Die letzte Fahrt

DDR 1979 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Schneebedeckte Landschaft, durch die ein eisiger Wind weht. Das Ehepaar Zimmermann (Evamaria Bath/Hubert Hoelzke) ist zu früher Morgenstunde im Lada unterwegs, muss nicht nur mit dem Nebel zurechtkommen, sondern auch noch ständig gegen beschlagene Scheiben ankämpfen. Und hätte daher beinahe einen offenbar betrunkenen Mann überfahren, der urplötzlich aus einem Waldstück auf die Straße getorkelt ist.

„Heiter-beschwingte Melodien“ aus dem Autoradio heben zu so früher Stunde die Stimmung von Oberleutnant Jürgen Hübner nicht wirklich, der vom ortsansässigen Hauptwachtmeister Lembke (Klaus Nietz) zur Beinahe-Unfallstelle gefahren wird. Der Betrunkene mit sage und schreibe drei Promille im Blut ist unverletzt, an seiner rechten Hand aber haftet Blut an. Er wird mit der „flotte Lotte“ genannten Schnellen Medizinischen Hilfe (SMH) in die nächste Klinik gebracht. Hübner und Lembke verfolgen währenddessen seine Spuren im Schnee bis zur Oder, wo aus einem „Geisterkahn“ Musik zu hören ist.

Die Kajüte des auf Grund gelaufenen Motorgüterschiffs „Hohen Luckow“ zeugt von einer feucht-fröhlichen Nacht, aber achtern liegt ein Toter mit ausgestreckten Armen auf dem Boden: Es ist, wie sich bald herausstellt, das Besatzungsmitglied Hubert Göpfert – und der Betrunkene an der Straße sein Kollege Ernst Klamroth. Fehlt mit Uwe Wiechert der Schiffsführer, wie der herbeigeeilte Vertreter der Reederei, Damerow (Berthold Schulze), mit Entsetzen feststellt: Die Ladung wird dringend im Petrolchemischen Kombinat in Schwedt benötigt, Weihnachtszeit hin oder her.

„Ich hab‘ einen Menschen auf dem Gewissen, den Hubert“ beichtet besagter Schiffsführer seiner Gattin Elke im Kreiskrankenhaus, wo sie gerade einen Sohn zur Welt gebracht hat, weshalb der Kapitän unerlaubt von Bord gegangen ist. Bald kommt heraus, dass mit Waltraut Stoll die Verlobte von Ernst Klamroth auf dessen letzter Fahrt als „Badegast“ mitgefahren ist: Nach der Hochzeit soll der Binnenschiffer abmustern, wenn es nach ihrem Willen geht. Wiechert musste alle Überredungskünste anwenden, um seine Crew für den außerplanmäßigen Eiltransport zusammenzubekommen.

Der Gerichtsmediziner (Victor Keune) hat festgestellt, dass Hubert Göpfert an einem Blutgerinnsel im Gehirn gestorben ist, herbeigeführt durch einen Schlag auf den Kopf. Das Tatwerkzeug wird bald gefunden: ein zum Flaschenöffner umfunktionierter Schiffsnagel. Sollte Ernst Klamroth der Täter sein? Der kann sich noch Tage später an nichts erinnern. Und auch Waltraud Stoll ist nach einem Nervenzusammenbruch vernehmungsunfähig.

Erst als Uwe Wiechert erneut bei seiner Frau auftaucht und sich der Polizei stellt, lichtet sich der Nebel einer schicksalhaften Nacht: Bei einem Stopp unweit der Gaststätte „Zum Anglerheim“, wo die Crew offenbar seit geraumer Zeit immer wieder vor Anker geht, holt Göpfert die Kellnerin Loni Fielenz an Bord, die Geliebte von Ernst Klamroth, der gerade in der Schiffsmesse mit seiner Verlobten und dem Kapitän auf dessen neugeborenen Sohn anstößt. Eine wohlüberlegte Provokation, ist er doch selbst in die junge Frau verliebt und hofft, den Bootsmann bei ihr zu beerben…

Ein klarer Fall von Eifersucht, an dem sich das vierköpfige Ermittlerteam, noch zu nennen Leutnant Woltersdorf und Leutnant Griese (Klausjürgen Steinmann), beinahe die Zähne ausgebissen hätte. Stocherten sie doch mindestens ebenso lange im Nebel wie die drei Binnenschiffer, die nicht nur mit schlechter Sicht, sondern auch mit immer dickeren Eisschollen auf der Oder und selbst im Oder-Havel-Kanal zu kämpfen hatten. Apropos: Kameramann Günter Eisinger liefert geradezu dokumentarische Bilder vom ältesten, da 1934 in Betrieb genommenen Schiffshebewerk der DDR in Niederfinow. Und vom Bordleben einschließlich des Maschinenraums von gleich drei Motorschiffen, „Zittau“, „Nüchritz“ und „Teterow“.

Denn die ursprünglich vorgesehene „Luckau“ des Volkseigenen Betriebs Binnenreederei Berlin stand nach einem schweren Wintereinbruch, gedreht wurde vom 1. Dezember 1978 bis 31. Januar 1979, nicht zur Verfügung. Da die drei Ersatz-Motorgüterschiffe teilweise längere Schiffsnamen hatten, musste zu deren Abdeckung der Film-Name von „Luckow“ auf „Hohen Luckow“ verlängert werden.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Dreharbeiten

    • Januar 1979: Schwielowsee und Umgebung, Zeuthener See, Anklam, Kamin, Niederfinow; DEFA-Studio Potsdam-Babelsberg
Länge:
70 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 02.12.1979, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Die letzte Fahrt

Fassungen

Original

Länge:
70 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 02.12.1979, DDR-TV