Die Reihe "Aus dem Fernseharchiv" des Zeughauskinos in Berlin zeigt ab 2. April drei abendfüllende Fernsehspielfilme von Uwe Frießner, zwei davon ausgezeichnet mit dem Adolf-Grimme-Preis. In Ergänzung dazu sind auch die beiden Kinofilme des 1942 geborenen Berliner Regisseurs und Drehbuchautors zu sehen.
In den Archiven der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Deutschlands liegt ein kaum bekannter Schatz: Spielfilme teils prominenter Regisseure und/oder Drehbuchautoren, entstanden hauptsächlich in den 1960er und 1970er Jahren, als die Rundfunkanstalten zugleich ein Übungs- und Experimentierfeld auch für Nachwuchsfilmemacher boten. Reine TV-Produktionen, die in aller Regel auch nur im Fernsehen gezeigt wurden, dort allerdings ein Millionenpublikum erreichten. Auf diesen weitgehend vergessenen Teil der deutschen Filmgeschichte möchte die von Jan Gympel initiierte und mitkuratierte Reihe "Aus dem Fernseharchiv" hinweisen: Seit Anfang 2015 wird monatlich ein Fernsehspielfilm präsentiert, der seit langem nicht mehr aufgeführt wurde und anderweitig nicht verfügbar ist. Arbeiten von bemerkenswerter Qualität und Vielfalt, die umso mehr erstaunen, als die thematisch und ästhetisch zum Teil eher "schwierigen" Werke ihre Erstausstrahlung meist im Hauptabendprogramm der ARD oder des ZDF erlebten.
Im 2. Quartal 2019 bietet die Reihe im Zeughauskino drei Arbeiten von Uwe Frießner. Der 1942 geborene Berliner errang schon mit seinem Erstling, dem im Winter 1979 gedrehten Jugenddrama "Das Ende des Regenbogens", mit dem er sein Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin abschloss, Aufmerksamkeit und Auszeichnungen, darunter den Deutschen Filmpreis. Jedoch konnte Frießner, der Geologie, Germanistik und Philosophie studiert, aber auch als Hochseefischer und Dachdecker gearbeitet hatte, danach nur noch einen Kinofilm realisieren. Obwohl seine TV-Filme und -Serien meist ambitioniert waren und zwei Adolf-Grimme-Preise erhielten, wurde er zu einem Beispiel dafür, wie ein Regisseur und Drehbuchautor auch von der Fachöffentlichkeit immer weniger wahrgenommen wird, wenn er ausschließlich für das Fernsehen arbeitet. Darüber hinaus ist an Frießners Schaffen zu erkennen, wie ein falscher Eindruck vom Gesamtwerk eines Filmemachers entstehen kann, wenn man nur die realisierten Arbeiten berücksichtigt: Seit seinem Erstling galt Frießner, der auch in der Jugendarbeit tätig war, als Spezialist für mit sozialen und psychischen Problemen beladene Teens und Twens. In Wahrheit gab es auch anders geartete Projekte, die sich aus unterschiedlichen Gründen – teils in weit fortgeschrittenem Stadium – zerschlugen. Allen gemein war Frießners Lieblingsthema: das schuldlos Schuldigwerden.
Die Reihe "Aus dem Fernseharchiv" ist eine Kooperation mit der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen und präsentiert Arbeiten aus deren Sammlung.
Programmübersicht:
"Der Drücker" (1985/1986)
Dienstag, 2. April 2019, 20 Uhr (in Anwesenheit von Uwe Frießner)
Sonntag, 7. April 2019, 20.30 Uhr
"Das Ende des Regenbogens" (1979)
Mittwoch, 3. April 2019, 20 Uhr (in Anwesenheit von Uwe Frießner)
Freitag, 5. April 2019, 21 Uhr
"Baby" (1983/1984)
Samstag, 6. April 2019, 21 Uhr
Sonntag, 7. April 2019, 18 Uhr (in Anwesenheit von Uwe Frießner)
"Hass im Kopf" (1994)
Freitag, 24. Mai 2019, 21 Uhr
Dienstag, 28. Mai 2019, 20 Uhr
"Abgefahren" (1994/1995)
Sonntag, 23. Juni 2019, 20 Uhr
Mittwoch, 26. Juni 2019, 20 Uhr
Der Eintritt zu den Fernsehfilmen ("Der Drücker", "Hass im Kopf", "Abgefahren") ist frei.
Eintritt zu "Das Ende des Regenbogens" und "Baby": 5 Euro.
Quelle und weitere Informationen: www.dhm.de/zeughauskino/