Am Mittwoch, 2. Juni, wurde Deutschlands ältestes Festival für kurzformatige und innovative Webserien von der Oberbürgermeisterin der Stadt Gießen Dietlind Grabe-Bolz und Festivaldirektor Csongor Dobrotka eröffnet.
Redebeiträge von Anna Schoeppe, Geschäftsführerin der HessenFilm und Medien GmbH, und dem Kulturdezernenten von Wetzlar Jörg Kratkey rundeten die Eröffnung ab. Im Anschluss folgte ein Panel moderiert von Lotte Ruf aus dem Lottehof in Wetzlar mit Interviews mit den hessischen Serienmacherinnen Tim Reiland, Fabian Schwab ("In two minds"), Jörg Buschka ("Buschka entdeckt Deutschland - Zeig' mir deinen Osten") und Kathrin Frech und Anna Maria Pahlke ("GinGin~PomPom~PomPommes").
Auch wenn derzeit die Corona-Maßnahmen gelockert sind, können in diesem Jahr keine internationalen Gäste vor Ort sein. Daher findet das Festival erneut als umfangreiches Digitales Live Event statt. "Die Zuschauerzahlen von über 100.000 Views vom Vorjahr zeigen, dass überall auf der Welt geschaut wurde und auch in diesem Jahr hoffen wir, so viele Serienmacher*innen wie möglich via Internet durch das Festival miteinander zu verbinden", sagte Dietlind Grabe-Bolz. Auch Anna Schoeppe hätte sich nicht träumen lassen, dass sie wie vor einem Jahr wieder ein digitales Grußwort an die Zuschauer*innen richten muss und betonte, dass die HessenFilm in den letzten 12 Monaten sehr über Digitale Serien im Austausch mit der Branche und auch dem Festivalteam gewesen sei.
Das Festival wurde von Festivaldirektor Csongor Dobrotka digital weiterentwickelt und optimiert. Das Rahmenprogramm wird erneut virtuell stattfinden und als Stream, teilweise live aus dem 'Who killed the pig' in Gießen, über die Webseite übertragen. Auch in den Sozialen Medien kann es verfolgt werden. Das Educational am 5. Juni von 10.30 bis 18 Uhr, das zum sechsten Mal im Rahmen der Seriale stattfindet – in Kooperation mit der hessischen Film- und Medienakademie – bietet ein Forum für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Format der Digitalen Serie. Unter anderem geht es bei den Vorträgen um Sounddesign und die Serienproduktion während der Pandemie.
Bei der fünften Branchenveranstaltung Seriale Pro am 5. und 6. Juni wartet ein vielseitiges Programm, bei dem sich im Rahmen einer Live Online Conference in Vorträgen und Panels die weltweite Webserienbranche vernetzt und auch hessische Serienmacher*innen internationale Kontakte schließen können. Unter anderem findet am Samstag um 14 Uhr ein Panel zu digitalen Serien in Hessen statt und die Filmlocation Hessen wird vorgestellt. Des Weiteren wird ein Einblick in die Webserienmärkte in Europa, Australien, Südkorea und Südamerika gegeben, und es werden Panels mit internationalen Distributoren, Serienmacher*innen und Festivaldirektor*innen präsentiert. Beim Pitch Contest (nicht öffentlich) am Samstag um 16 Uhr stellen 24 aspirierende Serienmacher*innen ihre brandneuen Webserienideen Branchenvertreter*innen vor. Erstmals gibt es im Rahmen der Seriale Pro auch online die Gelegenheit zum Netzwerken auf der Plattform Wonder.me.
Mehrere internationale Jurys küren wieder die besten Serien des Jahres in verschiedenen Kategorien. Bei der festlichen Preisverleihung im Livestream am Sonntag, den 6. Juni um 20 Uhr werden die Serien ausgezeichnet. Der Award für die Beste Serie ist mit 1.000 Euro dotiert. Moderiert wird die Award Ceremony von Magdalena Kaim, Axel und Henning Ricke. Für die musikalischen Zwischentöne sorgen Tess & Daisy, ein Duo von zwei Frontfrauen, eine texanische Singer-Songwriterin und eine Harfenistin. Zahlreiche Serienmacher*innen, Schauspieler*innen und die Jurymitglieder sind auf dem zweistündigen Red Carpet Event ab 17.30 Uhr aus aller Welt live zugeschaltet und stehen für ein Interview zur Verfügung.
Alle Trailer und Synopsen sind auf www.die-seriale.de einsehbar.
Große Bandbreite und Diversität der digitalen Serien
Ein spannender Wettbewerb wird in der Official Selection mit 50 Serien und 9 Piloten aus 19 Ländern erwartet, darunter zahlreiche Premieren, aus den verschiedensten Genres von Dramedy, Komödie und Drama über Science Fiction, Krimi und Thriller bis zu Dokumentation, History und Animation. 14 Serien aus Deutschland sind zu sehen, sechs davon aus Hessen. Ein direkter Link zum Online Kino, der Plattform Sparq, befindet sich auf der Homepage der Seriale. Während der Zeit des Festivals werden die Serienfolgen kostenfrei gestreamt. Programmdirektorin Beate Bambauer gibt einen Überblick über die Official Selection: "2021 ist geprägt von einer inhaltlich großen Bandbreite und Diversität der Digitalen Serien und auch ein verstärkter Drang hin zu im Kern ernsten Themen ist zu beobachten. Technisch bleiben die Serien auf höchstem Niveau und auch was die Innovation angeht, wissen sie immer wieder zu überraschen."
Mit Klima- und Umweltthemen setzen sich zum Beispiel die Thriller-Serie "Heat" aus den Niederlanden und die Dokumentar-Serie "Water" aus Neuseeland auseinander. Auch mit der Pandemie haben sich die Serienmacher*innen thematisch beschäftigt in der Romantic-Comedy "Cancelled" über eine wegen der Pandemie abgesagte Hochzeit, die während des Lockdowns geschrieben und inszeniert wurde, und in der Sci-Fi-Action-Serie "22" aus Brasilien, die uns in die Zukunft blicken lässt. Russlands bahnbrechende queere Serie "Here I come", die Hit-Serie "People Like Us", bekannt als die allererste Gay-Webserie aus Singapur und die nun schon dritte Staffel der erfolgreichen Serie "Kuntergrau" aus Deutschland, die sich den Themen schwulenfeindliche Gewalt und Leben mit HIV widmet, erzählen berührend aus den Leben ihrer Hauptfiguren. In "Claire and the elderly" aus Kanada erleben wir das Zusammentreffen der Generationen, als in einer Notsituation die kleine Claire zu ihrer Großmutter ins Altersheim ziehen muss.
Einen Pfarrer, der seinen Glauben verloren hat, erleben wir in "All Souls" aus den USA. Mit der Krimi-Komödie "Metta da fein" aus der Schweiz ist die allererste fiktive Webserie in Rätoromanisch im Programm der Seriale. Und die erste skriptbasierte Animations-Serie, die in den letzten 15 Jahren in Israel produziert wurde, "Dead End" ist in der Selection. Formativ gesehen stechen unter anderem "Fake Live" (Thriller, Comedy) aus Brasilien und "Ixa" aus dem Baskenland hervor, die ihre vertikalen Serien für Instagram produziert haben.
Sehr viele Nominierungen erhielten in diesem Jahr diese Digitalen Serien:
"Cafe Midnight" (9 Nominierungen) (Drama-Fantasy, Südkorea). Diese eröffnet uns die fantastische Welt der südkoreanischen Webdramen.
"Miliz!" (9 Nominierungen) (Comedy-Drama-Action, Deutschland). Hier tauchen wir in Helmuts trauriges Leben ein, der aus Frust eine Bürgerwehr gründet.
"2 Minutes" (6 Nominierungen) (Dramedy, Deutschland) zeigt die sehr privaten und emotionalen Geschichten, die sich in der Wartezeit auf das Ergebnis eines Schwangerschaftstests abspielen.
"Heat" (6 Nominierungen) (Thriller, Niederlande). In diesem nervenaufreibenden, wissenschaftlich basierten Klimawandel Thriller verfolgen wir das Schicksal verschiedener Menschen in einem Wohnviertel, das von einer verzehrenden Hitzewelle heimgesucht wird.
"Love, Guns & Level Ups" (6 Nominierungen) (Action-Adventure, Australien) ist eine Action-Romantic-Comedy über Videospiele und modernes Dating.
"Tony" (4 Nominierungen) (Thriller, Argentinien). In dieser Serie aus Argentinien gehen wir mit Victoria, die sich auf die Suche nach dem ehemaligen Besitzer ihres Handys macht, auf eine spannende innere und äußere Reise.
Von hessischen Filmemacherinnen sind folgende Serien dabei:
Ein Highlight ist die Dokumentarserie "Buschka entdeckt Deutschland - Zeig' mir deinen Osten!" Hier fährt der Wiesbadener Reporter Jörg Buschka in die Neuen Bundesländer, um die Menschen und ihr Leben kennenzulernen. Seit 2006 spaziert Buschka schon durch Städte und spricht mit Menschen, die er zufällig trifft. "Für Zeig' mir Deinen Osten!" verabredet er sich mit Personen der Zeitgeschichte wie Toni Krahl, Inka Bause, Kerstin Gosewisch, Heiko Lietz und Simone Solga.
"In Two Minds" (World Festival Premiere) von Fabian Schwab aus Wiesbaden. Ein Journalist wird von einem Geschäftsmann als PR-Mann eingestellt. Der Journalist will aufdecken, dass Sydow in Italien an einem illegalen Baupfusch mit katastrophalen Folgen beteiligt war.
In der Dark Comedy Serie "Emmy & Christin", Regie Regina Grimm, geraten, getrieben von Abenteuerlust, Emmy und Christin in haarsträubende Situationen, die zu unerwarteten Kollateralschäden führen, wodurch ihre Freundschaft auf die Probe gestellt wird. Mitautorin und Produzentin Elena Halangk lebt in Frankfurt, wo die Serie gedreht wurde. Die Crew stammt teilweise aus Hessen wie der Kameramann Marco Eisenbarth aus Darmstadt.
In der Horrorserie "Shadow Man" von Emrah Erdogru, einem Frankfurter Regisseur und Schauspieler, geht es um Schattenmenschen, die in vielen Kulturen ein Begriff für das Spiegelbild der Seele sind. Man sagt, sie lauern in dunklen Ecken und tauchen nur nachts auf.
Des Weiteren sind die Roadtrip-Comedy Animationsserie "Wunschlos hubbelig" von Stefan Vogt sowie die Western Trash Serie "GinGin~PomPom~PomPommes" von den zwei Gießener Angewandte Theaterwissenschaftlerinnen Kathrin Frech und Anna Maria Pahlke im Programm.
Quelle: www.die-seriale.de