Ein halbes Leben

Österreich Deutschland 2009 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
1986: Der vorbestrafte Sexualverbrecher Ulrich Lenz hat eine junge Frau im Wald vergewaltigt und ermordet. Aus seiner Sicht ein Missverständnis, denn Manuela Grabowski, die er in einer Disco kennengelernt hat, schien ihm durchaus willig zu einvernehmlichem Sex. Als sich diese Einschätzung als Irrtum herausstellt, bekommt Lenz Panik, weil er befürchten muss, erneut „einzufahren“. So kommt es ungewollt zum Mord.

1992: Sechs Jahre sind seit der Tat vergangen. Manuelas Eltern Peter und Marianne Grabowski haben den Verlust ihres einzigen Kindes noch nicht überwunden. Besonders der Vater ist noch nicht bereit, loszulassen. Denn die forensische Wissenschaft ist einen vielleicht entscheidenden Schritt weitergekommen: das neue Instrument der DNA-Analyse weckt in Peter Grabowski die Hoffnung, dass der Mörder doch noch gefunden werden kann.

Währenddessen bereitet der U-Bahnfahrer Ulrich Lenz seine Hochzeit mit Beate vor – und ringt sich dazu durch, seine Verlobte in das dunkle Geheimnis seines Lebens einzuweihen: Er ist ein Wiederholungstäter, er hat Manuela umgebracht. Beate verkraftet seine Offenbarung nicht, die Beziehung zerbricht. Obwohl Lenz alles dafür tut, mit einem Leben in der Normalität Abbitte zu leisten für seine Taten. Seine zweite bleibt weiterhin ungesühnt, denn der Gerichtsmedizinerin Dr. Anna Lorenz gelingt es vorerst nicht, Manuelas Mörder zu identifizieren.

1998: Weitere sechs Jahre später haben sich die Analysemethoden weiter verfeinert. Wovon selbst die Fernsehnachrichten berichten, was Lenz in leichte Unruhe versetzt. Seine Schuld von damals lässt sich nicht verdrängen, zumal es niemanden gibt, dem er sich anvertrauen könnte – nach den Erfahrungen mit Beate schon gar nicht. Als er zufällig auf der Straße auf Marianne Grabowski trifft, murmelt er eine für sie unhörbare Entschuldigung.

Lenz lebt inzwischen mit der jungen, lebenslustigen Sabine zusammen, die ein Kind von ihm erwartet. Während er eine unauffällig-bescheidene, angepasste Existenz in Wien führt und vom bürgerlichen Glück der Kleinfamilie auf dem Land träumt auch als Teil seiner persönlichen Wiedergutmachung, geht sie noch im neunten Monat ihrer Schwangerschaft tanzen. Die Folge: Sie entbindet das von ihr ungeliebte Kind vorzeitig im Klinikum West.

Peter Grabowski ist mehr schlecht als recht mit dem Verlust seiner Tochter zurande gekommen, als sein Freund Max Hauer ihm anbietet, es mit den neuen Methoden der DNA-Analyse nochmals zu versuchen. Durch eine Europol-Initiative werden Speichelproben von allen einschlägig bekannten Sexualstraftätern genommen, auch Lenz wird diesbezüglich aufs Amt gebeten, um sie in einer zentralen Datenbank zu speichern.

Max, der damals ermittelnde Kommissar von der Mordkommission, der nun pensioniert ist, hatte all' die Jahre verzweifelt versucht, den Täter ausfindig zu machen. Aber die Analysemethoden ließen dies nicht zu. Jetzt besteht eine neue Chance, die freilich auch ein hohes Risiko birgt: Alles verfügbare Genmaterial wird benötigt. Geht die Untersuchung schief, gibt es nichts mehr, was den Täter von 1986 überführen könnte. „Glaubst du nicht, dass jetzt ein guter Moment wäre, aufzuhören?“: Gegen den Willen seiner Frau willigt Peter Grabowski in diese letzte Möglichkeit ein. Hat er doch seiner toten Tochter bei der Identifizierung in der Pathologie versprochen, den Täter zu finden und seiner gerechten Strafe zuzuführen. Doch abermals gelingt es nicht, Lenz zu identifizieren.

2006: Ulrich Lenz lebt allein mit seiner kleinen Tochter Kiki (Anna Yntema als Fünfjährige, Kristina Yntema als Siebenjährige). Die Mutter des Kindes hat sich stets gegen eine Heirat gewehrt und sich früh aus dem Staub gemacht. Zum Glück hat Lenz mit der freundlichen, stets hilfsbereiten Nachbarin Molnar so etwas wie eine liebevolle Oma für Kiki gefunden. Als alleinerziehender Vater bemüht Lenz sich rührend um seine kleine, aufgeweckte Tochter, sodass seine nach wie vor ungesühnte Tat leidlich verblasst. Zumal: Was würde aus seinem Kind, wenn er nun zu „lebenslänglich“ verurteilt würde?

Auch bei den Grabowskis scheinen die Wunden verheilt, auch wenn sie immer sichtbar bleiben werden. Die Wohnung samt Kinderzimmer ist frisch renoviert und zum letzten Weihnachtsfest brachte Peter erstmals nach dem Mord an der Tochter wieder einen Tannenbaum nach Hause. Nun sitzen beide auf gepackten Koffern für eine Neuseeland-Reise, als Max Hauer die Nachricht überbringt, dass Frau Dr. Lorenz doch noch den DNA-Code des Mörders ihrer Tochter entschlüsseln konnte. Sie treten die Reise dennoch an, denn gewartet haben sie nun schon ein halbes Leben auf die Identifizierung des Täters, da kommt es nun auf ein paar Wochen auch nicht mehr an.

Ulrich Lenz wird verhaftet. Bei der Festnahme sind Max Hauer und Peter Grabowski dabei und werden Zeugen, wie Ulrich Lenz seine Tochter zur Schule bringt. Erstmals zweifelt Peter daran, ob es richtig gewesen war, die Zustimmung zum DNA-Abgleich zu geben. Denn der bevorstehende Prozess wird alle alten und inzwischen leidlich vernarbten Wunden wieder aufbrechen.

2007: Frau Molnar hat ihrem einstigen Nachbarn Lenz einen Anzug gekauft – für die Gerichtsverhandlung. Seit sie sich nicht mehr um Kiki kümmern kann, die nun in einem staatlichen Heim lebt, da die Mutter spurlos verschwunden ist und angeblich in Südafrika lebt, ist sie in der eigenen Wohnung nicht mehr zurecht gekommen und lebt nun in einem Heim. Vor Prozessbeginn bittet Lenz über seinen Pflichtverteidiger Paul Raich um ein Gespräch mit den Grabowskis. Nach langem Zögern geht Peter ins Gefängnis zum Vier-Augen-Gespräch, in dem Lenz um Verzeihung bittet und davon, dass für ihn die größte Strafe sei, sich nun nicht mehr um seine kleine Tochter kümmern zu können.

Wie erwartet stürzen sich die Medien auf den Sensationsprozess, der umfänglich geständige Ulrich Lenz wird 21 Jahre nach seiner Tat verurteilt. Doch das Ehepaar Grabowski „schwänzt“ die Gerichtsverhandlung: Marianne hat sich bei Rechtsanwalt Raich die Adresse des Heimes besorgt, in dem Kiki jetzt leben muss, bevor für sie eine geeignete Pflegefamilie gefunden wird. Auch Peter Grabowski kann sich durchaus vorstellen, mit der Kleinen in den Zoo und zum Eisessen zu gehen...

„Ein halbes Leben“ ist am 10. April 2009 vom ORF und am 18. Mai 2009 vom ZDF erstausgestrahlt worden. Im gleichen Jahr gabs den Deutschen Fernsehpreis für Nikolaus Leytner („Beste Regie“) und Josef Hader („Bester Schauspieler“). Im Jahr 2010 kam der Marler Adolf-Grimme-Preis in der Kategorie Fiktion hinzu mit Auszeichnungen für Buch und Regie an Nikolaus Leytner sowie für die Darsteller Josef Hader, Franziska Walser und Matthias Habich.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Drehbuch

Kamera-Assistenz

Visuelle Effekte

Standfotos

Licht

Kostüme

Schnitt

Geräusche

Mischung

Spezialeffekte

Casting

Musikalische Leitung

Darsteller

Produzent

Herstellungsleitung

Aufnahmeleitung

Dreharbeiten

    • Wien
Länge:
95 min
Format:
16:9
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 18.05.2009

Titel

  • Originaltitel (AT DE) Ein halbes Leben

Fassungen

Original

Länge:
95 min
Format:
16:9
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 18.05.2009

Auszeichnungen

Adolf-Grimme-Preis 2010
  • Adolf-Grimme-Preis, Fiktion, Buch
  • Adolf-Grimme-Preis, Fiktion, Darstellung
  • Adolf-Grimme-Preis, Fiktion, Buch und Regie
Deutscher Fernsehpreis 2009
  • Deutscher Fernsehpreis, Bester Schauspieler Hauptrolle
  • Deutscher Fernsehpreis, Beste Regie