Looping the Loop

Deutschland 1928 Spielfilm

"Looping the loop" mit Werner Krauß


Siegfried Kracauer, Frankfurter Zeitung, (Stadt-Blatt), 11.11.1928


Die Handlung dieses neuen Zirkus-Großfilms der Ufa-Lichtspiele steht und fällt mit der etwas fragwürdigen These, daß ein Clown bei Frauen kein Glück habe. Die Frauen müßten über ihn lachen, also sei er als Mann erledigt. Der Held des Films, ein berühmter Clown, hat wenigstens einmal eine solche Erfahrung gemacht und richtet nun sein Leben nach ihr ein. Er lernt ein junges Mädchen kennen, dem er seinen Beruf verheimlicht, weil er das Mädchen liebt und wiedergeliebt werden möchte. Die junge Person [hält] sich aber nicht an sein Verbot, in den Zirkus zu gehen, sieht ihn dort als Clown, ohne ihn freilich zu erkennen, wendet sich auf seine Vorhaltungen hin aus Trotz von ihm ab, läuft einem Artisten nach, der ihr nur Schlechtes antut, und wird zuletzt von dem Clown aus allen Nöten befreit. Große Schlußszene: der Clown schminkt sich ab und enthüllt sich als der gleiche Mann, dem davongelaufen zu sein sie längst bereut hat. Statt über ihn zu lachen, ist sie stolz auf ihn, und so wird denn am Ende zum Glück die Hauptthese widerlegt. Zirkusproduktionen und Eifersüchteleien laufen nebenher. Der Film "Manege" war nicht nur kompositorisch, sondern auch regiemäßig ungleich besser. Zwar hat sich Arthur Robison, der Regisseur, um ein echtes und reiches Milieu bemüht, aber er ist in ihm nicht so zu Hause wie Max Reichmann, der in dem "Manege"-Film bis in die kleinste Einzelheit hinein die Wirklichkeit traf. Robison übertreibt nicht selten und trägt überhaupt zu dick auf. Manches ist ihm allerdings ausgezeichnet gelungen; so eine Traumszene, in der sich der Clown über das zur Puppenhaftigkeit verkleinerte Holzgerüst der "Todesschleife" neigt, auf der die Geliebte sich mit dem Artisten produzieren soll. Gerettet wird der Film durch Werner Krauß, der die Rolle wundervoll zart und mit melancholischer Anmut durchführt. Er rührt, wenn er im Straßenanzug um das Mädchen wirbt, und als Clown ist er ein so guter Clown wie nur wenige. Sein Gesicht, dessen Ausdrucksgewalt der Darstellung jeder dämonischen Regung fähig ist, strahlt hier nur Güte aus, Wissen und Mitgefühl. Von besonderem Reiz sind jene Bilderfolgen, in denen es sich in die Clownsmaske verwandelt. Die übrigen Darsteller sind in der Hauptsache gut gewählt; wenn auch gerade Jenny Jugo, die Partnerin von Krauß, ohne Atmosphäre ist. Schade, daß Gina Manes nur mit einer Nebenrolle bedacht worden ist, in der sie sich aufs Typisieren beschränken muß. Ausgezeichnet ist Warwick Ward als weiberwütiger Artist. Für die Episodenfiguren sorgen unter anderem Siegfried Arno, Lydia Potechina und Max Gülstorff.

Siegfried Kracauer: Werke. Band 6. Kleine Schriften zum Film. Herausgegeben von Inka Mülder-Bach. Unter Mitarbeit von Mirjam Wenzel und Sabine Biebl. 3 Teilbände. © Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004. Alle Rechte vorbehalten. Verwendung mit freundlicher Genehmigung.

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