Hans Trutz im Schlaraffenland
Hans Trutz im Schlaraffenland
Der Film, Nr. 47, 24.11.1917
Das glänzend gestimmte, übervolle Haus, das Paul Wegeners jüngster Film "Hans Trutz im Schlaraffenland" (Union-Zadek-Staar) am letzten Sonntag Mittag bei seiner Berliner Uraufführung im Unionpalast gesehen, hat erneut das große Interesse erwiesen, das den Wegener-Films entgegengebracht wird, und ferner, daß Wegeners rein künstlerische Bestrebungen echte und dankbare Gegenliebe im Publikum finden. Um der hohen, ethisch und geschmacklich wertvollen Bestrebungen dieses Vorkämpfers für den deutschen Kunstfilm darf man diese Tatsache herzlich begrüßen und seinen Werken weiteste Verbreitung wünschen. Der neue Märchenfilm, welcher noch mehr hält, als "Der Student von Prag", "Der Golem" und "Rübezahl" versprochen haben, schildert etwa im Hans Sachsischen Stile die seltsamen Erlebnisse des unzufriedenen Bauern Hans Trutz, der durch Teufels List ins Schlaraffenland gelangt, dort nach üppigem und faulem Leben Nutz und Segen der Arbeit verstehen lernt und am Ende durch Frau und Kind aus den Klauen des Teufels und seiner bösen Geister errettet wird. – Der Versuch, phantastischen Vorstellungen, wie sie z.B. die Erzählung eines Märchens auslöst, eine bestimmte, konkrete Gestalt zu geben, birgt bekanntlich die Gefahr, daß gerade die Phantasie gelähmt und damit der weite Kreis solcher Vorstellungen verengert werde. Das weiß der Kinofachmann Paul Wegener und Rochus Gliese, sein trefflicher Mitarbeiter, gerade so gut wie der bildende Künstler, sie freilich haben diese Gefahr umschifft, so daß der Zuschauer völlig im Reiche des Phantastischen verbleibt und nirgends durch technische Durchsichtigkeiten etwa gestört wird. Wegener verfolgt also konsequent und erfolgreich seine bekannten Kinoziele, die, was hierbei nicht vergessen sei, vielleicht doch hie und da befruchtend auf den deutschen Film gewirkt und manchen Fortschritt, sei es direkt, sei es indirekt, herbeigeführt haben. Den unbestreitbar großen Erfolg des "Hans Trutz" teilen sich mit Wegener und Gliese Lyda Salmonova als treue und brave Bauernfrau, schlicht, rein und echt mütterlich, Ernst Lubitsch als Teufel, grotesk und bizarr, in Geste und Maske gleich gut, und Wilhelm Diegelmann als fetter, komischer Schlemmer zwischen Speck und Schinken; Paul Wegener aber hat in der Rolle des Hans Trutz dank den großen, ihm zu Gebote stehenden Mitteln eine ebenso feinumrissene, wie kraftvolle und kernige Gestalt geschaffen.