Die schwarze Galeere
Eine neue Literaturverfilmung. Die Schwarze Galeere
Hätte Martin Hellberg einen historischen Abenteuerfilm ge
Übertriebene Werktreue oder Einverständnis – Hellberg übernimmt weitestgehend, sogar den philiströsen Dialog. Die abenteuerliche Handlung, die den ohnehin schwach charakterisierten Helden wohl Aktionen, aber kaum Möglichkeiten einer Individualisierung gewährt, wird nur in ihrer Folge unbedeutend verändert; die Beschreibungen Raabes gehen vielfach in dem Kommentar des "Chronisten" auf. Dieser Kommentar besitzt im Film großes Gewicht, denn Exposition, Erklärungen allgemeiner und besonderer Zusammenhänge bleiben ihm überlassen. Er wird bilderbogenmäßig illustriert und kommt einer Geschichtslektion mitunter sehr nahe. Es ist dem Drehbuchautor Hellberg nicht gelungen, aus Raabes Erzählung ein Filmsujet zu formen, das Geschehen und Tendenz organisch verbindet. Die Probleme und Widersprüche werden einfach berichtet. Sie müßten aber im zwischenmenschlichen Bezug der Figuren Gestalt finden. So wirken auch die über Raabe hinausgehenden Zuspitzungen aufgesetzt. (…)
In einigen Szenen und Einstellungen erreicht Hellberg die Qualität realistisch-historischer Darstellung, die wir insgesamt von ihm erwarteten: so die Kamerafahrt über die Gesichter der Antwerpener Patrizier in der Kirche, erinnernd an die Bildniskunst der alten Niederländer; am vortrefflichsten gelang Hellberg die Genre-Szene in der Schenke, deren schöpferisch interpretierte Gewährsmänner Brueghel und Brouwer sind (hervorzuheben auch der Gesang Ingeborg Bogners). Leider bleiben diese Szenen Ausnahmen. Der konventionelle Eindruck des Films wird verstärkt durch die Kulissenwelt (Bauten: Harald Horn, Erich Zander) und den biederen Trick (Ernst Kunstmann). Einen echteren Eindruck von der Historie gibt dagegen die Originale verarbeitende Musik Wilhelm Neefs. Die handwerklich gute Kamera (Karl Plintzner) folgte den Intentionen der Regie.