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In einem Dorf im bayerischen Wald betreiben die Freundinnen Waltraud, Maria und Lena einen Lebensmittelladen. Doch die Geschäfte laufen immer schlechter, da die Leute inzwischen lieber zum billigen Supermarkt in die Stadt fahren. Wenn die Situation sich nicht schlagartig bessert, kann das Trio seinen Kredit nicht mehr abbezahlen und muss dicht machen. Dann aber kommt Maria durch einen obszönen Anruf auf eine delikate Geschäftsidee: Gemeinsam mit ihren Freundinnen gründet sie in ihrem erzkatholischen Heimatort einen erotischen Telefonservice. Unter den Pseudonymen "Maja", "Sarah" und "Lolita" sorgen sie mit ihrer Sexhotline schon bald für Wirbel. Die Gattin des Bürgermeisters setzt derweil alles daran herauszufinden, wer sich hinter den "unmoralischen" Angeboten verbirgt.
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Seit der Schließung der Glashütte ist die Arbeitslosigkeit stark gestiegen und weil es an wirtschaftlicher Perspektive mangelt, will sich Lena beruflich neu orientieren. Ihr bisheriger Job bei „Lebensmittel Brandner“, dem kleinen Geschäft von Waltraud Wackernagel und Maria Brandner, ist stark gefährdet, seit die Marienzeller jeden Euro zweimal umdrehen und lieber beim Discounter in Zwiesel einkaufen. Das „Aus“ kommt dann aber doch überraschend schnell: Thomas Sonnleitner von der Bayernbank kündigt den laufenden Kredit mit sofortiger Wirkung. Während Waltrauds ebenfalls arbeitslos gewordener Gatte Heinz zur Tilgung der Schulden das Haus verkaufen will, bringt der Heilpraktiker Bernhard, welcher sich um den bettlägerigen Vater Brandner kümmert, Maria auf die rettende Idee: Telefonsex bringt bis zu fünf Euro die Minute.
„Der Herrgott sieht alles“ hat Lena Bedenken, die jedoch bald ausgeräumt sind: „Das machen ganz normale Hausfrauen.“ Sexhefte und einschlägige Literatur ihres Vaters, die Maria auf dem Dachboden findet, bieten erstes Anschauungsmaterial, ein Besuch im Regensburger Sexshop (mit Tim Seyfi als Verkäufer!) komplettiert die Ausrüstung für Maria als „Maja, wie die Biene, nur heißer“, Waltraud als Sarah mit französischem Akzent und Lena als Lolita. „Liebesgrüße aus der Heimat: bayrisch, rustikal, direkt“ verspricht der Handzettel, den das stöhnbereite Trio im weiten Umkreis in die Briefkästen steckt und sogar am Aushang des Pfarrers Gandl anpickt.
Der erotische Service mutiert binnen weniger Tage zur ganz heißen Nummer – zur großen Freude des plötzlich wieder munteren Vater Brandner. Bereits die erste Monatsabrechnung der Telekom spült 7.000 Euro in die leere Ladenkasse. Was sogleich mit Schampus begossen wird und Gerti Oberbauer auf den Plan ruft. Die hochnäsige Gattin des stets um Ausgleich bemühten Bürgermeisters beobachtet das plötzlich zu Geld gekommene Trio zusammen mit ihrer Freundin Hannelore Huber argwöhnisch. Und beauftragt ihren geistig etwas zurückgebliebenen Sohn Jakob, der Messdiener und Zeitungsbote ist begeisterter Hobbyfotograf, sich an deren Fersen zu heften.
Zu höchst ungelegenem Zeitpunkt deckt der Bayernwald-Bote mit Jakobs Fotos die angebliche Skandal-Geschichte auf: Der Dekan (Johannes Herrschmann) und sein Sekretär (Christian Sauer) schauen sich gerade zusammen mit den Honoratioren Marienzells die Entwürfe Heinz Wackernagels für neue Fenster im Regensburger Dom an. Was auch neue Beschäftigung für die arbeitslosen Glasbläser bedeuten würde. Erst eine Brandrede Marias und das seine Gattin Waltraud Stolz machende beherzte Eingreifen Heinz Wackernagels bremsen den mit Fackeln bewaffneten Mob.
Was den Tante-Emma-Laden jedoch nicht rettet: „Wennst ganz unten bist, steht dir die Welt offen“ schreibt Maria auf die Fensterscheibe, bevor sie sich auf einen Südamerika-Trip begibt, freundlich verabschiedet von ihrem Telefon-Stammkunden Thomas Sonnleitner. „Das Wichtigste ist, dass die Seele gesund bleibt“: Lena sieht endlich den Wald vor ihren Augen und zieht zum Jungbauern Willi, der volles Verständnis aufbringt, hat er doch seinerzeit selbst sein Studium als Pornodarsteller finanziert, weil sein Vater die akademische Ausbildung überflüssig fand. Und die Dritte im Bunde? Bleibt dem Metier auf dem Bildschirm erhalten in „Waltrauds intimer Stunde“...
„Eine ganz heiße Nummer“ basiert auf dem gleichnamigen, 1998 erschienenen Roman von Andrea Sixt. Die freche, freilich nicht klischeefreie, aber durchaus familientaugliche Adaption war nach der Uraufführung am 30. September 2011 beim Zürich Festival, der Deutschen Erstaufführung am 20. Oktober 2011 in Zwiesel und dem Kinostart eine Woche später ein enormer Publikumserfolg und ist es nach der Free-TV-Premiere am 3. Juli 2013 im ZDF durch Streamingdienste wie Netflix bis heute geblieben. Bettina Mittendorfer erhielt für ihre Darstellung der Maria den Bayerischen Filmpreis 2011, während Gisela Schneeberger für ihre Rollen in den drei Filmen „Im Schleudergang“, „Add a Friend“ und „Eine ganz heiße Nummer“ den Deutschen Schauspielerpreis 2014 in der Kategorie „komödiantische Rolle“ gewann.
Pitt Herrmann