Das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum widmet dem 2019 gestorbenen Filmwissenschaftler Thomas Elsaesser, der am 22. Juni 2023 80 Jahre alt geworden wäre, gemeinsam mit der Martin-Elsaesser-Stiftung und der Goethe-Universität Frankfurt zwei Abende mit Veranstaltungen.
Dienstag, 20. Juni, 19 Uhr
Archivgespräch im DFF-Archivzentrum, Eschersheimer Landstraße 121
Mit einem Archivgespräch über die Erschließung der wissenschaftlichen Sammlung Thomas Elsaessers, die das DFF in zwei Chargen 2020 und 2021 übernommen hat, geht es los, und zwar am Dienstag, 20. Juni, um 19 Uhr (Onlinetickets 5/3 Euro) im DFF-Archivzentrum (Eschersheimer Landstraße 121), Eintritt frei für Studierende. Eva Hielscher, Isabelle Bastian und Jens Kaufman geben Einblicke in die Sammlung und erläutern ihren Wert für die zukünftige Forschung.
Die Sammlung wurde ursprünglich von seiner Witwe, Professor Silvia Vega-Llona, kuratiert, organisiert und aufbewahrt, bevor sie an das DFF übergeben wurde. Alo Paistik stellt die Website zur Elsaesser-Sammlung vor, die derzeit von Ayham Ghraowi im Auftrag des DFF erstellt wird, und Vinzenz Hediger informiert über die Nutzung der Sammlung im DFF-Archiv durch den gemeinsamen Masterstudiengang Filmkultur und die Forschungsprojekte der Universität sowie den Wert der Thomas Elsaesser Research Collection.
In den Tagen vor seinem plötzlichen Tod äußerte Elsaesser den ausdrücklichen Wunsch, am DFF ein Thomas-Elsaesser-Forschungszentrum für Forschung, Kunst und Bildung einzurichten, und unternahm die finanziellen und logistischen Planungen, um dies zu verwirklichen. Das DFF hofft, dieses Vorhaben zu Ehren von Thomas Elsaessers Vermächtnis vollenden zu können.
Mittwoch, 21. Juni, 18 Uhr
Film- und Präsentationsprogramm im Kino des DFF, Schaumainkai 41
"Zwischen zwei Kriegen"
BRD 1978. R: Harun Farocki. D: Jürgen Ebert, Michael Klier, Ingemo Engström, Hartmut Bitomsky. 85 Min. 16mm
Ein Zentralwerk im Schaffen von Harun Farocki, der darin die Entstehung des deutschen Industriekomplexes vom Ende des Ersten Weltkriegs bis in die 1930er Jahre hinein und die Wurzeln des Faschismus darin untersucht. Historisch und thematisch mit "Die Sonneninsel" verwandt, zieht Farocki eine Parallele zwischen den industriellen Produktionsprinzipien und dem Filmemachen. Auch für Elsaesser ist es eine wichtige frühe Referenz in Farockis Werk: "Das erste Mal habe ich einen seiner Filme auf einer Konferenz in Vancouver vorgestellt, nachdem ich eine 16mm-Kopie von 'Zwischen zwei Kriegen' am kanadischen Zoll vorbei geschmuggelt hatte." Elsaesser analysierte den Film in dem 2004 von ihm herausgegebenen Buch "Harun Farocki: Working on the Sight-Lines" umfassend
Mittwoch, 21. Juni, 20 Uhr:
Elsaesser-Würdigung und Website-Präsentation
Malte Hagener (Uni Marburg) über die Bedeutung von Elsaesser, Alo Paistik stellt die neue, vom DFF in Auftrag gegebene Website zur Sammlung Thomas Elsaesser vor. Eintritt frei.
Mittwoch, 21. Juni, 21 Uhr:
"Die Sonneninsel"
Deutschland 2017. R: Thomas Elsaesser. Essayistischer Dokumentarfilm. 93 Min. DCP
Frankfurts Stadtbaurat Ernst May und Architekt Martin Elsaesser wurden in den 1920er Jahren zu Vorreitern des Neuen Bauens. Vor den Nazis floh May in die Sowjetunion, Elsaesser auf eine abgeschiedene Insel im Osten Berlins. Auf dieser "Sonneninsel" begegnen Elsaesser und seine Frau dem Landschafts- und Gartenarchitekten Leberecht Migge, der dort seine Ideen der autarken Versorgung und des alternativen Lebens in die Praxis übersetzen wollte. In "Die Sonneninsel" erzählt Martin Elsaessers Enkel Thomas Elsaesser anhand bislang unbekannter Privataufnahmen vom erzwungenen Aussteigerdasein seines berühmten Großvaters und einer tragischen Ménage à trois.
Quelle: www.dff.film