Asta Nielsens "Hamlet" mit neuer Musik in Frankfurt



In der vom Deutschen Filminstitut / Deutschen Filmmuseum, Frankfurt am Main gemeinsam mit dem Kunstgeschichtlichen Institut der Johann Wolfgang Goethe- Universität veranstalteten Film- und Vortragsreihe "Ästhetik des Stummfilms" steht Asta Nielsens "Hamlet" (D 1920/21) am 15. Dezember um 20 Uhr auf dem Programm.



Gezeigt wird die vom DIF-Archiv restaurierte Fassung des Stummfilmklassikers mit einer neuen Musik des Amphion Ensembles, die bei der Vorstellung ihre Premiere feiert. Einleitend hält Thomas Worschech den Vortrag "Rekonstruktion der Überlieferung".

Die von Asta Nielsen selbst produzierte Verfilmung von "Hamlet" orientierte sich an der Veröffentlichung des amerikanischen Literaturwissenschaftlers Edward Payson Vining, die die Konstruktion der Geschlechterzugehörigkeit von Shakespeares Hamlet hinterfragt und einen kompletten Geschlechtertausch des Prinzen Hamlet (Asta Nielsen) vollzieht.

Von dem Film, der mit zwei Kameras gedreht wurde, ist kein Originalnegativ mehr erhalten. Mit einem Ankauf im Herbst 2005 gelangte eine originale Kinokopie der verschollen geglaubten deutschen Premierenfassung in das Archiv des Deutschen Filmmuseums. Die Kopie auf Nitrozellulosebasis mit deutschen Zwischentiteln folgt dem Wortlaut der Zensurkarte von 1920 und ist mit den seit Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die zwanziger Jahre praktizierten Verfahren polychrom eingefärbt.

Die wiederentdeckte deutsche Originalfassung weicht stark von einer erhaltenen amerikanischen Kopie ab, nicht nur durch die Verwendung anderer Kameraperspektiven und die Auswahl inhaltlich andersartiger Takes, sondern zusätzlich durch einen vollkommen eigenständigen Schnitt. Einzelne Bildsequenzen wurden vermutlich von Anfang an bewusst aus der Exportfassung entfernt. Die grundlegend unterschiedliche Wirkung beider Fassungen wird intensiviert durch die Ausdruckskraft der farblichen Gestaltung des deutschen Originals.

Ausgangspunkt für die neue Musik, die am 15. Dezember im Deutschen Filmmuseum erstmals aufgeführt wird, ist ein Fragment des Klavierauszugs (etwa für ein Drittel der Filmlänge) eines unbekannten Komponisten aus der Library of Congress in Washington, das vermutlich in den späten zwanziger Jahren für die amerikanische Filmfassung entstand. Der Musiker Andreas Hepp, Mitglied des HRSinfonierorchesters, hat auf jener Grundlage speziell für diesen Abend eine neue Instrumentierung geschaffen und an die Restaurierung der Originalversion angepasst. Für den Rest des Films wählte er verschiedene Kompositionen im Musikstil der zwanziger Jahre.

Weitere Informationen:
www.deutsches-filmmuseum.de