Zwei Wochen vor der glanzvollen Weltpremiere am 12. Februar 2010 ist die Filmrestaurierung von "Metropolis" (DE 1927/2010) abgeschlossen. Nach mehr als 83 Jahren kehrt der legendäre Stummfilmklassiker in der restaurierten Fassung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung auf die Kinoleinwand zurück: mit verloren geglaubten, erst 2008 in Buenos Aires wieder entdeckten Szenen sowie der neu-editierten Originalmusik in einem Filmkonzert.
Die Filmvorstellungen mit Orchesterbegleitung in Frankfurt und Berlin sind ausverkauft, der europäische Kultursender ARTE überträgt die Doppel-Filmpremiere live im Fernsehen. In der Alten Oper Frankfurt spricht der Hessische Ministerpräsident Roland Koch, im Friedrichstadtpalast Berlin spricht der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Bernd Neumann.
"Die "Metropolis"-Restaurierung und Wiederaufführung wirft das Scheinwerferlicht auf die herausragende filmkulturelle Arbeit im Filmland Hessen, die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Mit Spannung erwarten wir die Premiere in der Alten Oper Frankfurt, wenn nach 83 Jahren wieder die Premierenfassung von Fritz Langs Film und Gottfried Huppertz" Musik erlebbar sein werden", sagte Stefan Grüttner, Chef der Hessischen Staatskanzlei. Für ihn schließe sich nun ein Kreis von der Ankunft des argentinischen Filmmaterials im Sommer 2009 bis zur Vorstellung von Restaurierungsbeispielen am heutigen Freitag im Deutschen Filmhaus in Wiesbaden.
"Eine der spannendsten Geschichten des Films – die Überlieferung von "Metropolis" als filmischer Torso – kommt nun zu einem Happy End. "Metropolis" in der Fassung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung von 2010 ist ein neues Filmerlebnis, durch die neue Fassung wird die Handlung des Films jetzt richtig verständlich", so Eberhard Junkersdorf, Kuratoriumsvorsitzender der Murnau-Stiftung. Die weltweit beachtete Restaurierung stehe symbolisch für die Verpflichtung, das Filmerbe zu bewahren und es für heutige ebenso wie künftige Generationen verfügbar zu machen.
"Seit einem halben Jahrhundert wird an der Wiederherstellung von "Metropolis" gearbeitet, die nunmehr vierte Restaurierung kommt Fritz Langs Meisterwerk so nahe wie noch nie", so Helmut Poßmann, Vorstand der Murnau-Stiftung. Er dankte den Partnern und Förderern des Projektes.
"Metropolis" wird nach den Premieren zunächst auf Festivals, später auch im Kino und auf DVD erlebbar sein. Den Weltvertrieb der restaurierten Fassung übernimmt Transit Film.
"Die Frankfurter Premiere zählt zu den Höhepunkten unseres ersten großen interdisziplinären Kooperationsprojekts Phänomen Expressionismus. Bis 2011 wird in der Region Rhein-Main mit Ausstellungen, Werkschauen und Film- sowie Theatervorstellungen eine der wichtigsten Epochen der Klassischen Moderne in Deutschland vorgestellt", so Prof. Dr. Herbert Beck, Geschäftsführer des Kulturfonds FrankfurtRheinMain, der als einer der Hauptförderer die Restaurierung des Films und die Premiere in Frankfurt unterstützt.
"Das Stummfilm-Erlebnis lebt von der Musik. Von der Restaurierung bis zur festlichen Wiederaufführung spielt die Originalmusik zu "Metropolis" eine entscheidende Rolle", so Nina Goslar, Filmredakteurin des europäischen Kulturkanals ARTE, der von den "Metropolis"-Premieren in Frankfurt und Berlin live berichtet und die Vorstellung in Berlin überträgt. Seit Jahren gibt ARTE dem Stummfilm einen festen Programmplatz, ZDF und ARTE beteiligen sich als Kooperationspartner bei bedeutenden Restaurierungsprojekten wie von "Metropolis".
"Die Arbeit mit dem argentinischen Material, das Verschleiß und Gebrauchspuren aus zahlreichen Vorführungen in sich trägt, stellte eine große Herausforderung dar. Dabei ist es gelungen, sich der verlorenen Uraufführungsfassung vom 10. Januar 1927 nahezu vollständig anzunähern", berichtet Anke Wilkening, Restauratorin der Murnau-Stiftung, die mit Martin Koerber (Deutsche Kinemathek, Berlin) und Frank Strobel (Europäische Filmphilharmonie) bei der Restaurierung zusammen arbeitete.
"Die Produktion von "Metropolis" setzte seinerzeit neue Maßstäbe, für seine Restaurierung mussten immer wieder neue Wege gegangen werden. So wurden bereits 2001 erstmals neuartige digitale Verfahren eingesetzt, für die aktuelle Restaurierung musste beispielsweise eine eigene Software geschrieben werden", berichtet Thomas Bakels (Alpha Omega digital, München). Dabei galt es, die Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung ebenso wie ethische Fragen der Restaurierung in Einklang zu bringen.
Premieren am 12. Februar in Frankfurt und Berlin
"Metropolis" (DE 1927/2010) in der restaurierten Fassung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung feiert Premiere am 12. Februar 2010 (20.15 Uhr) in Frankfurt am Main im Rahmen des vom Kulturfonds FrankfurtRheinMain initiierten interdisziplinären Kooperationsprojekts "Phänomen Expressionismus" und zeitgleich anlässlich der 60. Internationalen Filmfestspiele Berlin. Mit der nach der Originalpartitur von 1927 neu adaptierten Musik wird die Vorstellung in der Alten Oper Frankfurt von dem Staatsorchester Braunschweig unter Leitung von Helmut Imig begleitet, Frank Strobel dirigiert die Vorstellung mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin im Friedrichstadtpalast (Berlin).
Die Frankfurter Premiere findet statt mit der freundlichen Unterstützung des Kulturfonds FrankfurtRheinMain, des ZEITmagazins und der Alten Oper Frankfurt.
Restaurierung und Partner
Restauriert wurde "Metropolis" von der in Wiesbaden ansässigen Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Kooperation mit ZDF und ARTE, gemeinsam mit der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen (Berlin) und in Zusammenarbeit mit dem Museo del Cine Pablo C. Ducros Hicken (Buenos Aires). Die Originalmusik von Gottfried Huppertz wird neu editiert von der Europäischen Filmphilharmonie im Auftrag von ZDF / ARTE. Die Restaurierung und Wiederaufführung werden gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, die gemeinnützige Kulturfonds Frankfurt RheinMain GmbH, die Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrechte an Filmwerken mbH sowie die DEFA-Stiftung. Die Transit Film GmbH (München) übernimmt den Weltvertrieb der rekonstruierten "Metropolis"-Fassung.
Größte Herausforderung bei der Restaurierung stellt der problematische Zustand des gefundenenMaterials dar. Die bislang fehlenden Einstellungen und Sequenzen sind lediglich in Form eines 16-mm-Dup-Negativ erhalten, das in den 1970er Jahren von einer stark abgenutzten argentinischen 35mm-Verleihkopie gezogen wurde. Entdeckt wurde die über lange Zeit vergessene, weltweit einzigartige "Metropolis"-Fassung von Fernando Martín Peña und der Direktorin des Museo del Cine, Paula Félix-Didier. Trotz modernster Restaurierungstechnik wird der Unterschied der wieder entdeckten Teile mit einer Länge von ca. 25 Minuten zur fotographischen Güte der Fassung von 2001 immer sichtbar sein.
Weitere Informationen: www.metropolis2710.de
Quelle: www.murnau-stiftung.de