Publikation über den Autorenfilmer Karl Fruchtmann erschienen

"Karl Fruchtmann. Ein jüdischer Erzähler" – Die erste Monographie über den Autorenfilmer erscheint jetzt als dritter Band der gemeinsam von der Akademie der Künste und der Deutschen Kinemathek herausgegebenen Reihe "Fernsehen. Geschichte. Ästhetik". Die Buchvorstellung findet am 26. Februar in der Akademie am Pariser Platz statt.

 

Karl Fruchtmann (1915–2003) gilt als einer der eigenwilligsten Fernsehregisseure. In erster Linie assoziiert man seinen Namen mit Filmen, die das deutsch-jüdische Verhältnis thematisieren, wie "Kaddisch nach einem Lebenden" (1969), in dem er seine KZ-Haft verarbeitet. Mit "Zeugen. Aussagen zum Mord an einem Volk" schuf er 1981 die erste umfassende Dokumentation über die Shoah, in der die Opfer selbst zu Wort kommen. Im Versuch, dem deutschen Fernsehpublikum das Unbegreifliche der Shoah begreifbar zu machen, wollte er mit filmischen Mitteln gegen alle Formen der Diskriminierung und Verfolgung von Menschen durch andere ankämpfen. Oft thematisierte er deshalb Gewalt und Gewalterfahrung, um sein Publikum so zu einer Reflexion über Ausgrenzungs- und Verfolgungsmechanismen in der Vergangenheit und in der Gegenwart anzuregen. Viele seiner Filme wurden zu Marksteinen des bundesdeutschen Fernsehens hin zu einem kritischen Medium. Das Buch entstand weitestgehend auf der Grundlage seines umfangreichen Archivs, das neben Drehbüchern, Produktionsunterlagen und zahlreichen Fotos auch eine umfangreiche Korrespondenz enthält. Das Archiv ist erschlossen und für die Forschung zugänglich: https://archiv.adk.de/bigobjekt/3551

Anlässlich der Buchvorstellung am 26. Februar erinnern seine Tochter Sara Fruchtmann, der langjährige Fernsehspielchef von Radio Bremen Jürgen Breest, der Kameramann Günther Wedekind sowie der damalige Regieassistent Werner Meyke an den Autorenfilmer.

Die Archive der Akademie der Künste und der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen verwahren bedeutende Bestände von Regisseuren, Autoren und Produzenten, denen die Entwicklung des Fernsehens zu verdanken ist. Ausgehend von diesen umfangreichen Quellenbeständen erscheinen in der Reihe "Fernsehen. Geschichte. Ästhetik" werkbiografische Darstellungen und thematische Analysen zum Fernsehen in Deutschland.

Veranstaltungsdaten:
Karl Fruchtmann. Ein jüdischer Erzähler
Buchvorstellung und Archivpräsentation
Dienstag, 26. Februar, 19 Uhr, € 6/4
Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin

Publikation:
Karl Fruchtmann. Ein jüdischer Erzähler
Herausgegeben von Torsten Musial und Nicky Rittmeyer im Auftrag des Archivs der Akademie der Künste und der Deutschen Kinemathek. Mit weiteren Beiträgen von Karl Prümm und Michael Töteberg
Mit DVD-Beilage Kaddisch nach einem Lebenden
edition text + kritik, München 2019, 240 Seiten, € 29
ISBN 978-3-86916-751-60

Quelle: www.deutsche-kinemathek.de