Biografie
Hans H. Zerlett, geboren am 17. August 1892 in Wiesbaden, bricht das Gymnasium vorzeitig ab und "brennt durch" (Zerlett), um als Schauspieler Karriere zu machen. Er tritt an diversen Provinzbühnen auf und meldet sich schließlich 1915 als Kriegsfreiwilliger. Nachdem er während des 1. Weltkriegs auf Grund einer Erkrankung aus dem Militärdienst entlassen wird, kommt Zerlett als künstlerischer Leiter einer Gastspiel-Tournee des Kriegsstücks "Der Hias" zu erster Bekanntheit. Vielbeschäftigt ist Zerlett zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon: Eine Repertoire-Liste von 1916 nennt bereits 254 gespielte Rollen.
1917 wird Zerlett Spielleiter am Berliner Friedrichstadt-Theater, ab Anfang der zwanziger Jahre macht er sich zudem als Bühnenautor einen Namen. Der Einstieg ins Filmgeschäft gelingt Zerlett 1927 mit dem Drehbuch zu der Komödie "Höhere Töchter". Er wird Chefdramaturg der Hom-Filmgesellschaft, wo er sich auf leichte Unterhaltungsstoffe spezialisiert – mit Ausnahme des Films "Vererbte Triebe", der die Sterilisierung "erblich belasteter" Verbrecher propagiert.
Mit dem Karl-Valentin/Liesl-Karlstadt-Kurzfilm "Im Schallplattenladen" gibt Zerlett 1934 sein Debüt als Filmregisseur. Im gleichen Jahr inszeniert er seinen ersten Langfilm, die Komödie "Da stimmt was nicht" mit Adele Sandrock und Viktor de Kowa – der Beginn einer erfolgreichen Regie-Karriere. Der Kritik gilt Zerlett, der die Drehbücher zu seinen Filmen stets selbst verfasst, als handwerklich versierter Regisseur publikumsträchtiger Unterhaltungsware. Zu seinen größten Erfolgen gehören das Mediziner-Drama "Arzt aus Leidenschaft", der Revue-Film "Es leuchten die Sterne" und die Adelskomödie "Die selige Existenz". Er dreht aber auch Nazi-Propagandafilme, wie etwa den antisemitischen Musikfilm "Robert und Bertram" sowie das Drama "Venus vor Gericht" (1941), das gegen die so genannte "entartete Kunst" sowie gegen demokratische Werte gerichtet ist.
Ab 1942 dreht Zerlett, der seit 1937 Produktionschef der Tobis Filmkunst ist, nur noch Unterhaltungsfilme – abermals mit großem Erfolg. Nach der Befreiung durch die Alliierten wird Zerlett vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet, 1949 stirbt er in Kriegsgefangenschaft an Tuberkulose. Im Rahmen eines posthumen Entnazifizierungsverfahrens wird er 1950 trotz seiner Propagandawerke als "nicht belastet" eingestuft.