Inhalt
Um die Hypothek, die auf seinem Frachtkahn lastet, schneller abbezahlen zu können, lässt sich der kleine Schiffseigner Heinrich Borchert auf ein riskantes Spiel ein: Er nimmt mehr Ladung an Bord, als erlaubt ist und riskiert damit einen gefährlichen Tiefgang. Sein Sohn Karl ahnt nicht, dass sein Vater dies nur für ihn tut – denn Borchert will, dass es seinem Sohn einmal besser geht als ihm selbst. Doch der lebenshungrige Karl interessiert sich gar nicht für das Geschäft seines Vaters. Zur Zeit hat er ohnehin nur Augen für die hübsche Schiffbau-Studentin Marie. Erst als es bei einem Sturm zur Katastrophe zu kommen droht, kommen Vater und Sohn zur Vernunft.
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Was nicht nur streng verboten ist, sondern auch richtig teuer werden kann. Etwa, wenn im Hochsommer der Pegelstand der Oberhavel keinen größeren Tiefgang zulässt und die „Marie“ abgeleichtert werden muss. Dann ist Borchert gezwungen, für den LKW-Transport zusätzlich Marie abzudrücken, was sich unter dem Strich naturgemäß nicht auszahlt. Vom Ärger, den er sich aufgrund so entstehender Liegezeiten einhandelt, ganz abgesehen.
So ist der junge und allzu selbstgewisse Frauenheld Horst Richter, Kapitän eines ebenfalls der DSU gehörenden Kohle-Schleppdampfers, der nicht zufällig den Namen „Horst“ trägt, nicht gut auf den alten Borchert zu sprechen. Und bald auch nicht auf den jungen, denn Heins nur „Kalle“ genannte Sohn Karl mutiert vom schüchternen Jungen, der unter dem strengen Regiment des Vaters leidet, zum ernsthaften Konkurrenten um das Herz von Vollbecks Enkelin – und Borcherts Nichte – Anne. „Wie die Loreley“ hat die junge blonde Schiffbau-Studentin, die die Semesterferien auf dem Schiff, das scheinbar ihren Namen trägt, den jungen Kalle verwirrt. Sodass der beinahe mit dem Boot havariert wäre, in dem er seine Mutter Marie (helles Licht an Bord: Erika Dunkelmann) vom Landgang zurückgerudert hat.
Es geht im Schubverband von Berlin nach Waren an der Müritz, aber anno 1956 liegt der Rhein noch ganz selbstverständlich im Bereich des Möglichen. Und als Kapitän Richter auf seinen Schlepper zur zünftigen Party bittet, erklingen nicht nur Shantys von der Waterkant, sondern es geht ganz selbstverständlich die Post ab beim Big Band-Sound im Glenn Miller-Stil. Der Sommer geht zu Ende wie der Urlaub von Anne. Manche Stürme sind überstanden, ob beim Zahnarzt, unter Deck oder auf dem Wasser. Erntedankfest wird gefeiert an der Müritz. Wird es noch klappen mit den beiden jungen Leuten? Erst einmal sorgt eine Massenkeilerei für reichlich (Miss-) Stimmung...
„Alter Kahn und junge Liebe“, auch bekannt unter dem Titel „Hol über“, ist die Adaption des 1954 im Ost-Berliner Aufbau-Verlag erschienenen Romans „Sonne über den Seen“ von Dieter Noll. Sie gilt als frühe musikalische Liebeskomödie von Gerd Natschinski, dem Erfinder des seinerzeit keineswegs nur aus Devisenmangel entwickelten und überaus erfolgreichen DDR-Filmmusicals. Und zwar bis heute: Natschinskis „Messeschlager Gisela“, uraufgeführt am 16. Oktober 1960 im (Ost-) Berliner Metropol-Theater, feierte umjubelte Wiederauferstehung am 8. Juni 2024 an der Komischen Oper Berlin im Zelt am Roten Rathaus.
Musikinterpreten im „Alten Kahn“ sind die Gruppen Fred Frohberg und die Bergols und die Spree-Teddys sowie das Tanzorchester Günter Gollasch. Neben dem ganz jungen Götz George und dem immer noch sehr jungen Horst Naumann sind auch eine ganze Reihe von Nebenrollen toll besetzt, etwa mit Kurt Schmidtchen als singender Schiffsmaat „Flunki“ Ernst, mit Uwe Torsten als nicht gerade sonderlich heller Maschinist Buttje mit unbändigem Drang zu Höherem sowie mit Ursula Weiß als vielbeschäftigte Kellnerin. Die TV-Erstausstrahlung erfolgte am 12. April 1957 im Deutschen Fernsehfunk der DDR, für die westdeutsche Erstaufführung sorgte am 1. November 1990 das Bayerische Fernsehen.
Pitt Herrmann