Credits
Regie
Produktionsfirma
Alle Credits
Regie
Produktionsfirma
im Auftrag von
Länge:
1958 m
Aufführung:
Uraufführung (DD): 07.10.1980, DDR-TV
Titel
- Originaltitel (DD) Nicht verzagen, Trudchen fragen
- Weiterer Titel (DD) Ich liebe eine Herbstzeitlose
- Arbeitstitel (DD) Trude schlägt zu
Fassungen
Original
Länge:
1958 m
Aufführung:
Uraufführung (DD): 07.10.1980, DDR-TV
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Für „Trudchen“ ist klar, dass sie, obwohl Witwe des heißgeliebten Wilhelm (Curt Trepte) und Mutter des Leipziger Hochschullehrers Werner (Uwe-Detlev Jessen) und dessen Schwester Ilse (Theresia Wider), als weiße Braut vor den Standesbeamten treten will – und dass die gelernte Schneiderin Lissy für das entsprechende Outfit sorgt. Zu dem Trudes Enkel Karsten (Hans-Jürgen Müller-Hohensee) schon ‘mal die „Krone der Unschuld“ genannte Haube beisteuert.
Wie Trude gehört Heinz zu einer ganzen Gruppe von Senioren, die es aus ihren allerdings nicht mehr zeitgemäßen Altbauwohnungen in die modern ausgestatteten Arbeiterschließfächer des Neubaugebietes Berlin-Marzahn verschlagen hat. Gustav (Hans Klering), genannt „der Eiserne“, Emil (Wilhelm Gröhl) und Erich (Johannes Maus) vermissen die gemütlichen Alt-Berliner Kiez-Kneipen, in denen sie nach Herzenslust Schach spielen oder Skat kloppen konnten bei der einen oder anderen Molle (Bier und Korn).
Weil die vorhandene Großgaststätte laut Gustav „so gemütlich wie ein Wartesaal“ ist, hat Trude die Idee, aus einem ausgemusterten Bauwagen eine Art Laube samt Vorgarten in das erst noch zu gestaltende Niemandsland zwischen den von ihr nur „Wohnsilos“ genannten Plattenbau-Blöcken zu zaubern. Sie war, wie sie sich jetzt im Angesicht des Standesbeamten (Rudolf Ulrich) erinnert, auf heftigen Widerstand der vom Stadtrat Böhnke (Alfred Struwe) unterstützten WBA- und HGL-Funktionäre gestoßen, dem Vorsitzenden des Wohnbezirksausschusses der Nationalen Front, Heinz, und der Hausgemeinschaftsleiterin Kathi (Karla Runkehl).
Immerhin lernte sie so Heinz kennen – und mit Lutz Strupp (Kaspar Eichel) den lebensfrohen Bruder der eher trockenen HGL-Genossin Kathi. Der nimmt Trudes Angebot, den tristen Bauwagen malerisch auszugestalten gerne an. Was die Bürokraten nicht daran hindert, einen Abschleppwagen und mit diesem den Abschnitts-Bevollmächtigten (Otmar Richter) in Gang zu setzen. Was naturgemäß zum Scheitern verurteilt ist, gilt doch bei Problemen aller Art: „Nicht verzagen, Trudchen fragen“! Flugs deklariert Lutz Strupps Akademie-Professor Peter Reinhold (Heinz Behrens) den Bauwagen als schützenswertes Kunst-Objekt…
Die musikalische Komödie von Ulrich Waldner (Szenarium) und Günter Stahnke (Buch und Regie) ist hochkarätig besetzt, noch zu nennen Helga Piur und Günter Schubert als streitlustiges Ehepaar Anne und Bernd Lorenz. Gedreht im noch im Entstehen begriffenen Neubaugebiet Berlin-Marzahn wirft die 70-minütige Defa-Produktion (PL Werner Langer) für das Fernsehen der DDR einen kritischen Blick auf die volkseigene Bauwirtschaft, die zu wenig auf die Bedürfnisse der (künftigen) Bewohner eingeht.
In diesem Fall, eine TV-Komödie muss mit einem glücklichen Ende aufwarten, wird ein Kompromiss geschlossen: Ein bisher ungenutzter Raum der Großgaststätte wird zum plüschig-gemütlichen Refugium der Senioren samt der Strupp-Gemälde vom Bauwagen als Wandschmuck. Klar, dass „Trudchen“ auch künftig die Ideen nicht ausgehen, Stichwort Dachbegrünung…
Aus historischer Sicht ist „Nicht verzagen, Trudchen fragen“ heute von großem dokumentarischem Interesse: Gleich zu Beginn rückt Kameramann Wolfgang Braumann einen Leuchtturm der DDR-Moderne ins Blickfeld, das Freizeitzentrum „Ahornblatt“ auf der Fischerinsel. Der unter Denkmalschutz stehende Schalenbetonbau von Ulrich Müther wurde zur Jahrtausendwende mit dem Plazet kulturloser (West-) Berliner Lokalpolitiker abgerissen. Und im Abspann ist der Palast der Republik aus der Vogelperspektive zu sehen, der bekanntlich dem Wiederaufbau des Stadtschlosses zum Humboldt-Forum weichen musste.
Pitt Herrmann