Der Regisseur von Klassikern wie "Lotte in Weimar" wurde 90 Jahre alt.
Egon Günther gilt als einer der bedeutendsten, aber auch streitbarsten Filmemacher der DEFA. Der internationale Durchbruch gelang ihm mit dem Beziehungsfilm "Der Dritte" (DDR), der 1972 den Hauptpreis des Internationalen Filmfestivals von Karlovy Vary gewann und die Hauptdarstellerin Jutta Hoffmann schlagartig bekannt machte.
Seine Thomas-Mann-Verfilmung "Lotte in Weimar" (DDR 1974) wurde als erste DDR-Produktion in den Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes eingeladen. Dass er für den DEFA-Film die international berühmte Schauspielerin Lilli Palmer in den Osten vor die Kamera hatte locken können, brachte ihm zusätzliche Anerkennung ein. Aber trotz seines hohen Ansehens in der DDR und der internationalen Aufmerksamkeit geriet er immer wieder in Auseinandersetzungen mit der DDR-Führung – vor allem wegen Filmen wie dem Gesellschaftsdrama "Die Schlüssel" (DDR 1974), dessen kritische Aussage den Parteikadern missfiel.
Nachdem mehrere seiner Filme verboten wurden, arbeitete Günther ab Ende der 1970er Jahre im Westen, vor allem fürs Fernsehen. Aber wenngleich seine TV-Produktionen viel Aufmerksamkeit erhielten, konnte er nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen. Nach der Wende kehrte Egon Günther in den Osten zurück und lebte in Potsdam, wo er zeitweise auch als Professor an der Filmhochschule Babelsberg lehrte. Für "Lenz. Ich aber werde dunkel sein" (1992), einem essayistischen Fernsehfilm über das Leben des deutsch-baltischen Schauspielers und Dichters, wurde er 1993 mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet.
1999 erschien mit "Die Braut" sein letzter Kinofilm, ein viel beachtetes Drama über Johann Wolfgang von Goethes Geliebte und spätere Ehefrau Christiane Vulpius. Im Juni desselben Jahres erhielt Egon Günther beim Deutschen Filmpreis einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk. Mit der Jahrtausendwende zog Günther sich dann vollständig aus dem Filmgeschäft zurück. 2002 wurde er von der DEFA-Stiftung mit einem Ehrenpreis für seine Verdienste um den deutschen Film geehrt. 2014 erhielt er einen Stern auf dem Berliner "Boulevard der Stars".
Am 31. August 2017 starb Egon Günther im Alter von 90 Jahren nach langer, schwerer Krankheit in Potsdam.