Gevatter Tod

DDR 1980 Spielfilm

Inhalt

"Vor dem Tod sind alle gleich" denkt sich ein Vater im 16. Jahrhundert und fragt den Tod, ob er nicht der "Gevatter" (Patenonkel) für sein 13. Kind sein will. Denn der Tod ist in dieser Geschichte kein gerippter Sensemann, sondern ein gemütlicher Bauer, der auf einem Ochsen daherkommt. Und der antwortet "Ja, warum nicht" und als der Junge älter ist, sagt er zu seinem Patenkind: "Keine Angst, mein Jung´, so wie es den Wind gibt, gibt es mich." Dann schickt der Tod sein Patenkind zum Medizinstudium nach Perugia und Salamanca. In diesen Städten waren damals die wichtigsten Universitäten der ganzen Welt. Als der junge Mann ausgelernt hat und wieder zurückgekommen ist, wird er bald ein berühmter Stadtmedicus. Doch er wird eitel und seine Erfolge steigen ihm so sehr zu Kopf, dass er noch nicht einmal vor seinem Onkel, dem Tod, Respekt hat. Das kann natürlich nicht gut gehen, oder?

Quelle: Kinderfilm online

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Es war einmal vor langer Zeit. Da sucht ein armer Bauer (Hans-Peter Reinecke) für sein 13. Kind einen damals Gevatter genannten Patenonkel. Als erster bietet sich der Teufel im Gewand eines lustigen Spielmanns an. Was dem Vater nicht geheuer ist. Beim Tod aber, der als Gemütsmensch auf einem Ochsen reitend daherkommt, überlegt er nicht lange: Der begünstigt keinen, für ihn sind alle Menschen gleich. Und überhaupt: „Kinder der Armen sind dem Tod am nächsten.“

Der Tod verspricht, aus dem Jüngsten des Bauern einen Arzt zu machen, der zum Wohl der Menschen beiträgt. Als aus dem Windelkind ein junger Mann namens Jörg geworden ist, der Zwiebeln auf dem Markt verkauft und offenbar nicht auf den Mund gefallen ist, stellt sich ihm der Tod als Gevatter vor, der dafür sorgen will, dass aus ihm ein Mann wird, der gebraucht, ja der erwartet wird von Kranken und Gesunden. Allerdings unter der Bedingung, dass Jörg seinen Gevatter – und damit den Tod - respektiert: „Wenn aus ist, ist es aus.“ Steht er am Krankenbett eines Patienten, darf er diesen kurieren, wenn er seinen Oheim am Fußende bemerkt. Lässt sich der Gevatter aber am Kopfende eines Kranken blicken, erlischt dessen Lebenslicht bald.

Auf seiner Wanderschaft zurück in die Heimat, Jörg hat sich an den seinerzeit berühmtesten Universitäten in Italien und Spanien zum Arzt ausbilden lassen, trifft er auf ein am Grab der Mutter spielendes kleines Mädchen, das ihm von ihrem sterbenskranken Bruder erzählt. Jörg begleitet das Kind, das bei der Muhme Ursel lebt, zum Krankenbett und rettet den Jungen mit einem beherzten Luftröhrenschnitt vor dem Erstickungstod.

Auf dem Görlitzer Marktplatz brechen ein polnischer Händler und seine junge Gattin Eva unweit eines Rattenkadavers plötzlich tot zusammen. Jörg rettet beider Kind Stanislaus vor dem aufgebrachten Mob: die Pest ist ausgebrochen und der Rat der Stadt hat dazu aufgerufen, verdächtige Personen zu melden. So wird Ursel von der Nachbarin Jutta denunziert und vor den Richter gezerrt: Sie habe einer Stickfieber-Wunderheilung beigewohnt, bei welcher der Teufel seine Hand im Spiel gehabt haben muss.

Nachdem Jörg mitbekommen hat, dass Ursel als Hexe durch die Stadt geführt und schließlich verbrannt worden ist, stellt er sich dem Bürgermeister und dem Rat der Stadt. Er schlägt vor, die Pestkranken zu separieren und statt angeblicher Hexen lieber deren verseuchte Kleidung und die der Toten zu verbrennen. Vom Prediger als Gotteslästerer beschimpft, findet Jörg nur beim Ratsherrn Veit Schütz Gehör, der sich freilich nicht mit der Kirche anlegen will.

Erst als der Bürgermeister an der prall gefüllten Tafel zusammenbricht, sollen dessen Tochter Barbara und ihr Oheim Veit den Medicus holen. Jörg bettet den Kranken mit dem Kopf ans Fußende, um so den Tod zu überlisten. Der es sich einmal gefallen lässt – aus Rücksicht auf seinen Schützling, der nun vor einer fabelhaften Karriere steht als künftiger Schwiegersohn des Stadtoberhauptes. Jörg, inzwischen auch Thema fahrender Moritatensänger (Gesang: Barbara Arland), steigt der Ruhm zu Kopf: Der Stadtmedicus fühlt sich als Lehrer der Menschheit, deren Sterblichkeit vielleicht schon bald durch wissenschaftliche Erkenntnisse überwunden werden könne. Heimlich unternimmt er Alchemie-Experimente zum „Stein der Weisen“.

„Ein zweites Mal tust du es nicht“ hatte ihn der Tod nach der Rettung des Bürgermeisters gewarnt. Doch als Barbara, noch keine 18 Jahre alt, bei einer Landpartie zusammenbricht, will Jörg den Gevatter erneut überlisten. Was sich bitter rächt, letztlich auch für die überlebende Barbara…

Die Adaption des gleichnamigen, am 20. Dezember 1812 publizierten Märchens der Brüder Grimm stammt vom ideologisch ganz auf SED-Linie stehenden Drehbuch- und Romanautorenpaar Wera und Claus Küchenmeister. Aus dem König und seiner Tochter werden Bürgerliche, die sich, ein stets wiederkehrender Topos in Defa-Märchenfilmen, mit höfischem Prunk umgeben. Und am Ende stirbt nicht der im Film Jörg genannte Arzt, sondern dessen Ziehkind Stanislaus.

„Es war kein Zufall, es war deine Wahl“ gibt ihm der Tod mit auf den Weg. Höhere Mächte können nicht als Ausrede dienen, der Mensch hat sein Schicksal selbst in der Hand. Jörg fühlt sich schuldig und verlässt die dekadente Görlitzer Bürgergesellschaft. „Ein kleines Wort von großer Kraft“: Der Tod, wie zu Beginn als Bauer verkleidet auf einem Ochsen reitend, gibt der verzweifelt nach Jörg suchenden Barbara zu verstehen, dass dieser „endgültig“ fortgegangen ist.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Dramaturgie

Kamera-Assistenz

Bauten

Bau-Ausführung

Requisite

Kostüme

Schnitt

Mischung

Produktionsleitung

Aufführung:

Uraufführung: 28.12.1980

Titel

  • Originaltitel (DD) Gevatter Tod

Fassungen

Original

Aufführung:

Uraufführung: 28.12.1980