Up! Up! to the Sky

Deutschland 2007/2008 Spielfilm

Up! Up! To the Sky



Von Sascha Koebner, film dienst, Nr. 08, 2008

Schon der Anfang des Films scheint einem Stillleben des niederländischen Barock entsprungen: Ida brät Frikadellen in einer von goldenem Licht durchfluteten Küche. Sorgsam wiegt sie die Zutaten und verpackt die Fleischklopse in ein Glas. Die Zwischenmahlzeit ist für ihren Sohn bestimmt, Arnold, den Sonderling des kleinen Ortes. Er machte nie einen Hehl daraus, dass er sich für einen Außerirdischen hält, ganz wie sein Vater einer war, der kurz nach seiner Geburt wieder zu den Sternen flog und ihn und Ida alleine ließ. Nur seine Fliegerkappe ließ er Arnold zurück, die er seitdem beständig auf dem Kopf trägt. Doch Arnold zieht es ebenfalls in die Ferne: Seit Jahren schon bastelt er an einem Raumschiff, mit dem er es seinem Vater gleichtun und der Erde entschwinden möchte. Sein letzter Fehlstart allerdings bringt ihn in eine psychiatrische Anstalt, wenn auch nicht aufgrund seines Vorhabens, sondern wegen eines Angriffs auf einen schadenfrohen Jungen. Das "Irrenhaus" selbst scheint aus dem 19. Jahrhundert zu stammen, und hier trifft er die blonde Ärztin Wanda, die dem Wahn des Jungen allmählich Glauben schenkt und alsbald ihre Gefühle für den Patienten auslotet. Mit einigen von Arnold verfassten Sternenkarten unter dem Arm macht sie sich zu einem Observatorium auf und lässt sich von einer Astronomin die Exaktheit der gezeichneten Planetenkonstellationen bestätigen.

"Up! Up! To the Sky" ist das Regiedebüt von Hardi Sturm, der auch das Drehbuch schrieb. So sehr Sturm die Schauspielführung gelungen ist, insbesondere Anneke Kim Sarnau als Wanda überzeugt in ihrer inneren Zerrissenheit, ächzt das Drehbuch doch über Strecken unter seiner schweren Fracht, etwa den unterschiedlichen Liebeskonstellationen: denn Wanda ist hin- und hergerissen zwischen Arnold, der ihr eigentlich zu jung ist, und ihrem Freund, der seine Freundin erstaunlich bereitwillig experimentieren lässt. Auch Arnolds Mutter ist unentschlossen: So sehr hängt ihr Herz noch an dem Vater des verhaltensauffälligen Jungen, dass sie den Avancen ihres Schulfreundes Emil widersteht; zu weich sei er ihr, doch welcher Erdenmann kann schon mit einem draufgängerischen Außerirdischen konkurrieren? Der Film spielt in einem märchenhaften Deutschland, idyllisch und von lyrischer Schönheit, in dem die verzwickte Partnerwahl tatsächlich das größte Problem darstellt, in einer ansonsten herrlich unwirklichen Welt. Ein wenig wird der Zauber dieses Sommermärchens untergraben, wenn in der letzten Einstellung die Frage nach dem Geisteszustand des Helden verbindlich beantwortet wird. Ein Fehler, der den gelungenen, hochkarätig besetzten und dekorativ inszenierten Erstling jedoch nicht nachhaltig trübt.

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