Credits
Regie
Kamera
Schnitt
Musik
Darsteller
- Hauptmann Friesen
- Marie
- Sergeant Fleuron
- Schreiber Püttchen
- Major Lützow
- Ratsherr Kerstinn
- Ein Lützower
Alle Credits
Regie
Szenarium
Vorlage
Dramaturgie
Kamera
Bauten
Kostüme
Schnitt
Musik
Darsteller
- Hauptmann Friesen
- Marie
- Sergeant Fleuron
- Schreiber Püttchen
- Major Lützow
- Ratsherr Kerstinn
- Ein Lützower
Produktionsfirma
Produktionsleitung
Erstverleih
Länge:
2530 m, 93 min
Format:
70mm, 1:2,21 (DEFA-70)
Bild/Ton:
Farbe, 6-Kanal Magnetton
Aufführung:
Uraufführung (DD): 01.09.1972, Leipzig, Capitol
Titel
- Originaltitel (DD) Lützower
Fassungen
Original
Länge:
2530 m, 93 min
Format:
70mm, 1:2,21 (DEFA-70)
Bild/Ton:
Farbe, 6-Kanal Magnetton
Aufführung:
Uraufführung (DD): 01.09.1972, Leipzig, Capitol
Formatfassung
Format:
35mm, 1:2,35 (Totalvision)
Bild/Ton:
Farbe
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Da der preußische König Friedrich Wilhelm III. den Freiwilligen des Lützowschen Freikorps den Sold verweigert, hat sich eine Schar von ihnen unter Hauptmann Karl Friedrich Friesen zusammengetan, um aus dem Haus des mit den Franzosen kollaborierenden Ratsherrn und Uniformfabrikanten Kerstinn die französische Kriegskasse zu stehlen. Dieser macht nicht nur blendende Geschäfte mit den Besatzern, er sympathisiert auch offen mit der politischen Gesinnung der Reaktion. Schließlich hat ihm Napoleon die englische Konkurrenz vom Hals geschafft. Seine Tochter Marie, eine glühende Verehrerin Ernst Moritz Arndts, hält das Geschäftsgebaren ihres Vaters dagegen schlicht für „Vaterlandsverrat“ und hängt an den Lippen des ebenfalls mit den Lützowern sympathisierenden Schreibers Püttchen, als dieser ihr von deren Coup im thüringischen Kahla erzählt, wo nur ein Dutzend Freischärler, durch einen Tunnel ins Stadtinnere gelangt, die Kriegskasse rauben konnten.
Beide werden Ohrenzeugen, als Kerstinn, in dessen Haus mit Major Margent (Oleg Widow) der französische Stadtkommandant und Kommandeur der napoleonischen Truppen vor Ort einquartiert ist, seinen Vertrauten Trauberg (Heinz-Martin Benecke), welchem er die Hand seiner Tochter Marie versprochen hat, in geheimer Mission zu den Franzosen schickt: den „Wegelagerern und Habenichtsen“, so der Ratsherr über die Lützower, soll eine Falle gestellt werden. „Kann man nicht auch in der Heimat fremd sein?“: Ein Satz des ebenfalls bei Kerstinn einquartierten napoleonische Sergeanten Fleuron kann vom Publikum, auf sich bezogen, auch ganz anders verstanden werden. Während die im Haus des Kaufmanns zwischengelagerte Kriegskasse eine sichere Beute der Lützower wird, denen vielfach Hilfe aus der Stadt zuteil wird, muss sich Hauptmann Friesen einer französischen Patrouille geschlagen geben.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit: „Schöne Worte“, so Fleuron, „die wir vergessen haben.“ Als Marie sich vergeblich für Friesen einsetzt bei Major Margent und der Lützower am anderen Tag erschossen werden soll, rettet ihn Fleuron aus seiner jakobinischen Gesinnung heraus vor dem sicheren Tod. Gemeinsam fliehen der Schreiner von der Mosel und der Mann von der Elbe zu den Lützowern in die Wälder: „Napoleon hat nicht nur uns verraten“ konstatiert Fleuron. Dessen folgende Frage beim DDR-Kinopublikum eine ganz andere, aktuelle Konnotation erhält: „Kann ein Land frei sein, wenn das Volk nicht frei ist?“
Zurück bei seiner Einheit kommt es beinahe zum Bruch zwischen Friesen und Major Lützow. Während letzterer sich in jedem Fall an Recht und Ordnung halten will, um die Moral und auch den Ruf der Truppe als Teil der preußischen Armee, die dem König absolute Treue geschworen hat, nicht zu gefährden, fordert Friesen eine Anpassung an die Gegebenheiten der politischen wie der militärischen Situation. Er versammelt die Anhänger der Ziele der französischen Revolution um sich und es droht eine Sezession unter den Lützowern, als zunächst nur gerüchteweise durchsickert, Preußen habe mit Napoleon einen Waffenstillstand geschlossen.
Nachdem Marie und Püttchen in Kerstinns Haus vom zurückgekehrten Trauberg erfahren haben, dass auf Befehl des preußischen Königs Lützows Freischar nicht über den gerade mit Napoleon geschlossenen Waffenstillstand informiert werden soll, damit diese ihn unwissentlich bricht und so dem übermächtigen Gegner ausgeliefert ist, brechen beide zum Lager Lützows auf, Marie als Mann verkleidet, die sich als Sohn Kerstinns ausgibt und sogleich an der Waffe ausgebildet wird. Doch Lützow glaubt nicht an einen Verrat „seines“ Königs und beschließt, sich hinter die Elbe-Grenze auf preußisches Territorium zurückzuziehen. „Lützows zahme Jäger“ spöttelt seine müde, hungrige und frustrierte Truppe, die kaum noch zusammengehalten werden kann, zumal sie auch noch Waffen und Munition abgeben soll. Fleuron und der Jäger Knaup (Frank Obermann), ein ausgesprochener Franzosenhasser, werden gemeinsam auf Patrouille geschickt. Dabei wird Fleuron von seinen Landsleuten schwer verwundet, aber Knaup trägt ihn zu den eigenen Linien zurück.
Nun ist offensichtlich, dass Lützow in eine ihm gestellte Falle gegangen ist. Die Truppe fleht Friesen an, das Kommando zu übernehmen. Aber der bleibt wider besseren Wissens Lützow und dem Eid, den er auf ihn geschworen hat, treu. Wie sich Geschichte doch in fataler Weise über die Jahrhunderte hinweg wiederholt! Lützow begreift zu spät, dass der in den Freikorps herrschende freiheitliche Geist für den preußischen – wie für den sächsischen – König eine Gefahr bedeutet und er deshalb unschädlich gemacht werden soll...
Werner W. Wallroths Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von Hedda Zinner mutet zunächst wie ein aufwändiger Historienschinken an. Vor dem verbürgten Hintergrund, dass die Lützowsche Truppe, der auch die Leipziger Turner Friedrich Ludwig Jahn und Karl Friedrich Friesen angehörten, im Februar 1813 mit offizieller Billigung unter dem Namen „Königlich Preußisches Freikorps“ als reguläre Truppe des preußischen Heeres gegründet wurde. Auf der anderen Seite vermischt Wallroth reales Geschehen mit Fiktion: die wirtschaftlich und politisch motivierte gemeinsame Verschwörung sächsischer Tuchhändler und preußischer Generalität mit den Franzosen ist eine Erfindung.
Aber „Lützower“ ist, kulminiert in der Figur des Sergeanten Fleuron, zugleich ein Spiegel für die eigene Situation der DDR zu Beginn der 1970er Jahre: die Menschen nehmen in zunehmendem Maße ihre politische Unmündigkeit nicht mehr schweigend hin. Vielfach unter dem Dach der Kirche entstehen Diskussionsforen, die schließlich eigene Forderungen formulieren. Wer kein Vertrauen in die Reformfähigkeit des Arbeiter- und Bauernstaates hat, stellt einen Ausbürgerungsantrag. Der Dampf unter dem Kessel des SED-Unrechtsregimes vermehrt sich rapide.
Pitt Herrmann