Der Verlorene

BR Deutschland 1950/1951 Spielfilm

Inhalt

Die einzige Regiearbeit des Schauspielers Peter Lorre. Hamburg 1943: Der renommierte Serumsforscher Dr. Rothe begeht eine Verzweiflungstat, als er bemerkt, dass seine Frau ihn ausspioniert. Da er für die Nazis aber kriegswichtige Arbeiten betreibt, wird die Tat von seinem jungen Kollegen Hoesch vertuscht. Rothe jedoch leidet fortan unter Zwangsvorstellungen und wird zu einem getriebenen Mörder. Nach Kriegsende trifft er unter falschem Namen Hoesch in einem Flüchtlingslager wieder. Als dieser für Rothes Schuldgefühle nur Hohn und Spott übrig hat, begeht der Arzt abermals einen Mord, indem er den ehemaligen Nazi-Beamten erschießt – anschließend begeht er Selbstmord.

 

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Falk Schwarz
"Es gibt kein Vergessen"
Eines der vergessenen filmischen Meisterwerke der fünfziger Jahre? Ein Weltstar kommt zurück nach Deutschland und dreht einen Film, der den Deutschen ihre Geschichte ins Gesicht schleudert. Einer der 100 besten deutschen Filme, sagt das Deutsche Filmmuseum - voreilig, wie ich finde. Damals wurde der Film nicht akzeptiert, vom Publikum nicht angenommen. Ein Lorre-Film: Lorre von oben, Lorre von der Seite, Lorre im Schatten. Lorre auch noch als Regisseur. Eine „Selbstinszenierung“. Ständiges Ausdrucksmittel: die Zigarette. Wahre Nihilisten rauchen! „Er hat Zigaretten gegessen“, sagt Gisela Trowe. Als ständiges Requisit wenig geeignet, um einen schwermütigen Menschen zu zeigen, der (übergangslos) zum Mörder wird und mit einer schwer zu akzeptierenden Kinderstimme spricht. Zweites Requisit: der umhüllende schwarze Wollmantel, der den dämonischen Charakter wärmen soll. Kameramann Vaclav Vich taucht den Film in schwärzestes Dunkel, was sicher stimmig ist, sich in seiner Eindimensionalität aber selbst aufhebt. Dann macht die Geschichte logische Sprünge, sodass zu Anfang überhaupt nicht zu verstehen ist, woher sich Karl John und Lorre im Film eigentlich kennen. Das Alles kommt erst ganz spät heraus und setzt sich nur mühsam zusammen. Gisela Trowe hat in der Rückschau gesagt: „Und als ich da im Treppenhaus stand und Lorre mich anblickte, da wurde mir ganz blümerant“. Mag sein. Aber filmisch umgesetzt ist dieser „durchdringende Blick“ nicht. Lorre sieht eher aus wie jemand, der dämonisch böse für die Kamera schauen will. Gleichwohl hat der Film Qualitäten in der Eindringlichkeit, mit der er ein bestürzendes Schicksal im Nazi-Deutschland zeigt. „Es gibt kein Vergessen“ der NS-Schandtaten! So stimmig diese Haltung ist, so sehr fehlt der Regisseur, der Lorre von sich selber abgebracht hätte. Staudtes „Die Mörder sind unter uns“ ist dagegen ein Wurf wie aus einem Guss. Doch die Lorre-Hagiographen reden weiter unbeirrt von seinem Genie. Ob die Kritiker 1951 so falsch nicht lagen, als sie den Film als konfus und mißlungen bezeichneten?

Credits

Regie

Kamera

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Drehbuch-Mitarbeit

Kamera

Kameraführung

Standfotos

Darsteller

Produzent

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • Dezember 1950 - Januar 1951: Lüneburger Heide, Heidenau (Flüchtlingslager)
Länge:
2691 m, 98 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 21.06.1951, 02932, Jugendfrei ab 16 Jahre / nicht feiertagsfrei;
FSK-Prüfung (DE): 13.05.1963, 02932 [2. FSK-Prüfung]

Aufführung:

Uraufführung (DE): 07.09.1951, Köln, Rex am Ring

Titel

  • Originaltitel (DE) Der Verlorene
  • Arbeitstitel Das Untier

Fassungen

Original

Länge:
2691 m, 98 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 21.06.1951, 02932, Jugendfrei ab 16 Jahre / nicht feiertagsfrei;
FSK-Prüfung (DE): 13.05.1963, 02932 [2. FSK-Prüfung]

Aufführung:

Uraufführung (DE): 07.09.1951, Köln, Rex am Ring

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 1952
  • Lobende Anerkennung
Bambi 1951
  • künstlerisch wertvollster deutscher Film ex aequo >Das Haus in Montevideo<