Auszeichnungen beim 73. Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg vergeben

Im Rahmen der feierlichen Award Ceremony im Karlstorbahnhof Heidelberg wurden am 14.11.2024 die Gewinnerfilme des 73. IFFMH ausgezeichnet. Der mit 30.000 Euro dotierte Hauptpreis, der International Newcomer Award, geht an "Manas" von der brasilianischen Regisseurin Marianna Brennand, die die Auszeichnung persönlich entgegennahm. "Manas" ist das Spielfilmdebüt Brennands und das Ergebnis einer zehnjährigen Recherche über das Amazonasgebiet. Das aufrüttelnde Drama erzählt von dem furchtbaren Unrecht, das vielen jungen Frauen in ihrem Heimatland widerfährt, und ist zugleich eine unnachsichtige, starke Geschichte von weiblicher Selbstermächtigung.

 

Der in diesem Jahr zum ersten Mal und sektionsübergreifend verliehene Young Actors Award, der ebenfalls von der internationalen Jury vergeben wird, ging an die Schauspielerin Laura Weissmahr für ihre Rolle in "Salve Maria", einem Film der spanischen Regisseurin Mar Coll aus der Sektion PUSHING THE BOUNDARIES. Weissmahr spielt darin eine junge Frau, die mit ihrer Mutterrolle ringt und sich in diesem psychologischen Ausnahmezustand auf eine zunehmend obsessive Suche nach Antworten begibt. Auf brillante Weise balanciert ihre Performance dabei die vielfältigen Tonalitäten des Films.

Insgesamt konkurrierten im Wettbewerb ON THE RISE erneut 16 Erst- und Zweitfilme aufstrebender internationaler Regietalente um sechs Preise. Fünf der Preise werden von vier Jurys vergeben. Hinzu kommt der vom Publikum gekürte Gewinnerfilm, der den Audience Award erhält. Für den erstmals vergebenen Young Actors Award waren in diesem Jahr zwei Schauspielerinnen aus Wettbewerbsfilmen und eine aus einer weiteren Sektion nominiert. Alle Gewinnerfilme sind bis zum 17. November auf dem IFFMH noch einmal zu erleben.

Festivalleiter Dr. Sascha Keilholz sprach allen Jurys seinen Dank für ihre engagierte Arbeit aus und zieht angesichts der zahlreichen ausverkauften Kinosäle und des durchweg begeisterten Feedbacks der internationalen Filmgäste eine überaus positive Zwischenbilanz dieser Festivalausgabe.

Die Begründungen der Jurys lauten wie folgt:

Internationale Jury
Jury-Mitglieder: Angela Bundalovic, Graham Foy, Johanna Süß
International Newcomer Award – Beste Regie (30.000 Euro)
"Manas"
Regie: Marianna Brennand (Brasilien, Portugal)

Die Begründung der Jury: "Ein klaustrophobischer Schauplatz lässt uns sofort in einen psychologischen Raum eintauchen, dem man nur schwer entkommen kann. Kameraführung, Ton, Besetzung und Schnitt wirken auf bescheidene Weise zusammen, um ein einheitliches Ganzes zu schaffen. Eine unausgesprochene und brutale Realität wird vor unseren Augen durch die gekonnt kalibrierte Darstellung von Jamilli Correa und Fátima Macedo enthüllt. Wir sind überwältigt davon, wie solch einfache Gesten so viel Gewicht haben können. Diese Darbietungen spiegeln den Geist des Films, seine Stärke und Unmittelbarkeit wider. Er hat uns auf eine Reise mitgenommen, die uns trotz der Konfrontation mit so vielen anderen hervorragenden und schönen Filmen nie verlassen hat. Wir möchten 'Manas' von Marianna Brennand mit dem International Newcomer Award im Wettbewerb ON THE RISE der 73. Ausgabe des IFFMH auszeichnen."

Der International Newcomer Award, Hauptpreis des IFFMH, wird gestiftet von der Manfred Lautenschläger-Stiftung.

Rainer Werner Fassbinder Award – Bestes Drehbuch (15.000 Euro)
"Familiar Touch"
Drehbuch und Regie: Sarah Friedland (USA)

Die Begründung der Jury: "Bei der Vergabe des Rainer Werner Fassbinder Preises war die Jury tief berührt von einem Drehbuch, dessen Qualität in seinem Übergang vom Text zum Film in seiner Fähigkeit beruht, uns in eine innere Welt zu entführen. Ein Film, dessen Autorschaft und Text über die Drehbuchseiten hinausgeht und den Geist, den Körper, die Gesten und das Schweigen der Figuren choreographiert, um eine Geschichte zu schreiben, die die Vorstellungskraft der Zuschauer*innen aktiviert und sie so an der Erzählung teilnehmen lässt. Das Drehbuch auf eine Figur zu konzentrieren, die im konventionellen Kino nicht vertreten ist, war nicht nur mutig, sondern auch meisterhaft recherchiert und geschrieben und lieferte letztlich ein komplexes Porträt einer Person, die darauf besteht, zu leben. Es gibt viele Filme, die einem zu erzählen versuchen, dass das Leben inmitten einer Krise Freude, Freundschaft und Sinn offenbaren kann, aber es ist selten, dass man einen Film findet, der einem zeigt, wie. Wir möchten 'Familiar Touch', geschrieben und inszeniert von Sarah Friedland, mit dem Rainer Werner Fassbinder Preis für das beste Drehbuch im Wettbewerb ON THE RISE auszeichnen."

Der Rainer Werner Fassbinder Award für das beste Drehbuch wird von der Rainer Werner Fassbinder Foundation gestiftet.

Young Actors Award – Bestes Schauspiel (10.000 Euro)
Laura Weissmahr
"Salve Maria" (Regie: Mar Coll, Spanien)

Die Begründung der Jury: "In 'Salve Maria' liefert Laura Weissmahr mit Intensität und Intelligenz die Darstellung einer jungen Frau, die sich in ihrer neuen Rolle als Mutter entfremdet fühlt. Die Schauspielerin verkörpert die Komplexität dieser Rolle mit wenigen Worten und einer breiten Palette von Gefühlen und Gedanken. Sie schafft es, zwischen Dunkelheit und Wahnsinn zu wechseln und versetzt das Publikum in ständige Spannung und Neugierde auf das, was passieren wird."

Der Young Actors Award wird von dem Beratungsunternehmen cbs aus Heidelberg gestiftet.

Junge Jury
Jurymitglieder: Allegra Bosch, Linda Luna, Sirus Naraghi Marin
Student Award (5.000 Euro)
"Manas"
Regie: Marianna Brennand (Brasilien, Portugal)

Die Begründung der Jury: "Wir zeichnen heute Abend einen Film aus, der die Kraft und Poesie des Ungesagten mit einer unvergesslich aufwühlenden Emotionalität bebildert hat. Seine Szenen sind uns wegen ihrer unheilvoll knisternden Atmosphäre und unglaublich starken Symbolik in Erinnerung geblieben. Sie haben uns über den Film hinaus das ganze Festival über begleitet und immer wieder emotionale Gespräche zwischen uns angestoßen. Als Junge Jury ehren wir mit dieser Auszeichnung nicht nur die starke unbequeme Botschaft, sondern auch die außergewöhnliche künstlerische Leistung des Films."

Ökumenische Jury
Jurymitglieder: Tom Alesch, Jörg Breu, Gaëlle Courtens
Ecumenical Award (2.500 Euro)
"Bound in Heaven"
Regie: Huo Xin (China)

Die Begründung der Jury: "Sie begegnen sich auf den Straßen einer Großstadt: die Investmentbankerin und der Straßenverkäufer. Auf den ersten Blick könnten sie verschiedener nicht sein, dennoch entwickelt sich zwischen den beiden eine tiefe Bindung. Gemeinsam entdecken sie neu die Lust am Leben. Das junge Paar erklärt jeden Tag zum Feiertag, gerade weil es sich der eigenen Fragilität und Endlichkeit bewusst ist. Mit Bildern von beeindruckender Schönheit spricht der Film von Liebe, Respekt, Würde, Wünschen, Zärtlichkeit und Geborgenheit. Ein Film, der dem Tod, der Gewalt, der Krankheit, der Einsamkeit und den gesellschaftlichen Konventionen trotzt und dabei nie ins Banale abdriftet. Die Ökumenische Jury von INTERFILM und SIGNIS verleiht ihren Preis, gestiftet von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), an den Film 'Bound in Heaven'."

Fipresci Jury
Jurymitglieder: Achim Forst, Shahla Nahid, Ioannis Raouzaios
FIPRESCI Award
"Bring Them Down"
Regie: Christopher Andrews (Irland, Vereinigtes Königreich, Belgien)

Die Begründung der Jury: "Zunächst einmal möchten wir als FIPRESCI Jury betonen, dass uns die endgültige Auswahl des Preises nicht leicht gefallen ist, da das Wettbewerbsprogramm ein sehr hohes Qualitätsniveau hatte. (...) Für die dramatische Entwicklung, die der einer antiken griechischen Tragödie ähneln könnte, wegen der Beziehungen zwischen den Figuren und ihrer inneren Welten und ihrer Psychologie durch eine nicht-lineare Erzählung, die sowohl die Vergangenheit als auch die Anfänge einer wahrscheinlich vielversprechenderen Zukunft kraftvoll einfärbt, und auch für den wunderbaren Schnitt und die erstaunliche Kinematographie verleihen wir den FIPRESCI Preis des 73. Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg an den Film 'Bring Them Down'."

Das Publikum
Audience Award (5.000 Euro)
"Across the Sea"
Regie: Saïd Hamich Benlarbi (Marokko, Frankreich, Belgien)

Der Publikumspreis geht in diesem Jahr an eine Exilantengeschichte, die von Freundschaft, Liebe und dem schweren Weg, ein Leben hinter sich zu lassen und in einem neuen anzukommen, erzählt. Der 27-jährige Nour kommt aus Marokko und lebt illegal in Frankreich. Als er und seine Freunde von der Polizei festgesetzt werden, erhält er von ungeahnter Seite eine zweite Chance. "Across the Sea" begleitet seinen Hauptcharakter über rund zehn Jahre und erzählt somit nicht nur von der persönlichen Last der Migration, sondern zeichnet gleichsam das Bild einer ganzen Epoche.

Das 73. IFFMH findet vom 7. Bis 17. November statt.

Die Namensformen "Fassbinder", "Rainer Werner Fassbinder" und "RWF" (als Wort und Bildmarke) sind registrierte Marken der Rainer Werner Fassbinder Foundation, Berlin.

Quelle: www.iffmh.de