Inhalt
Auf einer wahren Geschichte beruhend erzählt der Film von der ostdeutschen Chemikerin Beate, die im Februar 1979, zurzeit der Islamischen Revolution, ihrem Mann Omid, einem iranischen Dissidenten, in dessen Heimat folgt. Mit dabei ist auch die achtjährige Tochter des Paares. Die Lebenssituation von Mutter und Tochter - sowie vieler andere Frauen - verschlechtert sich nach anfänglicher Aufbruchstimmung der Revolution schnell, und schon bald wird ihre Freiheit durch Willkür, Gewalt und die religiöse Doktrin massiv eingeschränkt, während der Iran sich zusehends in eine Diktatur verwandelt. Als die Situation untragbar wird, müssen Beate und Omid eine Entscheidung treffen...
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Als im Februar 1979 die „Islamische Revolution“ die westlich-kapitalistische Monarchie des Schah Mohammad Reza Pahlavi blutig beendet, schöpft der 44-jährige Dissident Hoffnung auf demokratische Verhältnisse in seinem Land. Von anderen Exil-Iranern bestärkt, entschließt sich der seit zwölf Jahren mit der 37-jährigen Beate verheiratete Omid, als Chefredakteur der kommunistischen Parteizeitung nach Teheran zurückzukehren. Und Beate löst ihr Versprechen, ihn zu begleiten, trotz ihrer gemeinsamen achtjährigen Tochter Sarah, die ganz selbstverständlich in der Uniform der Jungen Pioniere zur Schule geht, ein. Befeuert durch die erneute Ablehnung ihrer Dissertation durch die Humboldt-Professorin Schulze (Caroline Schreiber): Beate habe ihre Kenntnisse in Marxismus-Leninismus nicht wesentlich vertieft.
Zelten und Nacktbaden in einem idyllischen brandenburgischen Teich ist nun vorbei, das ist Beate klar. Aber damit hat sie nicht gerechnet: Nachdem Ayatolla Khomeini aus dem Pariser Exil zurückgekehrt ist, entwickelt sich der Iran immer mehr zu einem islamischen Gottesstaat. Ihre neue Tutorin an der Teheraner Universität, Professorin Fischer (Ursula Renneke), macht ihr wenig Hoffnung auf Vollendung ihrer Dissertation. Hausfrau und Akademikerin zugleich sei in der iranischen Gesellschaft nicht vorgesehen. Als ihre Labor-Kollegin Assieh (Enissa Amani) plötzlich den Lippenstift weglässt und Kopftuch trägt, weiß Beate, was die Stunde geschlagen hat.
Omids Nichte Nadja studiert an der Teheraner Universität und widersetzt sich der Kulturrevolution der Mullahs. Es kommt zu regelrechten Straßenschlachten mit den natürlich weitaus überlegenen Revolutionsgarden. Endgültig steht ihr Entschluss, den Iran wieder zu verlassen, fest, als Sarah von Omids ins Haus geholter Mutter Nosrat (Sima Seyed) religiös indoktriniert wird: Beates atheistisch erzogene Tochter lernt nicht nur den Koran kennen, sondern kann bald einzelne Suren auch vor der Klassengemeinschaft in der Schule frei vortragen.
Omid schlägt vor, die Sommerferien zu einem Besuch von Beate und Sarah in die DDR zu nutzen. Doch der DDR-Botschaftsangestellte kann nur Beate eine Ausreisegenehmigung erteilen: Nach iranischem Recht ist Sarah keine Deutsche mehr. Ein Einlenken der neuen Machthaber, die bereits erste Zeitungen geschlossen und Parteien verboten haben, ist nicht zu erwarten. Als sich die Situation durch den ausbrechenden Krieg zwischen Iran und Irak, durch Verhaftungen und Anschläge eines islamistischen Mobs auf offener Straße, denen auch Assieh zum Opfer fällt, zuspitzt, müssen Beate und Omid eine unumkehrbare Entscheidung treffen…
Die Revolution frisst einmal mehr ihre Kinder: Für Ismael (Payam Madjlessi), der Omid in Ost-Berlin dazu gedrängt hat, nach Teheran zurückzukehren, stehen die Interessen der Partei über denen des Einzelnen. Als Omid einen Khomeini-kritischen Artikel in der Parteizeitung verfasst, verstößt er gegen die politische Linie des Zentralkomitees: die Kommunistische Partei fährt aus Selbsterhaltungstrieb keinen Konfrontationskurs gegen die Islamisten. Ismael verlangt von Omid, als Chefredakteur die alleinige Verantwortung zu übernehmen – was einem Todesurteil gleichkommt.
Omid kann mit der Revolutionsgarde einen Deal schließen: Informationen gegen die Ausreisegenehmigung für Sarah. Ausgerechnet sein alter Diplomatenpass verhilft Mutter und Tochter zur Einreise in die Heimat, nachdem beide stundenlang im Flughafen Schönefeld von der Volkspolizei festgehalten worden sind. Im Abspann ist zu lesen, dass Beate doch noch in der DDR promoviert hat…
„Morgen sind wir frei“ erzählt eine auf wahren Begebenheiten beruhende dramatische Geschichte ganz aus der Sicht Beates und damit einer starken, emanzipierten, in der DDR sozialisierten Frau, welche als überzeugte Sozialistin und Atheistin gleich mehrfach unter die Räder absolutistischer Regime gerät. Und die als Mutter ihre Tochter in Freiheit und Frieden aufwachsen sehen möchte. Hossein Pourseifi, der selbst aus dem Iran stammt und im Alter von neun Jahren nach Deutschland kam, offenbart die Entwicklung seines Geburtslandes zu einem islamischen Gottesstaat. Er wurde 2020 beim Fernsehfilmfestival Baden-Baden mit dem „MFG-Star“ für die beste Nachwuchsregie ausgezeichnet. Uraufgeführt am 2. Oktober 2019 auf dem Filmfest Hamburg strahlt Arte dieses Lehrbeispiel über das Scheitern einer Revolution am 21. Juli 2021 erstmals im Free-TV aus.
Pitt Herrmann