Fotogalerie
Alle Fotos (4)Biografie
Hans Georg Karl Philipp Tressler, geboren am 25. Januar 1917 in Wien als Sohn des Burgschauspielers, Oberregisseurs und Hofrats Otto Tressler, wuchs in Wien auf und gab sein Schauspieldebüt 1935 an der Seite seines Vaters mit einer Nebenrolle in Walter Reischs Komödie "Episode". Nach dem Schulabschluss zog er im Jahr 1938 nach Berlin, wo er als Regie-Volontär bei Géza von Bolváry und Arthur Maria Rabenalt praktische Filmerfahrungen sammelte. Daneben arbeitete er als Karikaturist für die Kulturredaktionen verschiedener Zeitungen, wo er satirische Zeichnungen zu Theater- und Filmpremieren, zu Opern- und Konzertaufführungen sowie vereinzelt auch zu politischen Themen erstellte. 1940 wurde Tressler zur Wehrmacht eingezogen und absolvierte Kriegsdienst in Polen und der Sowjetunion; auf Grund einer Erkrankung an Gelbsucht wurde er schließlich beurlaubt und konnte vorzeitig nach Wien zurückkehren.
Nach Kriegsende fand Tressler erneuten Einstieg in die Filmbranche: Durch eine Vermittlung Arthur Maria Rabenalts erhielt er 1947 seinen ersten Auftrag als Regisseur des Kurzspielfilms "Urlaub im Schnee". In den folgenden Jahren wirkte er als Schauspieler in mehreren Filmen mit. Ab 1949 (bis 1955) drehte er als Regisseur mehr als ein Dutzend Kurz- und Unterrichtsfilme sowie Kurz-Dokumentarfilme, die meisten davon im Auftrag staatlicher Einrichtungen, österreichischer Ministerien und des Gewerkschaftsbundes. Von 1950 bis 1952 war Tressler zudem als Filmoffizier für die amerikanische ECA Mission tätig und drehte so genannte Marshallplan-Filme.
Da es ihm nicht gelang, in Österreich Produzenten für einen abendfüllenden Spielfilm zu gewinnen, ging Tressler 1956 nach Deutschland – mit Erfolg: In West-Berlin drehte er für den Produzenten Wenzel Lüdecke in Zusammenarbeit mit dem Autor Will Tremper den Kinofilm "Die Halbstarken". Die Milieustudie über eine rebellische Jugendclique sorgte für viel Aufsehen, brachte Tressler einen Bundesfilmpreis als Bester Nachwuchsregisseur ein und gilt längst als Klassiker; Hauptdarsteller Horst Buchholz wurde durch seine Verkörperung des Bandenführers praktisch über Nacht berühmt. Auch seine beiden weiteren Filme mit Horst Buchholz in der Hauptrolle waren zumindest Kritikererfolge: die dramatische Liebesgeschichte "Endstation Liebe" (1958) gewann den Preis der deutschen Filmkritik, konnte aber nicht wie erhofft an den Kassenerfolg von "Die Halbstarken anschließen; der gesellschaftskritische Abenteuerfilm "Das Totenschiff" (1959) war dagegen auch beim Publikum populär.
An Originalschauplätzen in Vaduz und Umgebung inszenierte Tressler 1958 die erste Spielfilmproduktion Liechtensteins: Die tragikomische Bauerngeschichte "Ein wunderbarer Sommer" mit Maximilian Schell und Barbara Rütting in den Hauptrollen. In Österreich realisierte er das Gesellschaftsdrama "Geständnis einer Sechzehnjährigen" (1960). Als die Walt Disney-Studios Anfang der sechziger Jahre versuchten, in Europa Filmbiografien zu produzieren, drehte Tressler 1962 für die Reihe "Disney-Land" den Zweiteiler "The Magnificent Rebel", über das Leben Ludwig van Beethovens. Allerdings kam der Film weder bei der Kritik noch beim Publikum gut an.
Mit diesem Fehlschlag endete auch die erhoffte Weltkarriere, noch bevor sie wirklich begonnen hatte. Zugleich geriet auf Grund der sich verschärfenden Kinokrise auch Tresslers Karriere in Deutschland ins Stocken. Mit der Opern-Adaption "Die lustigen Weiber von Windsor" (AT 1964) und der bäuerlichen Dreiecksgeschichte "Der Weibsteufel" (AT 1966) drehte er seine beiden letzten Kinofilme für 20 Jahre.
In weiser Voraussicht hatte Tressler bereits 1963 begonnen, regelmäßig fürs Fernsehen zu arbeiten – nach "Der Weibsteufel" wurde dies ab 1966 sein ausschließliches Betätigungsfeld. Zunächst drehte er vor allem Dokudramen über reale Kriminalfälle ("Der Fall Krantz", 1964) oder den antifaschistischen Widerstand, wie etwa "Der Fall Nebe" (1964), "Kostenpflichtig zum Tode verurteilt" (1966) und "Nationalkomitee 'Freies Deutschland'" (1968). Schon bald etablierte er sich aber auch als versierter Regisseur für Krimi- und Familienserien, darunter "Gestatten, mein Name ist Cox!" (1965), "Gertrud Stranitzki" (1966-68), "Reisedienst Schwalbe (1969), "Der Kommissar" (1969/70), "Die Journalistin" (1970/71), "Graf Yoster gibt sich die Ehre" (1974) oder "Der Millionenbauer" (1979/80).
Daneben inszenierte er Fernsehspiele wie das Jugenddrama "Ausgerissen! Was nun?" (1978) und drehte mit Inge Meysel eine Reihe von Unterhaltungsfilmen für die Weihnachtsprogramme von ARD und ZDF, von denen vor allem die "Mrs. Harris"-Reihe ("Freund mit Rolls Royce", 1984; "Ada Harris ins Parlament", 1984) sehr populär war. 1989 konnte Tressler einen letzten Kinofilm realisieren: "Sukkubus – Den Teufel im Leib", eine auf eine Schweizer Sage zurückgehende Mischung aus Mystery-, Horror- und Sexploitationfilm.
In den 1990er Jahren drehte Georg Tressler einzelne Folgen diverser Serien wie "Marienhof" und "Verliebt, verlobt, verheiratet". Seine letzten Regiearbeiten waren 1996 zwei TV-Specials mit Helmut Fischer ("Schöne G'schichten mit Helmut Fischer"). Zwei Jahre später erhielt er den Goldenen Verdienstorden der Stadt Wien.
Georg Tressler war von 1961 bis 1992 mit der Schauspielerin Gudrun Krüger verheiratet, die er während der Dreharbeiten zu "Die Halbstarken" kennen gelernt hatte und die in einigen seine Filmen mitspielte. Die gemeinsame Tochter Melanie Tressler wurde ebenfalls als Schauspielerin bekannt.
Am 6. Januar 2007 starb Georg Tressler in Belgern im Landkreis Torgau an den Folgen eines Schlaganfalls.