Filmkollektiv Frankfurt zeigt französische Militärfilme

Am Sonntag, 22. November zeigt das Filmkollektiv Frankfurt im Studierendenhaus auf dem Campus Bockenheim ausgewählte Spiel- und Dokumentarfilme des französischen Militärfilmarchivs ECPAD.

ECPAD (L'Établissement de communication et de production audiovisuelle de la Défense) ist die Produktions- und Informationsgesellschaft des französischen Verteidigungsministeriums, die im Jahr 1915 gegründet wurde und in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert. Das hauseigene Archiv in Ivry nahe Paris gehört damit zu den ältesten Filmarchiven der Welt. In Form von kurzen bis mittellangen Produktionen unterrichtete es die Öffentlichkeit zu Kriegs- und Friedenszeiten über die Befindlichkeiten der französischen Armee, genauso enthält das Archiv jene Produktionen, durch welche Armeeangehörige informiert und auch belehrt wurden.

Die Auswahl von 25 Filmen, die in zwei Programmblöcken (15 Uhr und 18.45 Uhr) vorgeführt werden, beleuchtet einerseits die aufwändige und künstlerisch eindrucksvolle Inszenierung der Produktionen, andererseits die thematische Bandbreite der fiktiven, dokumentarischen und auch animierten Werke. Keiner der zum größten Teil auf 35mm vorgeführten Filme war bislang in Deutschland zu sehen. Ein Großteil der ausgewählten Filme entstand während des Ersten Weltkriegs und zeugt von einer die Armee wie die Bevölkerung aufreibenden Phase. Weitere Schwerpunkte liegen auf den teils poetischen Dokumentationen über die französische Marine und ihre Einsatzorte, der Rolle der Frau an Heimatfront wie auch in Uniform sowie den Werken später berühmter Filmemacher wie Claude Lelouch und Raoul Coutard, deren Talent schon in ihren ECPAD-Produktionen zu erkennen ist. Bewusst sind auch einige skurrile Highlights im Programm: Ob Filme, die sogar in Form von Comic-Figuren vor Spionage warnen, oder ein Musical, welches Jugendliche von einer Soldatenlaufbahn überzeugen soll – wie auch manch andere der ECPAD-Produktionen laden sie zum Schmunzeln ein, obwohl oder gerade weil sie ihrer jeweiligen Entstehungszeit verhaftet sind.

Katerina Kampoli, Filmrestauratorin im ECPAD und Kuratorin des Jubiläumsprogramms, wird Einführungen halten sowie für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung stehen.

Die Veranstaltung wird unterstützt vom Kulturamt Frankfurt am Main.


Programmübersicht

1. Programmblock (15 – ca. 18 Uhr)

Einführung

von Katerina Kampoli (ECPAD) in das Programm und in die Geschichte des ECPAD, anschließend ein Portrait des Archivs und der Strahlkraft seiner Produktionen:

"Ah! Vous Faites Aussi du Cinéma...?" – Ach! Auch ihr macht Kino…?
(ECPA / 1976 / Regie: Marc Flement / 10'21'' / 76.2.14),


Camouflage

"Compilation d'Images sur le Camouflage" – Zusammenstellung von Bildern über die Camouflage
(SPCA / 1918 / 6'55'' / stumm / 14.18 B 377)

"Les Surpises du Camouflage" – Die Überraschungen der Camouflage
(SCA / 1916 / 7'04'' / stumm / 14.18 A 610)

"Les Boucliers" – Schutzschilder
(SCA / 1916 / 6'07'' / stumm / 14.18 A 1019)

Dieser Programmteil versammelt skurrile wie aufschlussvolle Bilder vom Einsatz der Camouflage im Ersten Weltkrieg.


Auf dem Meer

"Sur Tous les Océans" Auf allen Meeren (ECPA / 1975 / Regie: Marc Flement / 12'31'' / 75.1.05)

"Comment on Pêche Pendant la Guerre" Wie man während des Krieges fischt (Kinematographischer Dienst der Marine / 191? / 7'24'' / stumm / 14.18 A 704)

"La Chasse aux Sous-Marins" Die Jagd nach U-Booten (SCA-SCPA / 1916 / 5'35'' / stumm / 14.18 B 386)

"Des Accidents à Bord: Pourquoi?" Unfälle an Bord: Warum? (ECPA / 1971 / Regie: Alfred Bier / 15'21'' / SCA 988)

"Les Grandes Bases Navales Actuelles en Méditerranée" Die aktuellen großen Hafenstützpunkte im Mittelmeer (Kinematographischer Dienst der Marine / 191? / 5' / stumm / 14.18 B 127)

Die Marine als eines der Aushängeschilder der französischen Armee war in der 100-jährigen ECPAD-Geschichte sehr häufig Gegenstand von Dokumentationen und Filmessays, diese fünf Filme verdeutlichen stellvertretend deren lyrische Qualität.


Auch sie waren dabei

"Chiffonard er Bonaloy" Chiffonard und Bonaloy (Kinematographischer Dienst der französischen Truppen in Deutschland / 1954 / Regie: Pierre Lhomme / Darsteller: Jean-Claude Brialy u.a. / 6'35'' / FFA 130.54)

"La Guerre du Silence" Der Krieg der Stille (SCA / 1959 / Regie: Claude Lelouch / 37'29'' / SCA 182)

"Le Défilé du 14 Juillet 1977" Die Parade am 14. Juli 1977 (ECPA / 1977 / Regie: Raoul Coutard / 13'10" / 16mm / 77.2.12)

Bedeutend war und ist der ECPAD als "Trainingslager" für später berühmte Filmleute, wie den großen Kameramann Pierre Lhomme oder den noch jungen Jean-Claude Brialy. Claude Lelouch schuf hier wohl einen seiner besten Filme und Raoul Coutard lancierte über dokumentarische Aufnahmen zahlreiche Seitenhiebe gegen die nouvelle vague.

Überraschungsfilm (12')



2. Programmblock (ca. 18.45 – ca. 21 Uhr)

Wir alle müssen dienen

"Les Animaux Pendant la Guerre" Tiere während des Krieges (SPCA / 1917 / Aufnahmen: Robert Baudouin, Charles Blanc / 19'13'' / stumm / 14.18 A 1104)

"Savoir Commander" Kommandieren können (SCA / 1951 / Aufnahmen: Jean Goreaud / 4'57'' / SCA 634)

"Pigeonnier Militaire" Militärtaube (SCA / 1916 / 14'44'' / stumm / 14.18 A 1115)

"Par une Poignée des Gendarmes" Von einer Handvoll Polizisten (ECPA / 1971 / Regie: Alfred Bier / 10'42'' / 71.2.03)

Um in der Armee zu reüssieren, muss ein jeder das Beste aus sich herausholen, sei es Gendarm, Befehlsgeber oder Tier…


Armee Feminin

"Paris Après Trois Ans de Guerre" Paris nach drei Jahren Krieg (SPCA / 1917 / 28'15'' / stumm / 14.18 A 369)

"Reviens vite, Toubiba" Komm bald zurück, Toubiba (SCA Algerien / 1957 / 4'57'' / SCA 129)

"Les Armées au Féminin" Die weiblichen Armeen (ECPA / 1977 / Regie: Henri Revay / 9'42'' / 16mm / 77.2.02)

Im Ersten Weltkrieg übernahmen die Frauen die Rolle der an der Front stationierten Männer, in der algerischen Kolonie versorgten sie die in Armut lebende Bevölkerung und Ende der 1970er Jahre artikulierten sie selbstbewusst die Gründe für ihren Dienst im Militär.


Sei gewarnt, sei informiert, sei auf der Hut

"Percy et l'Espion" Percy und der Spion (Britische Armee; SCA / 1947 / 4'24'' / frz. Version / CE 08)

"Percy et la Censure" Percy und die Zensur (Britische Armee; SCA / 1947 / 4'02'' / frz. Version / CE 09)

"N'oublie pas" Vergiss nicht (SCA / 1950 / Aufnahmen: Georges Kowal / 2'38'' / SCA 632)

"Publisanté" (ECPA / 1986 / Regie: Bruno Gaumetou / 5'13'' / Animation / 86.2.06)

"Mélodie Conseil" Melodischer Rat (ECPA / 1978 / Regie: Françis Pernet / 12'20'' / 78.3.08)

 

Zum Abschluss noch einige Schmuckstücke: zwei beschwingt-lustige Warnfilme, beides französische Fassungen ursprünglich britischer Filme, von Tex Avery inspirierte Animationswarnclips des späteren Disney-Zeichners Gaumetou und der aufwändig choreografierte "Mélodie Conseil", der drei Jugendlichen die Entscheidung bei der Berufswahl erleichtern soll.

Alle Filme laufen in der französischen Originalsprache mit eingespielten englischen Untertiteln.

Einzelkarte pro Programmblock:     6 EUR / 5 EUR (ermäß.)
Tageskarte:                                 10 EUR / 8 EUR (ermäß.)

Der gemeinnützige Verein Filmkollektiv Frankfurt – Projektionsraum für unterrepräsentierte Filmkultur e.V. präsentiert seit September 2013 unabhängig kuratierte Kinoprogramme in Frankfurt am Main.

Quelle und weitere Informationen: www.filmkollektiv-frankfurt.de