Erneut hat die Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen eine Mitgliederbefragung zu den wirtschaftlichen Aussichten der deutschen Filmwirtschaft 2010 durchgeführt.
Alexander Thies, Vorsitzender des Produzentenallianz-Vorstandes zu den Ergebnissen: "Das Positive: Wir sind durch die Krise gekommen, und die meisten von uns gibt es noch. Wir hatten weniger Geschäftsaufgaben als wir vor einem Jahr befürchteten, und ein nennenswerter Anteil der Produzenten sieht der Zukunft eher optimistisch entgegen."
Bewerteten bei der Untersuchung 2009 44 % die wirtschaftliche Entwicklung ab 2010 positiv und 53 % als neutral, sind es jetzt immerhin noch 42 % positiv Gestimmte und 47 % Neutrale. Deutlich ist allerdings die Steigerung des Anteils der Unternehmen, die die wirtschaftliche Entwicklung ungenügend, schlecht oder negativ einschätzen. Sie hat sich von 3 % im vergangen Jahr auf 9 % erhöht.
Die Stimmungsverschlechterung schlägt sich auch auf die erwartete Entwicklung der Mitarbeiterzahl der Unternehmen nieder. Erwarteten 2009 22 % einen Rückgang der Zahl der Festangestellten, sind es jetzt schon 40 %. Entsprechend sank der Anteil der Unternehmen, die neue Mitarbeiter einstellen wollten. Nach 33 % im vergangenen Jahr sind es aktuell nur noch 20 %. Der Anteil der Unternehmen mit einer gleichbleibenden Mitarbeiterzahl ist von 45 % auf 40 % geringfügig gesunken.
Diese Werte korrespondieren mit der erwarteten Umsatzentwicklung. Rechneten 2009 schon 37 % mit einem Rückgang, sind es jetzt sogar annähernd die Hälfte: 46 %. Mit einem Anstieg rechnen jetzt nur noch 38 % – nach 50 % im letzten Jahr. Die Zahl der Unternehmen mit stagnierenden Umsätzen ist von 13 % leicht auf 16 % gestiegen.
"Die Kurve zeigt also nach unten, sie ist nur nicht so steil, wie wir im letzten Jahr befürchtet haben", kommentiert Alexander Thies diese Zahlen. "Trotz dieser gewissen Erleichterung ist aber deutlich, dass die Zukunft für die Mehrheit der Unternehmen alles andere als sicher ist."
Die Ursachen dafür sind vielfältig. Einige wurden in der Umfrage besonders deutlich:
Nach wie vor sind die Rahmenbedingungen für Auftragsproduktionen mit den Fernsehsendern ein Problem für die Produzenten. Fast 70 % nennen bei der Frage nach bedeutenden Problemen und Herausforderungen "ungenügende Bezahlung für geforderte Leistungen". Auch 2009 hatten 70 % angegeben, dass ihnen bei inflationsbereinigt gleichbleibender Vergütung ein immer umfangreicheres Leistungsspektrum (Produktionsleistungen, Nebenleistungen, Lizenzen, etc.) abverlangt wird.
Erstmals wurde in diesem Jahr nach dem Anteil der Auslandserlöse gefragt, der mit 10 % im Vergleich zu anderen bedeutenden europäischen Film- und Fernsehwirtschaften niedrig ist. In Großbritannien zum Beispiel liegt die Export-Anteil für Fernsehprogramme bei ca. 30 %. Die Produzentenallianz erwartet hier eine Verbesserung durch den Abschluss von Sender-Vereinbarungen, die den Produzenten größere Freiräume und bessere Wertschöpfungsmöglichkeiten bieten. "Das ist auch unbedingt nötig," sagt Produzentenallianz-Geschäftsführer Dr. Christoph E. Palmer. "Nur, wenn die Produzenten aus der Verwertung ihres Produktes Erlöse generieren, können die schrumpfenden Mittel der Sender kompensiert werden, ohne dass es zu einem Qualitätseinbruch kommt."
Neben dem Vertrieb im Ausland ist die Auswertung von Produktionen im Internet (Video on Demand) eine weitere wichtige Verwertungsmöglichkeit für die Produzenten. Knapp die Hälfte der Unternehmen rechnet in diesem Vertriebs-Segment in den nächsten drei Jahren mit Wachstum, etwa ein Viertel mit gleichbleibenden Umsätzen, keines will die Aktivitäten in diesem Bereich reduzieren oder gar einstellen.
Bei der Umfrage im vergangenen Jahr zeigten sich die Kinofilmproduzenten höchst besorgt über die Infragestellung der Filmfinanzierung durch die Filmförderungsanstalt, nachdem das Bundesverwaltungsgericht Leipzig die Verfassungskonformität der Abgabepraxis in Frage gestellt hatte. In der Folge hatte eine zunehmende Zahl von Kinos die Filmabgabe "unter Vorbehalt" gezahlt, wodurch die Mittel nicht in den laufenden FFA-Haushalt einfließen konnten. Inzwischen ist die Lösung des Problems durch die "kleine" Novellierung des Filmförderungsgesetzes auf einem guten Weg, aber eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts steht noch aus. Gaben 2009 drei Viertel der betroffenen Unternehmen an, bei ihnen sei die Fertigstellung von Projekten "akut gefährdet", sind es jetzt sogar 86 %, die bei einem Wegfall der Filmförderung nach dem FFG einen Rückgang der Kinofilmproduktion erwarten. 11 % würden die Kinofilmproduktion sogar vollständig einstellen.
Das bedeutet im Klartext, dass mit dem Kinofilm ein Leuchtturm der deutschen Kulturwirtschaft durch die FFA-Krise akut gefährdet ist", sagt Uli Aselmann, Vorsitzender des Sektionsvorstands Kino der Produzentenallianz, "und das in einem Moment, wo wir bei den Zuschauern und auch mit bedeutenden internationalen Filmpreisen und Festivalbeteiligungen so erfolgreich sind wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Aber ich hoffe immer noch, dass mit der FFG-Novellierung die Bedrohung abgewendet ist. Es steht einfach zu viel auf dem Spiel!"
"Die deutschen Film- und Fernsehproduzenten hatten die Kraft, in ihrer Gesamtheit bis jetzt relativ unbeschädigt durch diese schwierige Zeit zu kommen." Das ist ein Fazit, das Christoph Palmer aus der aktuellen Branchenuntersuchung zieht: "Aber auch wenn die schlimmsten Auswirkungen der Finanzkrise jetzt überwunden zu sein scheinen, bleiben Herausforderungen und Bedrohungen in großer Zahl. Das hat die Untersuchung gezeigt. Wir blicken also weiter mit gemischten Gefühlen nach vorne."
Quelle:
www.produzentenallianz.de