Siegfried Kracauer Preis 2019 verliehen

Die MFG Filmförderung Baden-Württemberg und die Film- und Medienstiftung NRW zeichnen gemeinsam mit dem Verband der deutschen Filmkritik den Journalisten Tobias Kniebe mit dem Siegfried Kracauer Preis 2019 für die "Beste Filmkritik" aus.

 

Den Preis für die "Beste Filmkritik" gewinnt Tobias Kniebe mit seiner Rezension des Films "First Man" (US 2018) von Damien Chazelle. Sie erschien unter dem Titel "Der Mann im Schleudersitz" in der "Süddeutschen Zeitung" am 8. November 2018. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert. Mit einer Lobenden Erwähnung wird Daniel Kothenschulte für seinen Text "Das falsche Bild" ausgezeichnet, eine Kritik zu Florian Henckel von Donnersmarcks "Werk ohne Autor", die im September 2018 in der Monatszeitschrift "Monopol" erschien.

Das Stipendium für das Jahr 2019/20 in Höhe von insgesamt 12.000 Euro erhält der Filmkritiker Till Kadritzke, der eine sechsteilige Artikelserie zum Thema "Zukunft des Kinos" sowie einen regelmäßigen Blog verfassen wird. Medienpartner für das Stipendium ist der renommierte "Filmdienst". Die Preisübergabe fand am Sonntagabend (3.11.) während der feierlichen Preisverleihung der Filmfestspiele Biberach statt.

Die diesjährige Jury bestand aus dem Filmproduzenten Jochen Laube (Sommerhaus Filmproduktion), dem Kameramann und Regisseur Hajo Schomerus und der Filmkritikerin Cosima Lutz, Gewinnerin des Siegfried Kracauer Preises 2018.

Insgesamt hatten sich über 100 Filmkritiker*innen für den Siegfried Kracauer Preis 2019 beworben. Die Nominierungen zur "Besten Filmkritik" erfolgten nach einer anonymen Auswertung der eingereichten Texte.

Tobias Kniebe habe mit seinem Text unter den Bewerber*innen für die beste Filmkritik mit "seinem so vielschichtig wie leichtfüßig geschriebenen Text" überzeugt, der das "Bedürfnis nach Auseinandersetzung" wecke, "mit diesem Film, seiner Form und seiner zeitgeschichtlichen Verortung", so die Jury. Weiter heißt es in der Begründung: "Kniebe findet in der Darstellung des vergangenen Amerika die Signaturen eines gegenwärtigen, das sich und uns deshalb andere Geschichten erzählen muss, das andere Bilder suchen und andere Helden finden muss als noch in den Sechziger Jahren. Ein Abgesang ohne Lamento, kühl und doch im melancholischen Bewusstsein, dass alles hätte anders kommen können – und dass alles anders sein kann."

In ihrer Lobenden Erwähnung für die Kritik von Daniel Kothenschulte hob die Jury hervor: "Der Text zeigt, statt Häme auszuschütten, was Kritik auch können soll: dass ein negatives Urteil nicht auf Kosten der beschreibenden und analytischen Genauigkeit gehen darf."

Mit dem zukünftigen Stipendiaten Till Kadritzke würdigte die Jury einen "vielseitigen Kritiker, der schreiberische Eleganz und kreativen Wagemut mit intellektueller Schärfe verbindet. In seiner Essayreihe zum Thema "Politische Cinephilie" wird er die filmische Form und das Politische zueinander in ein Verhältnis setzen und auf gegenwärtige Verschiebungen in der Debattenkultur beziehen. "Kadritzke will sich der Aufgabe stellen, Kino nicht nur als Illustration politischer Kämpfe zu begreifen, sondern als etwas, das zugleich Realität erschafft und Bilder baut, die auf unsere Welt einwirken", so die Jury.

Der Verband der deutschen Filmkritik dankte am Abend der Verleihung den drei Juror*innen, die in ihrer Diskussion deutlich gemacht hatten, dass Filme vielfach Diskurse aufgreifen und, durch die Kritik vermittelt, in die Gesellschaft getragen werden und dort eine Fortsetzung finden.

Die nach dem herausragenden Filmtheoretiker Siegfried Kracauer benannte Auszeichnung wird jährlich vergeben. Die Auslobung des Siegfried Kracauer Preises ist eine Initiative der MFG Filmförderung Baden-Württemberg, um die deutsche Kinolandschaft zu stärken, der sich die Film- und Medienstiftung NRW angeschlossen hat. Beide Filmförderungen stiften den Preis gemeinsam.

Weitere Informationen unter www.siegfried-kracauer-preis.de