Pfau - Bin ich echt?

Österreich Deutschland 2023/2024 Spielfilm

Inhalt

Matthias arbeitet für eine Agentur, die es ihren Kund*innen ermöglicht, Freunde für verschiedene Anlässe zu mieten. Ob als stilvoller Partner, um Eindruck zu schinden, als idealer Sohn, um das Image vor Geschäftspartner*innen zu wahren, oder einfach als jemand, mit dem man Streit üben kann - Matthias nimmt für seine Kund*innen die unterschiedlichsten Rollen ein. Doch bei aller Professionalität in seinem Job hat er zunehmend die Fähigkeit verloren, echte Emotionen zu empfinden und stellt sich immer öfter die Frage, wer er eigentlich wirklich ist.
 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Der Pfau ist ein Vogel, der mit seinem prachtvollen Gefieder renommieren, aber kaum fliegen kann. Dafür schreitet er majestätisch, schlägt vornehm Rad und schreit fürchterlich laut. Der buntschillernde Hühnervogel steht metaphorisch für Matthias (überragend als sehr austriakischer Mann ohne Eigenschaften: Albrecht Schuch), der sich chamäleonartig jedem Auftrag anzupassen versteht und dabei ausgesprochen Bella figura macht.

Er führt zusammen mit David die Wiener Agentur „My Companion“, für die nur zwei Grundsätze gelten: Kein Trinkgeld von den Kunden und keine privaten Extratouren mit diesen. Matthias erweist sich in den unterschiedlichsten Rollen als ein Meister seines Fachs. So bei der Seniorin Vera, die er rhetorisch coacht, damit sie ihrem dominanten Gatten Johann (Wiener Grantler aus dem Bilderbuch: Branko Samarovski) endlich Contra geben kann. So beim „Rent-A-Dog“-Inhaber Aaron (Alexey Hartlieb-Shea) nach dem tragischen Verlust eines nur geliehenen Vierbeiners.

Für einen wohlhabender Mann (Tilo Nest), der seinen 60. Geburtstag mit (Geschäfts-) Freunden in fürstlicher Umgebung feiert, gibt Matthias einen „perfekten Sohn“ zum Herzeigen vor allem gegenüber der Präsidentin (Barbara Gassner). Anderntags gibt er als „Leihpapa“ des Schülers Sebastian im Unterricht den Flugzeugkapitän. Und rettet einem Bewerber seiner Agentur, der sich beim Essen im Nobelrestaurant verschluckt hat, das Leben. Ganz nebenbei muss er sich den Avancen attraktiver Frauen wie seiner Mitarbeiterin Nora und der esoterischen Seminaristin Ina (die norwegische Schauspielerin und Musikerin Theresa Frostad Eggesbø) erwehren. Beim Spaziergang mit Letzterer in Schönbrunn kommt dann auch der Pfau ins Spiel…

„Ich will doch alles richtig machen für dich“: Matthias, der stets auf Ansichten, Wünsche und Willensbekundungen seiner Kunden reagieren muss, naturgemäß emotionslos und vor allem ohne eigene Meinung, kann sich daheim bei seiner Freundin Sophia noch nicht einmal für Rot- oder Weißwein entscheiden. Verständlich, dass die Medizinerin, die gerne Kinder gehabt hätte, irgendwann die Pappen dicke hat und ihn, nachdem er selbst ihre Provokation mit einer Riesendogge kalt wie Hundeschnauze über sich ergehen ließ, wegen allumfassender Gefühllosigkeit allein in der stylisch-kühlen Luxusvilla samt Pool zurücklässt.

In der es Matthias dämmert, dass er endlich selbst in die Gänge kommen muss. Doch wie soll man „man selbst“ sein, wenn vor lauter beruflicher Rollenspielerei nichts ist? Und Davids Ratschlag, sich ein Hobby zu suchen, schon allein zeitlich nicht in Frage kommt?...

Der österreichische Regisseur Bernhard Wengers spürt in seinem Langfilm-Debüt dem alltäglichen Wahnsinn in unserer spätkapitalistischen Gesellschaft nach : Eine skurrile Typenkomödie, mit präzisem Blick und, trotz einiger typischer austriakisch-rabenschwarzer Ausreißer, mit subtilem Humor gezeichnet. „Pfau – Bin ich echt“ ist auch ein Wien-Film mit wundervollen Locations wie dem Palmenhaus im Schönbrunner Schlosspark, dem Palais Rasumofsky oder Schloss Ebreichsdorf. Die historischen Gebäude und Anlagen bilden bewusst einen Gegensatz zur Villa von Matthias oder dem modernen Konzerthaus MuTh.

Bernhard Wenger im Wild Bunch-Presseheft: „Ich bin 2014 auf Rent-A-Friend- oder Friend-For-Hire-Agenturen aufmerksam geworden, die schon fast seit zwei Jahrzehnten in Japan existieren. Sie sind dort aufgrund der großen Isolation und Einsamkeit der Menschen entstanden. Menschen, die niemanden haben, können jemanden mieten, um auf einen Kaffee zu gehen, um sich auszutauschen. Die Ursprungsidee war es, Menschen zu helfen. Aber wie es oft so ist, werden diese Agenturen sehr häufig auch dafür eingesetzt, um sich besser zu präsentieren, Lügen zu vertuschen, Macht zu demonstrieren, sein Image aufzupeppen. In unserer Gesellschaft würde das genauso funktionieren.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Drehbuch

Kamera

Farbkorrektur

Visuelle Effekte

Szenenbild

Kostüme

Schnitt

Ton-Design

Casting

in Co-Produktion mit

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • 03.07.2023 - 10.08.2023
Länge:
102 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 28.10.2024, 262765, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (IT): 31.08.2024, Venedig, IFF - Settimana internazionale della critica;
Erstaufführung (DE): 23.01.2025, Saarbrücken, Max Ophüls Preis;
Kinostart (DE): 20.02.2025

Titel

  • Originaltitel (DE) Pfau - Bin ich echt?
  • Verleihtitel (eng) Peacock

Fassungen

Original

Länge:
102 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 28.10.2024, 262765, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (IT): 31.08.2024, Venedig, IFF - Settimana internazionale della critica;
Erstaufführung (DE): 23.01.2025, Saarbrücken, Max Ophüls Preis;
Kinostart (DE): 20.02.2025

Auszeichnungen

FBW 2025
  • Prädikat: besonders wertvoll
IFF Venedig 2024
  • Preis der FAI-Stiftung "Persona Ambiente Lavoro", Settimana Internazionale della Critica
  • Premio Bisato d’oro, Settimana Internazionale della Critica, Beste Regie