Hallo, Taxi!

DDR 1973/1974 TV-Film

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Heinz17herne
Heinz17herne
Der Fahrgast (Bodo Schmidt) hat es besonders eilig, gilt es doch, den eigenen Wagen nach dreiwöchiger Reparatur aus der Werkstatt zu holen. Doch mehr als die erlaubten 50km/h sind für Eddy Kulecke (Ingolf Gorges) nicht drin. Der Urberliner mit Herz und Schnauze und einem Schlag bei Frauen jeglichen Alters mag privat der größte Hallodri sein, hinterm Lenkrad seines Funktaxis 33-13 versteht er keinen Spaß.

Und schon gar nicht, wenn ihm von der Fahrerin einer MZ Trophy die Vorfahrt genommen und er zu einem waghalsigen Bremsmanöver gezwungen wird. „Du solltest lieber Tretroller fahren, du Arschgeige“: Dann kann der schöne Eddy nicht nur verbal ausfallend, sondern sogar handgreiflich werden! Was ihm das schuldbewusste und glücklicherweise behelmte Opfer, die Postangestellte Gaby Schneller (nomen est omen: Petra Kelling), gar nicht ‘mal so übel nimmt, es ihm aber dennoch heimzahlen will - auf ganz eigene Weise.

Der Arbeitstag beim VEB Taxi Berlin bleibt turbulent: im letzten Augenblick sieht Eddy, wie ein LKW-Fahrer (Albert Zahn) von einem viel zu schnell vorbeidonnernden Fahrzeug so irritiert wird, dass er den zu wechselnden schweren Reifen fallen lässt und dieser auf eine vielköpfige Kindergartengruppe zurollt, die gerade die Straße überquert. Eddy kann den mächtig Fahrt aufgenommenen Reifen mit seinem Taxi stoppen: dass dabei die Beifahrertür eingedrückt wird, ärgert selbst seinen Chef, Bereichsleiter Wilke (Werner Lierck) nicht. Im Gegenteil, er ist wie die begleitende Kindergärtnerin Rosi (Karin Schröder) und die Volkspolizei glücklich über den glimpflichen Ausgang und voll des Lobes über den reaktionsschnellen Fahrer. Der die attraktive Rosi sogleich zum Betriebsausflug über den Müggelsee einlädt.

Gaby, deren Eltern aus beruflichen Gründen in Warschau leben, wohnt bei ihrem Großvater (Gerhard Bienert), der ihr erst vor kurzem das Moped geschenkt hat – mit dem heimlichen Wunsch, es auch selbst einmal fahren zu dürfen. Sie hat sich das Taxi-Kennzeichen gemerkt und bestellt ausgerechnet bei Eddys Mutter Martha Kulecke (Helga Raumer), die in der Taxi-Zentrale arbeitet, den Funkwagen 33-13. Doch der steht längst in der Werkstatt, sodass der Neue im Taxi-Team, Uwe Dommasch (Günter Schubert), übernimmt. Die Jungfernfahrt des ehemaligen Bestatters wird zu einem Ereignis: Gaby, die sich mit Lidschatten, Eye-Liner und Locken-Perücke aus dem polnischen Care-Paket ihrer Eltern aufgebrezelt hat, lässt sich ihre Enttäuschung, dass der Falsche an der Wohnungstür steht, nicht anmerken und nimmt Uwes Einladung zur Betriebs-Bootspartie ab Grünau sogleich an.

Auf dem Schiff der Weißen Flotte hinterlässt die kesse Gaby mächtig Eindruck – nicht zuletzt beim Gastgeber Wilke. Aber auch Eddy gefällt „die Kleene vonne Post“, zumal ihn „seine“ Rosi versetzt hat. Die er anderntags am Kindergarten wieder trifft samt Verlobtem (Gerd Blahuschek): Eddy, der mit Ehrungen und Präsenten überhäuft wird für seine mutige Rettungstat, soll die beiden in zwei Wochen zum Standesamt fahren. Was eine Tour mit Hindernissen wird, nachdem die Braut ihre weißen Schuhe daheim vergessen hat. Zuvor aber unternimmt Eddy noch eine andere ganz spezielle Tour mit der attraktiven Französin Nicole (Jitka Zelenohorska), die nach einer ausgiebigen Sightseeing-Tour im Panorama-Restaurant des Fernsehturms am Alex endet. Wo die beiden auf Gaby und Uwe treffen…

Parallel hat sich, dem Vierbeiner Oedipus sei Dank, eine Liaison zwischen Martha Kulecke und dem Adlershofer Schauspieler Schwache (Gerd E. Schäfer) ergeben. Der zitiert zwar auf der Taxifahrt Tucholsky auf Hochdeutsch („Die Ehe ist zum größten Teile verbrühte Milch und Langeweile“), ist aber selbst nicht abgeneigt, in den Hafen einer solchen zu schippern. Zusammen mit dem Laubenpieper Strietzke (Hannes Stelzer), Marthas Nachbar ihrer Datsche am See, arrangieren sie einen weiteren Versuch, damit Eddy, der als Dreißigjähriger immer noch bei Muttern wohnt, endlich flügge wird. „Damit Sie nicht sagen, dass ich Ihnen nachloofe, bin ich geschwommen“: Gaby geht aufs Ganze…

Der auf wahren Begebenheiten des hauptstädtischen Beförderungsgewerbes beruhende 75-minütige Spaß von Werner Bernhardy (Buch) und Hans Knötzsch (Buch und Regie), eine turbulent inszenierte Defa-Produktion (PL Erich Albrecht) für das Fernsehen der DDR ohne Risiken und Nebenwirkungen, wartet mit einer Klasse-Besetzung vor der Kamera Siegfried Mogels auf, darunter mit Gerhard Bienert ein in raren Devisen zu entlohnender Schauspieler aus West-Berlin. Nach der Erstausstrahlung am 14. April 1974 gab es nur eine Wiederholung im darauffolgenden Jahr, dann verschwand „Hallo Taxi!“ im Adlershofer Giftschrank: Hauptdarsteller Ingolf Gorges hatte im Gefolge der Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 nach Westdeutschland ‘rübergemacht.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
77 min
Bild/Ton:
Farbe
Aufführung:

Uraufführung (DD): 14.04.1974, DDR-TV

Titel

  • Originaltitel (DD) Hallo, Taxi!

Fassungen

Original

Länge:
77 min
Bild/Ton:
Farbe
Aufführung:

Uraufführung (DD): 14.04.1974, DDR-TV