Inhalt
Der minderjährige Dannie wird beim Kaufhausdiebstahl erwischt. Sein Stiefbruder Laser will den Vorfall vertuschen, um die kranke Mutter der beiden zu schonen. Der Sicherheitschef Popp bietet Laser an, gegen Bestechungsgeld von einer Anzeige abzusehen. Laser schnorrt das Geld zusammen; als er es Popp nachts im Kaufhaus übergeben will, stellt er fest, dass die Alarmanlage außer Betrieb ist. Er benachrichtigt seine Freunde, und die sieben Jugendlichen stürzen sich in einen nächtlichen Konsumrausch. Noch ahnen sie nicht, dass Popp plant, die Tageseinnahmen zu kassieren und den Diebstahl der Clique anzuhängen. Als eines der Mädchen vom Dach stürzt, eskaliert die Situation.
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Doch sie haben die Rechnung ohne den Wirt in Person der Wachmannschaft mit den Protagonisten Mark Popp, Michi Holzner, Mona Wendt und Wolfi Berner gemacht: Die will die Situation nutzen, um den Tresor mit den Wochenendeinnahmen von 2,5 Millionen Mark zu knacken. So kommen sich beide Gruppen ins Gehege – naturgemäß blutig. Mark Popp erweist sich als eiskalter Killer, der für die Geldsumme über Leichen zu gehen bereit ist. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob ihm seine skrupulöse Kollegin Mona Wendt, die eigentlich Polizistin werden wollte und ganz neu im Team ist, in die Quere kommt oder die ahnungslosen Kids, deren Egoismus und Gewaltbereitschaft Regisseur Friedemann Fromm durch eine Prise Sozialkitsch abmildert.
„Schlaraffenland“, Friedemann Fromms erster im Cinemascope-Format gedrehter Spielfilm, ist ein über knapp zwei Stunden spannender Thriller mit ausgezeichneten Darstellern, besonders was die Jugendlichen betrifft. Herauszuheben etwa Susanne Bormann, bekannt aus „Nachtgestalten“, die eine durchtriebene drogenabhängige Schönheit spielt, die wechselweise die „Anführer“ zu immer neuen Gewalttaten anstachelt um am Ende vor dem Scherben – und den Leichen – ihrer rein verbalen Tatenlust zu stehen. Bemerkenswert auch der Soundtrack von Apollo 440, Blixa Bargeld und Paul van Dyk.
„Schlaraffenland“ ist glücklicherweise so professionell gemachtes psychologisches Action-Kino, dass der Film auch auf der großen Kinoleinwand vor den wesentlich aufwendigeren, aber häufig unsäglichen Hollywood-Produktionen dieses Genres bestehen kann. Auch wenn sich Christoph Fromm, Co-Drehbuchautor seines auch regieführenden Bruders Friedemann Fromm, nachträglich von dem Film distanzierte. Ein Teil der Kritik ging mit dem Film hart ins Gericht. So schrieb Michael Althen (in der „SZ“ vom 13. November 1999), die prominente Besetzung der Wachmannschaft sei ebenso „schlicht verschenkt“ wie der Einsatz der Cinemascope-Kamera: Jo Heim zersplittere das damals größte Einkaufszentrum Europas in einzelne Räume statt in Bezug zum Filmtitel die großzügige Weite des Konsumtempels auf der Grünen Wiese zu offenbaren.
Uraufgeführt am 23. Oktober 1999 im Cinedom Köln mit anschließender Fete im „E-Werk“ samt Live-Konzert der britischen Elektrosound-Gruppe Apollo 440 kam „Schlaraffenland“ am 11. November 1999 in die Kinos und wurde vom koproduzierenden Sender Pro Sieben am 24. Dezember 2001 erstausgestrahlt. Bei der Verleihung der New Faces Awards 2000 belegte Roman Knižka einen dritten Platz.
Pitt Herrmann