Weiße Wolke Carolin

DDR 1984 Spielfilm

Inhalt

Hannes ist zwölf Jahre alt. Er lebt in der idyllischen Landschaft des Greifswalder Bodden und fühlt sich sehr zu seiner Mitschülerin Carolin hingezogen. Am liebsten würde er jeden Tag nur mit ihr verbringen, und wenn er an sie denkt, fühlt er sich leicht wie ein Luftballon und will immerzu singen. Deshalb fragt er sich, ob das jetzt schon die richtig große Liebe ist. Doch da ist auch noch Benno, dessen Großvater im "Dritten Reich" antifaschistische Flugblätter verteilt hat, und der gemeinsam mit Caroline die Dorfgeschichte erforscht. Die beiden verbringen viel Zeit miteinander, während Hannes immer eifersüchtiger wird. Eine allerdings freut sich über diese Wendung: Kerstin, die ein Auge auf Hannes geworfen hat. Hannes kann sie aber überhaupt nicht leiden, denn sie ist eine große Petze. Um Carolin zu imponieren und Benno auszustechen, kapert Hannes ein herrenloses Boot und bricht mit anderen Kindern zu einer mutigen Fahrt auf dem Bodden auf. Als ein Sturm heraufzieht, wird die Situation plötzlich lebensgefährlich.
Die Ausstattung dieser Filmseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Ein verheißungsvoller Frühlingstag am Greifswalder Bodden. Die ersten Störche richten ihre Nester vom vorigen Jahr in luftiger Höhe, während Graugänse im Formationsflug weiter gen Norden zu ihren skandinavischen Brutplätzen ziehen. Der 12-jährige Hannes Wittspeck und seine gleichaltrige Klassenkameradin Carolin Gröllmann hängen gerne am Bollwerk des Dorfes Boddenhagen ab – wenn sie keiner stört. „Du siehst aus wie eine Wolke“ sagt Hannes und blickt versponnen in den blauen Himmel, bevor beide vom Steg ins Wasser purzeln. Nur Hinnerk Leucht hat von seinem Kutter „Meta“ aus alles gesehen. Doch der steckt nicht nur selbst voller Geheimnisse, sondern vertritt auch die Lebenmaxime: „Besser leben als viel reden“. Weshalb von Opa Leucht keine Gefahr der Entdeckung droht. In der Oberschule macht die Freundschaft der Sitznachbarn bald die Runde: „Die gehen zusammen“ ärgert sich Kerstin Möller, die selbst gern mit Hannes zusammen wäre. Noch zu jung für die Liebe? Sie sei selbst in diesem Alter zum ersten Mal verliebt gewesen, offenbart die Klassenlehrerin Bernd (Ellen Hellwig) einer Kollegin – und drückt zunächst beide Augen zu.

Erst als Hannes zu häufig abgelenkt wird, setzt sie ihn in die erste Reihe und beordert Benno Leucht an die Seite Carolins. Bald aber tratschen auch die Frauen im Konsum, wo Hannes' Mutter Inge an der Kasse sitzt, über die frühreifen Kinder. Daheim muss sich Vater Jochen Wittspeck, nachdem Nesthäkchen Anne ins Bett geschickt worden ist, einiges anhören von seiner Gattin, wobei es sicherlich eine Rolle spielt, dass der Maschinentechniker der LPG Boddenhagen (Landwirtschaftliche Produktions-Genossenschaft) früher 'mal mit Carolins nun alleinerziehender Mutter liiert war. Als Hannes im Schilf einen herrenlosen Kahn mit noch intaktem Motor findet, darf er ihn laut „Käpt'n“ Hinnerk Leucht behalten – das sei auf dem Darß schon immer so gehandhabt worden. Der Finder will auf der Jungfernfahrt mit seinem „Schlickrutscher“ natürlich Carolin mitnehmen, doch am Steg steht leider nur Kerstin samt Pudel Püppi. Carolin hat zusammen mit Benno ein Geschichtsprojekt der Jungen Pioniere übernommen: Sie wollen seinen Opa befragen, der nicht nur spannende Schmuggelgeschichten aus alter Zeit zu erzählen weiß (spektakulär als Rückblende in Szene gesetzt), sondern als Hitler-Gegner Flugblätter gegen den Krieg von der Boddenhagener Zugbrücke auf KdF-Ausflugsschiffe (Kraft durch Freude) „regnen“ ließ.

Durch beherztes und dabei umsichtiges Handeln hat Hannes vielleicht Carolins Mutter das Leben gerettet, die plötzlich regungslos im Bett lag: Herzmuskel-Entzündung wird in der Klinik diagnostiziert. Carolins so kluge wie liebenswerte Oma Lucie tröstet den auf Benno eifersüchtigen Jungen: „Man muss einem Menschen neben sich Platz machen, und Zeit braucht man dazu, manchmal das ganze Leben.“ Nach einer kurzen handfesten Auseinandersetzung, bei der Benno deutlich macht, dass er gar nichts von Carolin will, beschließen die beiden Jungs, zusammen mit Kerstin im Boot 'rüber nach Greifswald zu fahren, um Carolin aus dem Krankenhaus, wo sie ihre Mutter mit selbstgemachten Schnitzeln überrascht hat, abzuholen. Als sich ein größerer Sturm ankündigt, erweist sich Benno als der Klügere: er fährt mit dem Bus zurück. „Immer vernünftig – ist doch kein Leben“: Hannes aber will es sich selbst und den beiden Mädchen beweisen – und begibt sich in höchste Gefahr. Nur gut, dass Benno seinen Opa alarmiert hat, der mit der „Meta“ hinausfährt. Als sich der Sturm überraschend schnell legt, erreichen die drei Kinder völlig durchnässt, aber wohlbehalten das rettende Ufer – nach Motorschaden rudernd. Kerstin wird von ihren Eltern glückstrahlend in Empfang genommen wie auch Carolin von ihrer Mutter. Bei den Wittspecks dagegen herrscht dicke Luft. Ob und wie es weitergeht mit Hannes und Carolin bleibt offen...

„Weiße Wolke Carolin“ reiht sich ein in die Phalanx eindrucksvoller Kinder- und Jugendfilme Rolf Losanskys („Moritz in der Litfaßsäule“, „Das Schulgespenst“), basierend auf der 1980 im Kinderbuchverlag (Ost-) Berlin erschienenen gleichnamigen Erzählung von Klaus Meyer. Naturgemäß war die Geschichte um eine sehr zarte erste Liebe in der DDR-Kritik nicht unumstritten, andererseits wurde dem Regisseur große Feinfühligkeit attestiert. Neben den Kindern Andreas Roll und der bezaubernden Constanze Berndt gibt Miroslav Macháček sein DDR-Debüt als Darsteller in der ersten von rund einem halben Dutzend Defa-Produktionen: der tschechische Schauspieler, als Sohn eines Theaterverwalters geboren und zur Zeit des Protektorats Böhmen und Mähren ausgebildet, hat sich vor allem als streitbarer Regisseur am Nationaltheater Prag einen Namen gemacht – und als prominenter Unterstützer der „sanften Revolution“. Der auch mit großartigen Natur- und Tieraufnahmen Helmut Grewalds punktende 86-Minüter ist am 12. Juli 1985 im Berliner Colosseum uraufgeführt und ab September des gleichen Jahres auch in westdeutschen Kinos gezeigt worden, auf die Erstausstrahlung am 24. Oktober 1987 im Fernsehen der DDR folgte bereits am Tag darauf die Premiere im ZDF.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Drehbuch

Szenarium

Dramaturgie

Bauten

Kostüme

Schnitt

Mischung

Darsteller

Synchronsprecher

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
2332 m, 86 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 12.07.1985, Berlin, Colosseum

Titel

  • Originaltitel (DD) Weiße Wolke Carolin

Fassungen

Original

Länge:
2332 m, 86 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 12.07.1985, Berlin, Colosseum

Auszeichnungen

1985
  • Prädikat Wertvoll
4. Nationales Festival für Kinderfilme in Kino und Fernsehen Gera 1985
  • Goldene Spatz sowie Ehrenpreis der Kinderjury