Biografie
Petra Lüschow, Jahrgang 1966, studierte von 1986 bis 1992 Germanistik sowie Theater- und Filmwissenschaft in Berlin und Wien. 1996 bewarb sie sich mit Erfolg an der Hochschule für Film und Fernsehen 'Konrad Wolf' in Potsdam (heute: Filmuniversität Babelsberg). Dort absolvierte sie bis 2001 ein Diplom-Studium im Fachbereich Drehbuch und Dramaturgie. Während des Studiums veröffentlichte sie 2000 den Erzählband "Flores und Antiflores". Auch ihre ersten Drehbücher, etwa für die Krimiserie "Küstenwache", schrieb sie bereits als Studentin. Ihren Abschluss machte sie mit dem Drehbuch zu Petra Biondina Volpes Kurzfilm "Schlorkbabies an der Raststätte" (2002).
Lüschows erstes Kino-Drehbuch war das kammerspielartige New-Economy-Drama "Nachbeben" (CH 2006, zusammen mit der Regisseurin Stina Werenfels), das im Panorama der Berlinale 2006 Premiere feierte. Beim Schweizer Filmpreis wurde "Nachbeben" unter anderem in der Kategorie Bestes Drehbuch nominiert. 2006 gehörte sie zu den Autoren der zehnteiligen Kinder-Serie "Unsere zehn Gebote", in denen für Kinder Konfliktsituationen nachvollziehbar gemacht wurden, die in den Geboten enthalten sind. Die Serie wurde für einen Grimme-Spezialpreis nominiert; die von Lüschow geschriebene 5. Folge erhielt eine Nominierung für den Robert-Geissendörfer-Preis.
Weiterhin schrieb Lüschow zusammen das Drehbuch zu Kerstin Ahlrichs viel gelobtem dffb-Abschlussfilm "Sieh zu, dass du Land gewinnst" (2006), das in Koproduktion mit der ZDF-Redaktion Das kleine Fernsehspiel entstand. Mit Bettina Oberli adaptierte sie den Bestseller "Tannöd" (CH/DE 2009, Regie: Oberli) fürs Kino. Außerdem verfasste sie Drehbücher für Folgen der Serien "Sturm der Liebe" (2005-2006) und "Der Bulle von Tölz" (2005/2008).
Ihr Regiedebüt gab Petra Lüschow 2010 mit der Kurzfilmkomödie "Der kleine Nazi", über eine Familie, deren Großmutter das Naziweihnachten ihrer Kindheit wiederauferstehen lässt. Der Film lief auf zahlreichen Festivals in aller Welt und wurde vielfach preisgekrönt: unter anderem mit dem Murnau-Kurzfilmpreis, dem Kurzfilmpreis des Triest Film Festival (Italien) und dem Best Comedy Award des internationalen Kurzfilmfestivals 'Heart of Gold' in Melbourne (Australien).
Trotz dieses Erfolgs widmete Lüschow sich danach wieder ganz der Drehbucharbeit. So schrieb sie fürs Schweizer Fernsehen die Luzerner, in Schweizerdeutsch gedrehte "Tatort"-Folge "Schmutziger Donnerstag" (CH 2013, Regie: Dani Levy) und die preisgekrönte Tragikomödie "Der Hamster" (CH 2015, Regie: Tom Gerber).
Neben ihrer Arbeit als Autorin und Regisseurin gab (und gibt) Petra Lüschow Workshops und Seminare. Als Dozentin und Mentorin für Szenisches Schreiben und Dramaturgie war sie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (2005) und der Internationalen Filmschule in Köln (2006-2012) tätig. Seit 2012 betreut sie an der dffb Projekte des "Leuchtstoffprogramms", eine Initiative vom RBB und dem Medienboard Berlin-Brandenburg zur Förderung von Filmen aus der Region. Von 2014 bis 2016 war sie bei der Filmförderungsanstalt Mitglied der Drehbuchkommission.
Bei den Hofer Filmtagen 2018 stellte Lüschow ihr Langfilmdebüt als Regisseurin vor: Die in der deutschen Provinz des Jahres 1983 spielende Coming-of-Age-Geschichte "Petting statt Pershing". Beim Cleveland International Film Festival (USA) gewann Lüschow mit dem Film den Preis der Sektion New Direction Competition. Der deutsche Kinostart erfolgte im September 2019.