Der träumende Mund

Deutschland 1932 Spielfilm

Inhalt

Elisabeth Bergners letzter deutscher Film vor ihrer Emigration nach England: Die junge Gaby ist hin- und hergerissen zwischen ihrem Mann, dem Orchestermusiker Peter, und dessen Jugendfreund, dem Geigenvirtuosen Michael. Als Peter schwer erkrankt, versucht Gaby, ihre Liebe zu Michael zu vergessen. Vergeblich. Aus ihrem Zwiespalt sieht sie keinen anderen Ausweg als den Tod. Am Ufer der Seine findet man ihren Mantel und einen Abschiedsbrief.

 

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Falk Schwarz
Alles auf innen
Ein ungewöhnlicher Film. Das quälend ausführliche Abfilmen des Beethoven-Violinkonzerts, wo minutenlang (in filmischer Zeit) das Publikum gezeigt wird, ohne dass der Geiger ins Bild kommt. Und als schließlich die schwierigen Doppelgriffe auf der Violine zu hören und sehen sind, stellt sich die Kamera hinter den Solisten, sodass nur das Griffbrett der Violine im Bild ist (Regisseur Czinner war selber Geiger). Der Solist jedoch hat kein Gesicht. Dann das "Lever" der Gaby (Elisabeth Bergner), die morgens nicht aus dem Bett findet, um die der geschwätzige Ehemann herumläuft, ohne sie zu motivieren, der ihr Konsequenzen androht, wenn sie jetzt nicht ... Sie tut es nicht und er ist es trotzdem zufrieden. Der (heutige) Zuschauer verliert bei diesem Ehegepussel schon leicht die Geduld. Dann Auftritt Michael, Freund des Hauses und eben dieser umjubelte Solist, der Gaby sekundenlang hinter der Bühne gesehen hat und bereits in so hellen Flammen steht, dass ihm sein Leben zu entgleisen droht. Jetzt steht er ihr gegenüber, wortlos, stumm, fasziniert, hingerissen und möchte ein Gespräch beginnen, sein Herz ausschütten, aber es gelingt nicht. Enttäuscht will er gehen, da stürzt Gaby auf ihn zu, umarmt ihn und küsst ihn leidenschaftlich. Der Beginn einer Amour fou. - Die Bergner legt exzentrisches Verhalten an den Tag, doch das ist nur die Außenseite. Wer sich die Verfilmung desselben Stücks mit Maria Schell aus dem Jahre 1952 anschaut, begreift, was das Besondere an "der Bergner" ist. Während Maria Schell allen Gefühlen auf ihrem Gesicht eins zu eins Ausdruck verleiht, verinnerlicht die Bergner ihre Emotionen. Sie sind ihr erst auf den zweiten Blick anzusehen, sie spielt derart verhalten und nach innen gekehrt, dass der große Eindruck ihres Spiels sich erst im Nachhinein ergibt. Rudolf Forster ist dabei der eher zurückhaltende Entflammte, dem man seine Leidenschaft nicht ansieht, die er wohl auch nicht darstellen kann. Anton Edthofer als Peter nervt durch sein extrovertiertes Tänzeln. So bleibt der Eindruck einer besonderen Schauspielerin. Wie Elisabeth Bergner die Tragik ihrer Rolle, ihr großes Gefühl und die Leidenschaft ihres Herzens subtil darstellt, das macht diesen Film so einzigartig. Dass wir heute dem Gefühlspathos der großen Tragödinnen nicht mehr so leicht verfallen, steht auf einem anderen Blatt, verkleinert die Leistung der Bergner aber nicht. Warum sich bisher niemand fand, diesen Film wieder dem Publikum in einer restaurierten Fassung zugänglich zu machen, ist rätselhaft.

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • Paris
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 09.09.1932

Aufführung:

Uraufführung (DE): 14.09.1932

Titel

  • Originaltitel (DE) Der träumende Mund

Fassungen

Original

Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 09.09.1932

Aufführung:

Uraufführung (DE): 14.09.1932