Inhalt
Um 1750 herrscht in Süddeutschland ein brutaler und despotischer Fürst, der, während er selbst in verschwenderischem Luxus lebt, Bauern auf den Feldern verhaften und als Söldner nach Amerika verschleppen lässt. Der junge Adlige Fritz von Buttlar ist empört. Er verlässt das Schloss des Vaters und führt eine Gruppe abenteuerlustiger junger Leute an, die in den Wäldern von Coburg, Urach und Bamberg gegen die Fürstenherrschaft kämpfen. Zum Feind wird sein Bruder Ludwig, der ihm seine Geliebte Maria abspenstig machen will.
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„Tod oder Freiheit“ spielt um 1750 in Süddeutschland. Eine brutale Herrschaft des Fürsten lässt seinem Obristen freie Hand zu Willkür und Folter. Schon wer im Gasthaus ein falsches Wort sagt, wird verhaftet. Dagegen bildet sich Widerstand in allen Ständen, ja selbst im Militär. Unter der Parole, die dem Film den Titel verlieh, gelingt Fritz von Buttlar (romantischer Liebeskranker ohne äußere Zwänge oder innere Widersprüche: Peter Sattmann) die Flucht aus der Stadt, nachdem er den verhassten Obristen zwar niedergestochen, aber nur verletzt hat. Mit einem zusammengewürfelten Haufen Aufständischer, der Geld- und Waffentransporte des Landesherrn überfällt, will Fritz die adlige Nicole von Beck befreien, deren Gatte (Peter Wagenbreth) nach der Züchtigung des fürstlichen Jagdaufsehers brutal ermordet worden ist.
Derweil nimmt sein Bruder Ludwig (Wolfgang Schumacher) Rache an ihm mittels gefälschter Briefe. Der alte Graf von Buttlar enterbt seinen totgeglaubten Lieblingssohn Fritz im ersten Zorn, hält ihm innerlich aber ebenso die Treue wie Maria, die allen Werbungen des nunmehrigen Alleinerben Ludwig, der Zweitgeborene ist auf der Leinwand ein bedauernswerter Psychopath, widersteht. Nach mannigfachen Abenteuern kehrt der weiterhin vom Obristen Verfolgte aufs väterliche Anwesen zurück. Der alte Graf ist verstorben und der als Geistesgestörter entlarvte Ludwig kommt durch unglückliche Umstände, die wie eine schicksalhafte Erlösung erscheinen, zu Tode. Einem glücklichen Finale mit Fritz und Maria steht jedoch der Obrist entgegen, sodass Fritz und seine Truppe weiterziehen müssen – auf Tod oder auf Freiheit…
Dem noch jungen Regisseur Wolf Gremm spendierte der westdeutsche Ableger des US-Filmkonzerns Paramount ein für hiesige Verhältnisse bedeutendes Budget von 2,4 Millionen Mark für eine opulent ausgestattete romantische Ballade. Während Karl Moor bei Schiller der Freiheitskämpfer schlechthin ist, der gezwungenermaßen unter die Räuber geraten ist, andererseits für die Befreiung seines Freundes Roller bewusst Frauen und Kinder opfert, ist Gremms Fritz von Buttlar ein von lediglich zwielichtigen Gesellen umgebener allzu glatter edler Ritter mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Der wie Robin Hood nur die Schergen der Obrigkeit überfällt und dabei keine Menschenleben aufs Spiel setzt. Dass bei der Befreiung von Max Gefängnisinsassen ihr Leben lassen müssen, ist nur auf ein Versehen des „Sprengmeisters“ zurückzuführen, der zu viel Schwarzpulver verwendete.
Während bei Schiller Amalia als idealistischer Gegenpol zu den Metaphern einer erschütterten Weltordnung Franz widersteht, indem sie Karl die Treue hält, ist im Film Maria charakterisiert als leidendes, stilles, nicht immer eindeutig bestimmbares Wesen ohne eigentliche innere Kraft. Auch wenn sie Ludwig nicht geheiratet hat, nachdem dieser verbreiten ließ, sein Bruder Fritz sei am Galgen gestorben. In der aus der Haft befreiten Nicole von Beck erwächst ihr eine gefährliche Rivalin um Fritz, die sich über Nacht aus einer selbstverliebten Adligen in eine glühende Freiheitskämpferin verwandelt hat.
„Tod oder Freiheit“ ist am 25. Dezember 1977 am Drehort Urach uraufgeführt und am 9. August 1980 im ZDF erstausgestrahlt worden. Kleine Anekdote am Rande, die den Romantik-Gehalt des 94-Minüters verstärkt haben mag: im Sommer 1977 heirateten in einer Drehpause Regisseur Wolf Gremm und Produzentin Regina Ziegler. Die Kritik zeigte wenig Verständnis. So schrieb Gerhard Gericke am 11. August 1980 in der „Frankfurter Rundschau“: „Gremm verdünnte Schiller lediglich, anstatt selber neue Räuber zu erfinden. Der Schillersche Bruderkonflikt, hier ist er zum zeitgemäß empfundenen Sozialisationsschaden eines labilen Rosenfreundes degeneriert, der seine Psychoträume dem Mangel an väterlicher Zuwendung anlastet. (…) Wolf Gremm hätte vielleicht seine Kollegen vom Theater befragen sollen, warum sie die Räuber heute nur noch selten als Mantel-und-Degen-Stück inszenieren.“
Pitt Herrmann