JGA: Jasmin. Gina. Anna.

Warten auf den Bus: Zwischen dem schüchternen jungen Mann mit Mini-Kopfhörern, er stellt sich als großer Podcast-Fan heraus, und der schrillen jungen Frau in pinkfarbenem Outfit mit aufblasbarem Riesen-Dildo unterm Arm entwickelt sich im Wartehäuschen ein Gespräch über Gott und die Welt. Bis ein akustisches Missverständnis eskaliert, als er vor ihrer allzu direkten Anmache das Weite sucht: „Alle Männer sind Arschlöcher“ ruft ihm die Enttäuschte hinterher, doch er hat „Araber“ verstanden…

Es ist Jasmin, die nicht auf den Bus, sondern auf eine Stretch-Limousine wartet zum bevorstehenden Junggesellinnenabschied, diese aber erst noch von den Hinterlassenschaften der Vorgänger reinigen muss, bevor sie ihre ähnlich kostümierten Mitstreiterinnen Gina und Anna auf die Rückbank bittet. Mit Helena will sich schon wieder eine Freundin ins Familienleben verabschieden. Der ihr Gatte in spe, Malte, nichts verraten hat, als das Glitzer-Trio in Schweinchenrosa plötzlich vor der Münchner Wohnungstür steht.

Erst soll es in den Club gehen, dann ins Hotel – und am anderen Morgen nach Ibiza. Doch die schwangere Helena macht schon auf der Tanzfläche schlapp, sodass das übrig gebliebene Trio - die meisten Freundinnen hatten schon zuvor wegen verschnupfter Kids oder anderer familiärer Verpflichtungen abgesagt – nach durchzechter Nacht aufgeben will. Das Hotel ist schnell gekündigt, in der Hochsaison kein Problem, aber der Flug lässt sich nicht stornieren. Also ab in den sonnigen Süden für ein sorgenfreies, aber hoffentlich nicht männerloses Wochenende! Gina: „Wir sind schon zu lange Single. Singles sind wie Obst. Erst riechst du süß und aufregend, aber je länger du rumsteht, desto mehr stinkst du. Irgendwann kommen die Fliegen, du schimmelst und man riecht dich, noch bevor du den Raum betrittst.“

Gleich nach ihrer Ankunft auf der Balearen-Insel läuft Jasmin im Supermarkt ihrem „Ex“ Tim in die Arme, der sie schnöde verlassen hat, was sie aber nicht daran hindert, ihn immer noch zu lieben. Auch er ist, als Bräutigam von Julia, in Sachen JGA unterwegs zusammen mit seinen Kumpeln Stefan, Simon und Django. Obwohl Tim nicht wirklich überzeugt ist: „Diese ganze Hochzeitssache rollt auf mich zu, wie ein Zug, und ich bin an die Schienen gekettet.“ Jasmin will sich keine Blöße als sitzengelassenes Mauerblümchen geben und spielt ihm eine zukünftige Braut vor.

„Wenn wir nicht bald irgendwo den Anker werfen, werden wir bis zum Tod auf hoher See herumirren. Ewige Singles. Bald gehen uns die Eier aus, dann sind wir erledigt, dann sind wir offiziell unfruchtbar, unvermittelbar... Dann sind wir die einsame Nachbarin, die man an der Lidl- Kasse sieht, wie sie Tierfutter und ein Dreierpack hautfarbene Komforthöschen kauft. Ausgestoßen von der Gesellschaft. Asexuelle. Katzenfrauen. Nenn es wie du willst. Aber dann... dann sind wir für immer einsam“ weiß Gina. Die sonst so toughe Frau lässt sich vom smarten Hotelmanager, der nun Mondpreise für die voreilig gekündigten Zimmer verlangt, abkochen. Sodass dem bald völlig derangierten Trio nichts anderes übrig bleibt, als Tims Angebot anzunehmen und sich in der vom knauserigen Großverdiener Simon gemieteten feudalen Villa der vier Jungs von den Strapazen einer Nacht unter zwielichtigen Drogendealern am Mittelmeer-Strand zu erholen…

Mehr sollte von dieser bis zum vorhersehbaren Happy End an Intrigen, mehr oder minder überraschenden Wendungen, allerdings auch tieferen Wahrheiten und Einsichten hinter all‘ den altbekannten Klischees reichen Komödie nicht verraten werden. Deren kleine, feine Rahmengeschichte mit einem gewissen Philip nach knapp zwei Stunden ein Lächeln ins Gesicht der Kinobesucher zaubert. Ein Schenkelklopfer, der kein Vorurteil auslässt - gerade richtig also für eine Prosecco-gesättigte Ladies Night in bequemen Kinosesseln.

Pitt Herrmann