9. Bundeskongress der kommunalen Kinos in Frankfurt

Unter dem Motto "Mit Blick zurück nach vorn" findet von 14. bis 16. Juni 2013 in Frankfurt der 9. Bundeskongress der kommunalen Kinos statt.

Die Geschwindigkeit, mit der sich die Kino-Landschaft verändert, erfordert eine permanente Neujustierung. Wie sie neben den diversen parallelen Präsentationsformen von Film-Bildern bestehen werden, zählt für Kino-Macher aktuell zu den wichtigsten Fragen. Die Bekenntnis zum Kino-Format und die Stärkung des Kinos als sozialem Ort sind dabei zentral.

Der 9. Bundeskongress der kommunalen Kinos wird sich in Frankfurt mit den Perspektiven für das Kino beschäftigen. Er bietet Experten ebenso wie interessierten Kinoliebhabern Einblicke in Geschichte und Zukunft des Kinos. Im Fokus stehen dabei: 3-D-Kino, Daumenkino heute, Cinema on Demand und das klassische Repertoireprogramm. Das Programm wird von ausgewählten Filmvorstellungen ergänzt, etwa "Female Comedies" der 20er und 30er Jahre oder "Man in the Dark", einem 3-D-Thriller aus den 50er Jahren.

Vorträge und Präsentationen werden von Claudia Dillmann (Deutsches Filminstitut / Deutsches Filmmuseum), Reinhold Schöffel (Bundesverband Jugend und Film), Johannes Klingsporn (Verband der Filmverleiher), Peter Bär (BKF), Volker Gerling (Daumenkino), Stefan Drößler (Filmmuseum München), Aidin Ahmadi (BeMyMovie), Susanne Heinz (Förderverein Kinokultur Bingen e.V.), Bastian Sillner (Europa Cinemas), Jörg van Bebber (Drop-out-Cinema eG) und Torsten Frehse (Neue Visionen Filmverleih) gehalten.

Veranstaltungsort Kino im Deutschen Filmmuseum, Schaumannkai 41, 60596 Frankfurt am Main
Anmeldung (bis 5. Juni 2013) unter info{@}kommunale-kinos.de.

Die Themen im Detail:

100 Jahre 3-D

In den Zusammenhang der Etablierung des Hybrid-Modells, das auf das Nebeneinander von analoger und digitaler Projektionstechnik setzt, um so insbesondere die Kommunalen Kinos zu befähigen, die gesamte Bandbreite der Filmgeschichte präsentieren zu können, gehört auch die 3D-Projektionstechnik. Diese hat auch im künstlerischen Segment ihre Berechtigung bewiesen, Werner Herzog und Wim Wenders haben erste Beispiele geliefert. Stefan Drößler, der Leiter des Filmmuseums München, wird die Entwicklung des 3-D-Formats in einem Parforceritt durch 100 Jahre Film-und Kinogeschichte nachvollziehen: Verblüffenderweise haben bereits die Pioniere des Films, Max Skladanowsky, Louis Lumière und Georges Méliès, bewusst oder unbewusst mit stereoskopischen Filmaufnahmeverfahren experimentiert. Während der Olympischen Spiele 1936 wurden die ersten deutschen 3D-Filme hergestellt, 1946 entstand in der Sowjetunion der erste abendfüllende 3D-Spielfilm der Filmgeschichte, der in einem Kino mit Rasterleinwand und ohne Brillen aufgeführt wurde. Mit seltenem historischem Bildmaterial, 3D-Filmausschnitten und der Entwicklung der verschiedenen technischen Systeme unternimmt Stefan Drößler einen Streifzug durch eine parallele Filmgeschichte.

Volker Gerlings Daumenkino heute: Bilder lernen laufen, indem man sie herumträgt

Eine kühne Variation des Daumenkinos bietet  Volker Gerling mit seinem Rückgriff auf die Filmgeschichte. Dieser Vorform des Kinos fügt er eine ganz zeitgenössische Interpretation hinzu, indem er Projektion mit Performance und Dokumentarisches mit Daumenkino auf kongeniale Weise verknüpft. 3000 Kilometer ist er zu Fuß durch Deutschland gelaufen und porträtiert dabei Menschen, denen er auf seiner Wanderschaft begegnet. Auf  der Bühne blättert er die Fotos, projiziert sie in Echtzeit auf die Leinwand und erzählt die Geschichten der Porträtierten. Die vom Daumen bewegten Bilder lernen per Videotechnik das Laufen auf der Leinwand und aus Daumenkino wird großes Kino en miniature.

Cinema on demand

Bei der Suche nach neuen Präsentationsformen kommt ein neues Modell ins Spiel, das bislang dem Internet vorbehalten war und nun den Weg zurück ins Kino findet: Cinema on demand. Über Plattformen wie BeMyMovie (einem Projekt in der Pilotphase) findet sich eine  Gemeinschaft von Cineasten bei einem gemeinsam gewählten Film wieder im Kino zusammen. Beruhend auf der Idee der "Collaborative Consumption"-Bewegung, dem Prinzip "teilen, statt kaufen", werden ebenso das Risiko wie das Vergnügen miteinander geteilt.

Filmgeschichte goes Web 2.0 – Verschwindet das Repertoirekino?

Claudia Dillmann wird über den Gegentrend berichten: Wandert die Filmgeschichte immer mehr ins Netz? Ein Großprojekt wie Europeana 1914-1918 ist bezeichnend dafür, wie die Aufbereitung von historischen Filmen und Materialien für das Internet zur Zeit immense Aufmerksamkeit erfährt. Paart sich dieser Trend mit dem allmählichen Verschwinden des Repertoirefilms im Kino? Torsten Frehse vom Verleih Neue Visionen weiß hingegen von  einem neuen Interesse der jüngeren Generation an Klassikern zu berichten. Gleichzeitig wird die Arbeit mit den Repertoirebeständen immer komplexer, nimmt  die Kopien- und Rechtelage historischer Filme doch labyrinthische Züge an.

Über Grenzen und Möglichkeiten nicht-gewerblicher Kinoarbeit

Mit einem weiteren Programmpunkt wollen wir an die Anfänge der Kommunalen Kinobewegung anknüpfen und eine wichtige Neubestimmung vornehmen.  Kulturelle Filmarbeit ist von Anbeginn an eng mit einem bildungspolitischen Auftrag verbunden, der insbesondere bei kleineren Häusern seine Praxis in der  nicht-gewerblichen Filmarbeit gefunden hat. Für diesen Bereich existieren rechtliche Rahmenbedingungen, die durch den Wegfall des 16mm-Verleihs und der Hinwendung zum BluRay-Format eine Transformation erfahren hat. Vor dem Hintergrund der Frage, was ist überhaupt "Öffentlichkeit" und  amerikanischer Begrifflichkeiten wie "theatrical" und "non-theatrical" werden auf dem Podium Johannes Klingsporn, als Vertreter des Verleiherverbandes (VDF) und Reinhold Schöffel vom Bundesverband Jugend und Film e.V. - mit der BJF-Clubfilmothek ein wichtiger Verleihpartner der nicht-gewerblichen Filmarbeit - über Verlagerungen und Abgrenzung diskutieren.

Digitaler Roll-Out in Europa

Der Tradition unserer letzten Kongresse folgend, planen wir einen Blick auf unsere europäischen Nachbarländer. Wie hat sich die Kinolandschaft dort im Einzelnen verändert?  Welche Auswirkungen hat die digitale Umstellung gezeitigt? Bastian Sillner, Projektkoordinator bei von Europa Cinemas, wird über den Entwicklungsstand in den verschiedenen Ländern referieren.

Mit Blick zurück nach vorn ist eine Veranstaltung des Bundesverbandes kommunale Filmarbeit e.V. in Kooperation mit dem Deutschen Filminstitut e.V. Mit Unterstützung von BKM, FFA, Kulturamt der Stadt Frankfurt, DIF und Budweiser.

Quelle: www.kommunale-kinos.de