Die weiße Hölle vom Piz Palü

Deutschland 1929 Spielfilm

Die weiße Hölle vom Piz Palü (Drehbericht)


Sepp Allgeier, Film-Kurier, Nr.188, 9.8.1929


Dr. Fanck hat wieder einmal seine "alte Leibgarde" zusammen gerufen, um mit den Sturmerprobten einen neuen, großen Bergfilm zu schaffen. Wir folgten auch alle gerne wieder seinem Ruf, weil wir wußten, daß seine Sache Hand und Fuß hatte, und wir unsere geleistete Arbeit auch wirklich im Film zu sehen bekommen, da er der einzige Regisseur ist, der seine Filme rein auf die Natur stellt. Auch kamen wir deshalb gerne wieder, weil wir einsehen gelernt haben, daß wir nur in der alten Kombination etwas wirklich Gutes leisten können. (...)

Also wir sind da, in Morteratsch, im herrlichen Bernina-Gebiet bei Mutter Keßler, in jenem netten kleinen Hotel nahe dem Gletscher. Es kann also losgehen.

"Föhn peitscht die Wände des Piz Palü."

So beginnt Fancks herrliches Manuskript. Allein mit diesen paar Worten ist schon viel gesagt. Stunden, ja sogar tagelanges Warten auf jene für den Film wirkungsvollen Sturm-, Wolken- und Föhnstimmungen, schnelles Erfassen der einzelnen Bilder, wenn einmal das Gewünschte auf Momente da ist, sind an der Tagesordnung.

In diesem Sinne lautet fast das ganze Manuskript. Nervenaufreibende Kleinarbeit für uns alle, aber am Ende doch schön für die Beteiligten, wenn alles gelungen ist. So saßen wir beispielsweise Tage und Wochen auf einsamer Höhe im heftigsten Schneesturm auf der Diavolezzahütte, um kurze Momente des Aufklarens auszunützen.

Aber auch mitten im Toben des eisigen Sturmes mußte der Bergführer Spring, der Träger der Führerrolle, seines schweren Amtes walten und über einen Schneegrat gehen, über den er fast hinweggefegt wurde. Die Sturmbilder sind famos geworden, man bewundert ihn, den Helden im Bilde, der Kameramann aber hatte alle Mühe nach der Aufnahme, die völlig vereiste Kamera, nebst seinen halberfrorenen Pfoten wieder in Schwung zu bringen.

In der Hütte war eine entsetzliche Stickluft, aber sie wärmte wenigstens. Unter dem stoßweisen Druck des Sturmes wackelten die Wände der Hütte förmlich. (...)

Pabst hat auch am Eisüberhang seine feinsinnige Spielregie mit den eigenartigen Einstellungen, dazu noch bei Nacht, Kälte und Propellerschneesturm nicht verleugnet, und hielt genau so zäh aus bis alles richtig saß, wie im Atelier. Die Spielregie in höheren Regionen überließ er gerne Dr. Fanck.

Selbstverständlich kann Dr. Fanck nicht bei jedem Bild selbst dabei sein, sonst wären zwei Jahre für einen Qualitäts-Bergfilm noch zu wenig. Er nimmt sich meist den jüngsten Operateur und läßt die älteren Passagen und dergleichen alleine drehen. Sehr hoch gelegene Aufnahmepunkte, wie Gipfel des Piz Palü und dergleichen überläßt er gerne mir und Angst und er hat auch recht. (...)

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