir der Regisseur Robert Schwentke sehr gut auf Grund seiner eigenen Erfahrung erzählen konnte. Wie das ist mit der ersten Chemo. Warum die Chemo zwar im Körper nichts verätzt, aber trotzdem nicht auf die Haut darf. Was das alles bedeutet. Warum man sich bei der Chemo als erster anstellt, damit man möglichst schnell schläft, weil man später dann acht Stunden lang kotzt. Und so weiter. Dieser ganzen Fragen und Gedanken sind ja alle da. Dieser ernste Teil ist mit Sicherheit die ganze Zeit präsent, allein dadurch, dass da alle wie Halbtote rumlaufen.

Das komplette Interview lesen Sie auf ARTE.

 

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