Darsteller, Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Ton, Produzent, Produktionsleitung
Kassel Frankfurt am Main

Biografie

Reinhard Kahn wurde 29. Juli 1941 in Kassel geboren und wuchs in Nidda auf. Sein Vater, ein Forstmeister, verscholl als Soldat während des Zweiten Weltkriegs, sodass die Mutter Kahn und seine zwei Brüder allein aufzog. 1961 absolvierte Kahn das Abitur und begann in direktem Anschluss ein Studium im Fach Fotografie an der Werkkunstschule Darmstadt. Während dieses Studiums kam er mit Film als Gestaltungsmedium in Berührung und realisierte 1963 den 14-minütigen Experimentalfilm "Ohne Titel", der aus einer schnellen Folge schwarzer und heller Bildkader bestand, im Stil von Peter Kubelkas berühmten Experimentalfilm "Arnulf Rainer" (1960).

1964 wechselte Kahn in die Abteilung für Filmgestaltung an die Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm. Dort gehörten Edgar Reitz und Alexander Kluge zu seinen Dozenten. Im Ulm realisierte Kahn acht weitere Kurzfilme und machte 1968 seinen Diplom-Abschluss. Danach zog er nach Frankfurt, wo er zusammen mit sieben Filmemacher*innen, darunter Jeanine Meerapfel, Michel Leiner und Pavel Schnabel, das Kollektiv "Epplwoi Motion Pictures" gründete. Gemeinsam drehten die Mitglieder 1969 einen ersten Spielfilm, der sich in verschiedenen Erzählsträngen mit Kleinbürgertum und Konsumzwängen befassen sollte: "Zwickel auf Bizyckel". Allerdings löste das Kollektiv sich 1970 auf und das gedrehte Material blieb unmontiert. 

Insgesamt drehte das Kollektiv vier Filme, von denen lediglich einer, der Kurz-Spielfilm "Zwangsgepanzerte Worte", direkt fertiggestellt und 1970 bei den Oberhausener Kurzfilmtagen uraufgeführt wurde. Der abendfüllende Spielfilm "Am Ama Am Amazonas" (1970) wurde von der Berlinale abgelehnt und kam schlussendlich erst zehn Jahre später, im Mai 1980, im Kommunalen Kino Frankfurt zur Aufführung. Zu diesem Anlass wurde erstmals auch der neunminütige Kurz-Spielfilm "Team Delphin" (1970) aufgeführt.

Nach der Auflösung der Epplwoi Motion Pictures ging Kahn 1970 nach Berlin und schloss sich der linksalternativen "Basisgruppe Spandau" an. 1979 zog er zurück nach Frankfurt, wo er als Fotolaborant arbeitete. Erst durch die Motivation und Unterstützung von Alexander Kluge wendete Kahn sich schließlich wieder dem Filmemachen zu: Zusammen mit Michel Leiner drehte er den 77-minütigen "Waldi" (1980), ein Filmessay zum Thema Wald nach Texten von Robert Walser, die Kurzfilme "Mit dem Mund gefilmt" (1981), eine ironische Abhandlung über Sprichwörter, und "Der Verlust der Mitte" (1984) sowie den experimentellen Spielfilm "Platzwunder" (1984). 

In Zusammenarbeit mit Rosamund Gilmore (Bewegungsregie) inszenierte Kahn für das ZDF-Format "Das kleine Fernsehspiel" den experimentellen Tanzfilm "Nur Fliegen ist schwerer" (1985); im Jahr darauf entstand, erneut mit Unterstützung Gilmores, der Kurzfilm "Pas de deux für Anfänger" (1986). 

In den nächsten Jahren folgten "Naturgeschichte einer Kerze" (1988), "Rücke vor auf: Frühlingsmorgen" (1989) und der Dokumentarfilm "Nach schleppende Nerze und 5 Verlängerungsstangen der Bewegungswerkzeuge. Aus dem Alltag eines Tanzinstituts" (1993). Der Kurz-Spielfilm "Etwas aus Glas" war 1995 seine letzte Regiearbeit. Bei fast all seinen Filmen zeichnete Kahn neben der Regie auch für Drehbuch, Kamera und Schnitt verantwortlich. 

1997 nahmen Kahn und Michel Leiner sich schließlich des Materials von "Zwickel auf Bizyckel" an und erstellten eine Filmfassung, die bei den Hofer Filmtagen uraufgeführt wurde und den Hessischen Filmpreis erhielt; 1998 kam der Film in die Kinos. "Als habe Jim Jarmusch ein Drehbuch von Herbert Achternbusch verfilmt", hieß es damals in der Frankfurter Rundschau über die "Geschichte um eine schlampige Kindergärtnerin und einen schielenden Hilfsarbeiter." 

Nach diesem späten Erfolg zog Reinhard Kahn sich endgültig vom aktiven Filmgeschäft zurück. Sein letzter öffentlicher Auftritt war im Juni 2022 ein Podiumsgespräch im Kino des Deutschen Filmmuseums Frankfurt, das sein 50. Jubiläum als erstes Kommunales Kino Deutschlands feierte. Nur wenig später, am 22. September 2022, starb Reinhard Kahn in Frankfurt.

Sein Nachlass wird vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum verwaltet.

FILMOGRAFIE

1988/1989
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
  • Produzent
  • Produktionsleitung
1988
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
  • Ton
  • Produzent
1987
  • Mitwirkung
1985/1986
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
  • Produzent
1985
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1983/1984
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
1983/1984
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
1981
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
  • Produzent
1980/1981
  • Kamera-Assistenz
  • 2. Kamera
1979/1980
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
  • Produzent
1969/1980
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
  • Produzent
1980
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
  • Produzent
1969/1970
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
  • Produzent
1969-1970/1997
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
  • Produzent
1969/1970
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
  • Produzent
1968
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
1968
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
1967/1968
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
1968
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
1968
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
1966/1967
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
1966/1967
  • Kamera
1966/1967
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
1967
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
1966
  • Darsteller
1966
  • Kamera
1963
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
  • Produzent