Inhalt
Mit der Übernahme eines kleinen, alt eingesessenen Altwarenladens haben sich die beiden Freunde Paul und Bernd eine gemeinsame Existenzgrundlage geschaffen. Die Familie von Pauls langjähriger Freundin Eva sorgt dabei für die finanzielle Absicherung, während Bernd als Antiquitäten-Experte für die Waren zuständig ist. Beruflich und privat läuft somit alles hervorragend – bis Paul eines Tages Lisa kennen lernt. Die beiden beginnen eine lockere Affäre, die sich jedoch immer mehr zu einer innigen Beziehung entwickelt.
Dadurch gerät jedoch die Finanzgrundlage des Geschäfts in Gefahr, da Paul und Bernd noch immer von Evas Geld abhängig sind. Zur gleichen Zeit wird Bernd mit seiner bewegten Vergangenheit als brutaler Geldeintreiber konfrontiert. Je mehr die Freunde versuchen, eine Lösung für ihr Dilemma zu finden, desto auswegloser wird die Situation.
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Bernd besorgt sich die Kohle bei seinem „Ziehvater“ Dragan (herrlich gespielte Mafia-Parodie: Seymour Cassel), für den er bisher kleinere „Botengänge“ zum Abkassieren von Schutzgeld erledigt hat. Der in Wien lebende, ungemein geschäftstüchtige und nur Englisch sprechende Kroate wittert in Bernds Geschäft eine Chance, den Drogenhandel via Antiquitäten-Import auszuweiten. Natürlich stellt er seinem „Ziehsohn“ einen rüden „Aufpasser“ an die Seite.
Paul, der mit der attraktiven Eva verheiratet ist, besorgt sich seinen Anteil vom Schwiegervater. Das Geschäft lässt sich dank Dragans Connections bestens an, da verliebt Paul sich in Lisa, die ihrerseits mit dem Flugzeugpiloten Peter liiert ist und in dessen berufsbedingter Abwesenheit eigentlich nur auf ein kleines Abenteuer aus gewesen ist. Doch aus dem One-Night-Stand wird mehr – auf beiden Seiten.
Nun beginnen die Probleme. Die vernachlässigte Eva weint sich bei Bernd aus, um sich dann bei einem Betriebsfest zu rächen, indem sie mit dem Erstbesten ins Bett steigt. Doch das ist nur der harmlose Anfang einer Entwicklung, die mit Kuba freilich nichts zu tun hat. „Kubanisch rauchen“ nennt man die Art von Paul, die Zigarette genüsslich lange und ohne abzuaschen zu rauchen...
„Kubanisch rauchen“ ist nach Michael Bindlechners „In Heaven“ schon der zweite ungewöhnliche österreichische Film, der 1999 binnen kurzer Zeit in den deutschen (Programm-) Kinos gelaufen ist und der nur in einer Szene an die sonst übliche Austria-Selbstzerfleischung erinnert, als eine Kundin in den Altwarenhandel kommt und nach NS-Devotionalien fragt.
Begegnung zu dritt mit dem aus Südafrika herübergejetteten Flugzeugkapitän Peter: Die Sache spitzt sich zu. Freilich auch die mit Dragans krummen Geschäften: Bernd, wieder einmal für letzteren als Schutzgeldeintreiber unterwegs, verliert nicht nur Lisa an den bürgerliche Sicherheit versprechenden Nebenbuhler, sondern begeht auch noch eine Auftragsmord – in allerdings sehr zwielichtiger Situation. Wie schon bei „In Heaven“ bleiben auch hier manche Fragen offen, wenn sich der Vorhang schließt.
„Kubanisch rauchen“ ist ein Film der Verstrickungen, die in Verrat und Mord gipfeln. Stephan Wagner lässt manches im Ungewissen, was dem Film einen zusätzlichen Reiz verleiht zur hervorragenden Besetzung, unbedingt erwähnt werden müssen noch Hilde Sochor, Alfons Haider und „Burg“-Schauspieler Martin Brambach, der einen nichtrauchenden Wiener Polizisten gibt. Ja, gibts denn das?
Genannt werden muss auch Kameramann Thomas Benesch, der auf grobkörnigem Orwo-Schwarzweißmaterial aus der gerade untergegangenen DDR gedreht hat und für die besondere Ästhetik des auch formal ungewöhnlichen Films verantwortlich zeichnet. Diese „alltäglichen“ Verstrickungen erhalten durch die Schwarzweiß-Optik etwas Metaphysisches, Auswegloses, Schicksalhaftes. Dabei ist auch dieser Film im Grunde eher unspektakulär-beiläufig.
Pitt Herrmann