Looping the Loop
Looping the Loop
B. S., Lichtbild-Bühne, Nr. 224, 17.9.1928
Ein Film mit starken Anklängen an "Der Mann, der die Ohrfeigen bekam", an den Dupont-Film "Varieté", an "Manege" und an alle die anderen Bilder, deren Handlung sich in dem reizvollen Zirkusmilieu abspielt. Arthur Robinson und Robert Liebmann begehen in ihrem Manuskript den gleichen Fehler, den man schon in dem Dupont-Film rügen mußte, daß sie einen Artisten, der in schwerer Arbeit allabendlich sich sein Brot verdienen muß, als einen leichtsinnigen Burschen hinstellen, der nichts anderes als Liebesabenteuer im Kopf hat und schließlich auf die leichtsinnigste Art sein Leben aufs Spiel setzt, indem er sich für seine Hauptnummer "Looping the Loop" als Partnerin ein Mädel nimmt, das nicht zum Bau gehört und seine Fahrt auf der Todesschleife zur Todesfahrt werden lassen muß. Wer das Artistenleben wirklich kennt, weiß, daß diese Art von Zirkusleuten vernünftiger und solider als alle anderen Menschen leben, weiß, daß sie niemals dem Trunk, niemals einem Lotterleben sich hingeben. Wenn auch das Manuskript an diesem schweren Fehler krankt, so ist dennoch aber die ganze Handlung spannend genug ersonnen, um den Beschauer dauernd in Atem zu halten, zu interessieren und zu fesseln. Vor allem ist es die Hauptfigur des Stückes, Botto, der Clown, der vorzüglich gezeichnet ist und einen Typus aus dem vielgestaltigen Zirkusleben darstellt, wie er wohl leicht in Wirklichkeit vorkommen mag: mit allen seinen frohen Stimmungen, seinen Erfolgen in der Manege und – seinem Kummer im Herzen. Jede Frau, zu der er sich hingezogen fühlt, will in ihm nur den Clown und nicht den Menschen sehen und lieben. Und gerade um seiner selbst willen wünscht er, geliebt zu werden. Und als er sich wieder einem jungen Mädchen innerlich nahe fühlt, beschließt er, durch eine Lüge sie dauernd an sich zu ketten. Er gibt sich ihr als Besitzer einer Fabrik aus, bis sie endlich erfährt, daß er, der ihr immer nur Gutes erwiesen hat, Botto, der Clown, ist. In der langen Zeit der Prüfung hat sie ihn als Menschen schätzen und lieben gelernt.
Wenn schon der Charakter dieses Mädchens vollkommen verwischt und verschwommen ist, so hat Jenny Jugo, die Darstellerin dieser verzeichneten Figur, nichts dazu beigetragen, das Interesse an ihrem Schicksal irgendwie wachzurufen oder gar zu heben. Das sonst so hübsche Gesicht dieser Darstellerin verzerrt sich in der Mehrzahl der Szenenbilder zu weinerlichem Ausdruck, während von einer wirklich schauspielerischen Gestaltungsgabe kaum eine Spur zu merken ist. Es mag sein, daß hier auch der Photograph (Carl Hoffmann), der zwar mit vielen stimmungsvollen Zirkusaufnahmen aufwartet, manches verabsäumt hat. Auch Warwick Ward hat man schon besser gesehen, vor allem In "Varieté". Dagegen findet der Clown Botto in Werner Krauß eine Verkörperung, wie sie wohl besser nicht gedacht werden kann. Wie er den äußeren Erfolg mit seinem Herzensleid paart, wie er jede Muskel eines Gesichtes zu beherrschen weiß, wie er den Clown dem Fabrikbesitzer, den glücklich Liebenden dem unglücklich Betrogenen gegenüberzustellen versteht, das macht ihm kaum ein anderer deutscher Darsteller nach. (...)