Bisher vermisstes "Metropolis"-Filmmaterial in Wiesbaden eingetroffen



Die in Buenos Aires im vergangenen Jahr entdeckten, bisher verloren geglaubten Szenen von Fritz Langs "Metropolis" sind in Wiesbaden eingetroffen. Damit kann nach den bisherigen Abgleicharbeiten der verschiedenen Fassungen die eigentliche Wiederherstellung des Films beginnen.



"Über Jahrzehnte hinweg galt die Originalfassung von Fritz Langs Stummfilmklassiker "Metropolis" (1925/26) als verschollen. Nachdem vor einem Jahr in Buenos Aires etwa 30 Minuten des vermissten Materials entdeckt wurden, erfüllt sich jetzt, nach Ankunft des Materials bei der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden, für alle an Filmkultur Interessierten ein langgehegter Traum: Im kommenden Jahr wird "Metropolis" erstmals seit Jahrzehnten wieder nahezu komplett gezeigt werden können", sagte Staatsminister Stefan Grüttner, Chef der Hessischen Staatskanzlei, der sich bei einem Besuch im Deutschen Filmhaus über das bundesweit bedeutendste Filmrestaurierungsprojekt informierte.

Die im Auftrag der Murnau-Stiftung restaurierte Fassung von "Metropolis" aus dem Jahr 2001 ist der erste Film überhaupt, der in das Memory of the World Register der UNESCO aufgenommen wurde.

"Für unsere Stiftung bietet sich in diesem Jahr mit der Eröffnung des Deutschen Filmhauses und dem Restaurierungsprojekt von Metropolis die historische Chance, die Pflege unseres reichen filmischen Erbes einer breiten Öffentlichkeit näher zu bringen und gesellschaftliche Unterstützung zu generieren", betonte Eberhard Junkersdorf, Kuratoriumsvorsitzender der Murnau-Stiftung. "Um das epochale Meisterwerk in modernster Technik für ein breites Festival- und Kino-Publikum sowie im Fernsehen und auf DVD verfügbar zu machen, wird die Restaurierung in den kommenden Monaten zu einer Hauptaufgabe der Murnau-Stiftung. (...) "Metropolis" gehört zu den herausragenden Kulturschätzen unseres Landes und steht weltweit exemplarisch für das Medium Film. Die Restaurierung gibt einen hervorragenden Einblick in die jahrelange umfangreiche Arbeit der Murnau-Stiftung zur Bewahrung des deutschen Filmerbes."


Die Abgleicharbeiten sowie die Rekonstruktion der Montage der Uraufführungsversion haben die hoch gesteckten Hoffnungen des Restauratoren-Teams erfüllt. "Nun beginnt die anspruchsvolle Arbeit, das große Verschleißspuren aufweisende Material aus Argentinien technisch zu bearbeiten und in die bei der Murnau-Stiftung vorhandene Fassung zu integrieren", berichtet Helmut Poßmann, Vorstand der Murnau-Stiftung.

Bis zum heutigen Tag fasziniert "Metropolis" und beeinflusst auch aktuelle Filmschaffende. Zum Mythos des Klassikers hat sicherlich beigetragen, dass man dank der vielen überlieferten nichtfilmischen Quellen über Jahrzehnte hinweg von der längeren Fassung wusste, von der aber keine Kopie aufzufinden war. Bis zum Fund von Buenos Aires blieben so entscheidende Teile von "Metropolis" – in einer Länge von nahezu 30 Minuten – trotz zahlreicher Recherchen durch Generationen von Filmhistorikern und Archivaren verschollen. So musste auch der Restaurierungsversuch der Murnau-Stiftung und ihrer Partner vor wenigen Jahren – bei dem es erstmals gelang, "Metropolis" in bis dahin nicht bekannter fotografischer Güte zu präsentieren – unvollständig bleiben.

Aus kommerziellen Gründen hatte die Verstümmelung des Monumentalfilmes unmittelbar nach seiner Premiere am 10. Januar 1927 im Berliner Ufa-Palast am Zoo begonnen. Die von der Filmprüfstelle mit einer Länge von 4189 Metern genehmigte Fassung lief dort vier Monate ohne Erfolg, weshalb die UfA den Film zurückzog und eine deutlich gekürzte Fassung mit einer Länge von 3241 Metern für den landesweiten Kinostart im Sommer 1927 herstellte.

Quelle:
www.murnau-stiftung.de