Am kommenden Freitag, 16. Juni, stellt Günter Agde in der Reihe FilmDokument im Zeughauskino Berlin mehrere sehr selten gezeigte dokumentarische Arbeiten von Peter Pewas aus den Jahren 1932 bis 1967 vor.
FilmDokument 197 am Freitag, 16. Juni 2017 um 18 Uhr im Zeughauskino, Berlin
Peter Pewas: Dokumentarfilme 1932 – 1967
Einführung: Günter Agde (CineGraph Babelsberg e.V.)
Er gilt im deutschen Film als Außenseiter: in der NS-Zeit und im deutschen Nachkriegskino konnte Pewas nur wenige Spielfilme realisieren. Das Spielfilmdebut "Der verzauberte Tag" (1943) überraschte alle und zog ein Verbot durch Goebbels nach sich, weil es normal-freundliches Alltagsempfinden der Deutschen jenseits von Krieg und Fliegeralarm stimmungsvoll nachzeichnete. "Straßenbekanntschaft" (1948) bei der DEFA bot Hygiene-Aufklärung in Unterhaltung verpackt. Der Krimi "Viele kamen vorbei" (1956) stieß wegen seiner formalen Ansprüche auf bundesdeutsches Unverständnis.
Alle seine Filme bezeugen Pewas' außergewöhnliche Gabe, eine eigene filmbildnerische Sprache zu formulieren und Profan-Alltägliches seiner Unscheinbarkeit zu entkleiden und das Besondere darin aufzufinden - und zu zeigen: mit den Mitteln des Films.
Zeit seines Arbeitslebens hat Pewas auch zahlreiche Dokumentarfilme realisiert, die freilich im alltäglichen Kinobetrieb untergingen. Ganz offensichtlich korrespondieren diese Dokumentarfilme in ihren Formenerfindungen und Experimenten – bei kurzer Metrage – mit seinen Spielfilmen. Als würde er sich hier auch ein Reservoir filmischer Mittel zur weiteren Verwendung schaffen. (Sein Nachlass birgt viele weitere Entwürfe für solche Vorhaben, in deren textlicher Notierung dieser Zusammenhang gut erkennbar wird.)
Die Themen dieser kurzen Filme umfassen ein erstaunlich breites Spektrum: vom romantisch-melancholischen Herbst-Stimmungs-Essay bis zur Bewegungsstudie von Eisenbahnen, vom schlichten Werbefilm bis zum Pamphlet. Die Weite dieses Spektrums ist freilich mehr seinen Auftraggebern anzurechnen und weniger seinem eigenen Konzept und Willen.
Den Anfang seiner Filmarbeit bilden Amateuraufnahmen, die Pewas von 1932 bis 1934 auf dem Berliner Alexanderplatz drehte: schnelle, auch unscharfe flüchtige Momentszenen jenseits der Metropole, in den Slums des damaligen Berlin. So ungelenk diese dokumentarischen Sequenzen auch heute anmuten, so offenbaren sie doch das frühe sinnliche Gespür des blutjungen Filmneulings für Bewegung im Film, für Lichtgebung und Schattensetzung, für Tempo und optische Kontraste. Den sorgfältigen, empfindsamen Umgang mit diesen zentralen Mitteln des Films bewahrt Pewas für sein gesamtes Werk. (GA)
Die Filme:
"Alexanderplatz überrumpelt", BRD 1932/34, R: Peter Pewas, 6 Minuten, 35mm
"Wohin Johanna?", D (Ost) 1946, R: Peter Pewas, 6 Minuten, 35mm
"Menschen – Städte – Schienen", D (West) 1949, R: Peter Pewas, 18 Minuten, 35mm
"Herbstgedanken", BRD 1950, R: Peter Pewas, 9 Minuten, 35mm
"Putzke will es wissen", BRD 1952, R: Peter Pewas, 17 Minuten, 35mm
"Vormittag eines alten Herrn", BRD 1962, R: Peter Pewas, 12 Minuten, 35mm
"Indem wir dienen…", BRD 1964, R: Peter Pewas, 31 Minuten, 35mm
"Kennzeichen Luftballon", BRD 1967, R: Peter Pewas, 12 Minuten, 16mm
Quelle: www.cinegraph-babelsberg.de