Der Student von Prag
Der Student von Prag
H.W. (= Hans Wollenberg), Lichtbild-Bühne, Nr. 225, 26.10.1926
Im Anfang war "Der Student von Prag". Unvergeßlich und richtunggebend für deutsche Lichtspielkunst; geschaffen von Hanns Heinz Ewers und Paul Wegener. Zwischen diesem Frühwerk und dem "Studenten" von anno 1926 liegt ein Stück Filmhistorie. Als die Sokal-Filmgesellschaft die glückliche Idee hatte, den von Ewers für den Film gefundenen Stoff noch einmal zu verlebendigen, hat ihr offenbar das Wort "Noblesse oblige" vorgeschwebt. Sie hat diesen Imperativ verwirklicht. Henrik Galeen hat ein Kunstwerk geschaffen, das für seine Regielaufbahn entscheidend sein dürfte. Conrad Veidt gab seit langem seine beste Leistung. (...) Die Handlung, wie sie sich im Film repräsentiert, verlangt noch einige, nicht unerhebliche Schnitte. Auf einige Lieder-Titel kann man gern verzichten: das Flötenkonzert, die Orgie in der Spelunke und vieles andere schreit nach der Schere. Bei einer geschickten Durchkürzung wird der Film an Wirksamkeit nur gewinnen. Dies im voraus. Der Stoff als solcher ist in sich stark und wirksam. Hanns Heinz Ewers" Drehbuch hätte ihn noch mehr pointieren, noch mehr steigern können. Aber er hat vor allem die in diesem Stoff liegende wesentlichste Schwierigkeit zu meistern verstanden: das Hineinspielen des Phantastisch-Voraussetzungslosen in eine reale Handlung. Dieses Hauptproblem des "Studenten von Prag" auch im Spiel der Bildgestaltung und Spielleitung gelöst zu haben, ist eine beachtliche Leistung Galeens. Er schafft den sagenhaft-gespenstischen Einschlag nicht nur durch prachtvoll gelungene Bildstimmungen, nicht nur durch Anwendung filmtechnischer Mittel, sondern in erster Linie durch das Darstellerische.