Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem
Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem
Peter Strotmann, film-dienst, Nr. 24, 23.11.1993
Es soll Leute geben, die meinen, sie könnten jede Art von Komik analysieren - warum man lacht, wenn Laurel und Hardy sich gegenseitig in die Augen stechen usw. Bei Helge Schneider ist das nicht so einfach. Beziehungsweise es ist so einfach, daß es nicht zu erklären ist: Schneider ist der unfähige Entertainer in Reinkultur, er kann einen ganzen Bühnen-Abend damit zubringen, einen Witz schlecht zu erzählen und sich in seinen Conferencen zu verhaspeln. Bei Schneider-Fans sorgt dies für anhaltende Kicherkrämpfe. Andere sind eher peinlich berührt.
"Texas" bringt das Kult-Phänomen Schneider auf die Leinwand, ohne daß es dem unvorbereiteten Zuschauer nun verständlicher würde. Schneider/Snyder kommt auf dem Weg zu seiner "Mamma" - die Wäsche muß mal wieder gewaschen werden - dem "Nasenmann" in die Quere, der ihm nun auf den Fersen ist. Gleichzeitig steckt Snyders Bruder in der Klemme - Hank soll gehenkt werden. Da es sich hier um einen Western handelt - mehr oder weniger, eher weniger - gibt es weiterhin Pferde, Lagerfeuer, einen Sheriff, einen Saloon, einen Banküberfall. Gedreht wurde in den Karl-May-Kulissen von Bad Elspe und in den Mischwäldern drumherum.
Warum die Nervensäge aus dem Ruhrgebiet den Zuschauer gleich in einer Doppelrolle beglückt - als Snyder unterm Sombrero und als Detektiv Null-Null-Schneider -, bleibt unerfindlich, zumindest was den sogenannten Inhalt angeht. Weiter sind Mitglieder seiner Begleitband zu sehen, wobei der eine oder andere angesichts der Dämlichkeit der Geschehnisse immer mal wieder in ein ebenso dämliches Grinsen ausbricht. Zur allgemeinen Freude wirken auch viele "Freunde und Bekannte" mit, unschwer kann man diverse Mitglieder des örtlichen Taubenzüchtervereins sowie ein "paar Kumpels ausse Stehbierhalle von umme Ecke" ausmachen, komplett mit Jogging-Anzügen und Freizeitjacken. Das paßt natürlich allerbestens nach Bad Elspe und ist mindestens genauso witzig wie die paar Sätze, mit denen uns Off-Erzähler Schneider handlungsmäßig auf dem laufenden zu halten versucht. Über den Rest möge kichern, wer mag. Manchmal packt sogar die Kamera das nackte Grausen, und sie schwenkt einfach weg, Helge natürlich immer hinterdrein. Gewollt billig. gewollt ungekonnt und gewollt doof. Nur eingefleischte Fans des Herrn Schneider kommen mit heiler Haut aus "Texas" heraus.