Credits
Regie
Kamera
Schnitt
Musik
Darsteller
- Maximilian
- Rainer
- Viola
- Beate Klapproth
- Gunnar Strach
- Oma Lotte
- Frau Schulenburg
- Emton
- Illo
- Kreisel
Alle Credits
Regie
Regie-Assistenz
Szenarium
Vorlage
Dramaturgie
Kamera
Bauten
Maske
Kostüme
Schnitt
Musik
Musik-Bearbeitung
Darsteller
- Maximilian
- Rainer
- Viola
- Beate Klapproth
- Gunnar Strach
- Oma Lotte
- Frau Schulenburg
- Emton
- Illo
- Kreisel
- Herr Gebhard
- Frau Gebhard
- Sportlehrer
- Ermittler
- ABV
Produktionsfirma
Produktionsleitung
Erstverleih
Länge:
2076 m, 76 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:
Uraufführung (DD): 26.03.1987, Berlin, International
Titel
- Originaltitel (DD) Vernehmung der Zeugen
Fassungen
Original
Länge:
2076 m, 76 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:
Uraufführung (DD): 26.03.1987, Berlin, International
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Ein Toter liegt auf dem Dorfplatz. Die Ärztin Beate Klapproth, die neben ihm kniet, erkennt das Messer, mit dem der Täter gleich siebenmal zugestochen hat. Die Tatwaffe gehört ihrem 17-jährigen Sohn Maximilian „Max“ Klapproth, das Opfer ist sein Klassenkamerad Rainer Gebhard. Der Fall ist für den Ermittler klar, das Messer bei dem Toten gehört Max. Sodass aus seiner Sicht die „Vernehmung der Zeugen“ nur noch Hinweise auf das Tatmotiv geben kann.
Kameramann Claus Neumann fokussiert auf die Befragten, die Polizisten, darunter Werner Godemann als Abschnittsbevollmächtigter, kommen außer in den Anfangsszenen nicht mehr ins Bild. Auch sind ihre Fragen nicht zu hören, nur die Antworten der Befragten. Unterbrochen von Rückblenden ergibt sich so nach und nach ein beinahe dokumentarisches Mosaik der Vorgeschichte dieser furchtbaren Bluttat, die, soweit der kurze Nachklapp aus dem Off, als Totschlag im Affekt gewertet und wohl mit einigen Jahren Haft bestraft werden wird.
Als sich seine Eltern trennen und seine Mutter zuerst das Abitur nachholt und dann in Leipzig Medizin studiert, wächst Max bei der unkonventionellen Großmutter Lotte Sander in Berlin auf. Seit 15 Jahren Witwe „roocht und trinkt“ sie nach eigener Einschätzung „ein bisschen ville“, arbeitet selbst im vorgerückten Alter noch in zwei Schichten „inner Kleiderbude“ und erfüllt ihrem Enkel nach Möglichkeit jeden Wunsch. Max also ist seit der Einschulung ein „Omakind“ und hat sich bestens entwickelt. In der Schule und im Segelclub, wie sein Trainer Kreisel bestätigt, der große Stücke auf den ehemaligen Leistungsträger seines Teams hält und es damals sehr bedauert hat, ihn zu verlieren. Er gibt der Mutter die Schuld an der fatalen Entwicklung.
Denn mit 17 Jahren muss Max die Großmutter und damit auch die Hauptstadt der DDR gegen seinen Willen verlassen, weil seine Mutter nach Beendigung ihres Studiums eine Arztstelle in einem Dorf bekommen hat und nun mit ihrem neuen Mann, Gunnar Strach, eine Familie gründen will. Max ist von der plötzlich erwachten Mutterliebe ebensowenig überzeugt wie von der ausgestellten Verständnisbereitschaft des „Neuen“ an ihrer Seite. Brüsk weist er alle Annäherungsversuche und Liebesbekundungen der „Eltern“ zurück, hilft weder im Haushalt noch beim Umbau des neuerworbenen Hauses und will eigentlich nur eines: zurück zur Oma und zu den Freunden in Berlin.
Zumal ihm seine neuen Mitschüler die kalte Schulter zeigen. Was freilich auch an seinem Auftritt liegt, nicht zuletzt an Äußerlichkeiten: Max kleidet sich nach Berliner Vorbild ganz in weiß und mit dem Chic des hauptstädtischen Exquisit-Angebotes, was auf dem Land naturgemäß höchst exotisch wirkt. Dazu lange blonde Haare – da wird der hübsche Neuankömmling rasch zum Rivalen. Vor allem der bisherige Wortführer der Klasse, „King“ Rainer, muss um seine Freundin Viola bangen, die sich rasch in den sportlich-schlanken Kerl mit den weichen Gesichtszügen und dem traurig-melancholischen Blick verliebt.
Die Rivalität artet in eine handfeste Schlägerei aus, als Max beim Billardspiel im Dorfgasthof einen betrunkenen Gast als „Homo primitivus“ bezeichnet. Was er nicht weiß: Es ist der Hausmeister Gebhard und damit Rainers Vater. Der sich sehr um seine Eltern kümmert, sich aus Liebe zu seiner frommen Mutter nach der Jugendweihe auch konfirmieren ließ und mit dem Vater Ausflüge in den Botanischen Garten der nächsten Stadt unternimmt, um ihn von der Trinkerei abzuhalten.
Max, der kollektiv geprügelte Hund, tut die Angelegenheit fürchterlich leid: Rainer „hat wenigstens 'nen richtigen Vater“. Und so lädt er ihn zur Versöhnung zum Segeln in „seinen“ Berliner Club ein. Viola darf auch mit. Zwar herrscht Flaute auf dem Müggelsee, aber dennoch kommen sich die drei näher und Max offenbart sich mit dem Song „Die Stadt ist meine Hoffnung“ zur Klampfe. Doch das fragile Dreieck bricht abrupt auseinander, als Viola, der er gerade noch seinen Hund geschenkt hat, sich für Rainer entscheidet.
Nach einer weiteren „Schlacht“, die Rainer von seinen Gefolgsleuten ausführen lässt und die ein für Max demütigendes Ende in der Jauchegrube findet, ist das Maß endgültig voll, als Max seinen Hund mit durchschnittener Kehle vor dem Haus der Mutter findet: der „schlechte Verlierer“ sticht siebenmal zu...
„Vernehmung der Zeugen“ ist ein Defa-Krimi der besonderen Art. Gunther Scholz hat nicht das Rätsel um den Täter oder den Tatvorgang interessiert, sondern die Vorgeschichte. Aus den Zeugenaussagen von Eltern, Mitschülern und Pädagogen wie dem Sportlehrer und der Deutschlehrerin Schulenburg, die sich mehrfach verzweifelt fragt, was sie falsch gemacht haben könnte, setzt der Regisseur ein Puzzle zusammen, das zeigt, wie ein sensibler Junge durch eine Verkettung von zum Teil allerdings auch selbst verschuldeten Schwierigkeiten zum Mörder geworden ist. Die Betroffenen sprechen direkt in die Kamera, sodass der Zuschauer unmittelbar mit der Verletzbarkeit und Verletzung aller Beteiligten konfrontiert wird und die geradezu unausweichliche Eskalation hautnah erlebt. „Vernehmung der Zeugen“ ist daher nicht nur was das Krimigenre betrifft ein Defa-Gegenwartsfilm von seltener Härte und enormer Intensität.
Pitt Herrmann