Das Haus in Montevideo

BR Deutschland 1951 Spielfilm

Inhalt

Glücklich und zufrieden genießen der hochanständige Professor Traugott Nägler, seine Frau Marianne und ihre große Kinderschar ein idyllischen Kleinstadtleben nach strengen Moralvorstellungen. Veränderungen kündigen sich an, als die älteste Tochter Atlanta von der verstorbenen Schwester des Professors ein Haus in Montevideo erbt. Der Pastor kann die Näglers überzeugen, das Erbe der einst verstoßenen Schwester anzutreten, und so reist man zur Testamentseröffnung. Dort zeigt sich, dass sich das besagte Haus in Montevideo und vor allem dessen Bewohner nicht mit den hehren Moralvorstellungen des Professors in Einklang bringen lassen – dass aber andererseits mit dem Haus auch 250.000 Dollar zu erben sind. Um jedoch das Erbe antreten zu können, muss die Familie Nägler den gleichen "Fehltritt" überstehen, für den der Professor dereinst seine Schwester verurteilt hatte.

Nach dem Bühnenstück von Curt Goetz. Remake: 1963, von Helmut Käutner.

 

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Falk Schwarz
Wie Traugott sich selber vom Sockel stürzt
Wie ausgewechselt scheinen Curt Goetz und Valerie von Martens, wenn sie als Regisseure („immer wer nicht im Bild ist“) Hand an diesen Stoff legen. Das ist pures Amüsement von Anfang bis Ende, vor allem aber verfügt Curt Goetz hier über eine geradezu köstliche Selbstironie. Seine Frau schickt ihm einen Brief nach Montevideo. Sie schreibt „Lieber Traugott“. Was liest er? „Lieber Herrgott!“ und verbessert sich gleich. Aber heraus ist heraus. Natürlich - dieser Traugott Nägler aus Cuxhaven ist ein selbstgerechter, altmodischer Lehrer-Professor, der seine 12 Kinder autoritär im Griff hat und sich selber in all seiner Herrlichkeit als eine Art Nonplusultra empfindet. Das gelingt Goetz ohne Anstrengung. Die Abstrusitäten der Handlung sind mit zarter Ironie unterlegt, die Entlarvung der Traugottschen Steinzeitmoral so amüsant und hinterlistig und selbstbezichtigend, dass alle Darsteller (Ausnahme seine Frau im Film und im Leben) neben CG verblassen. Werner Krien hat dazu eine unaufdringliche, in feinen Lichtspielen tänzelnde Fotografie entworfen, die mit klugen Kamerafahrten und überraschenden Perspektiven aufwartet. Emil Hasler, der Architekt der Stummfilmzeit, setzt eine Persiflage montevidischen Stilempfindens ins Göttinger Atelier. Dieses „Haus“ ist genau die Mitte zwischen modern, anrüchig (denn dieser Anschein muss ja aufrechterhalten werden) und großzügig und erlaubt mit seinen offenen Wänden eine geradezu theatermäßige Auflockerung. So spult die Geschichte ab (Goetzens stärkste), und als dieser Traugott schließlich einsehen muss, dass er 12 Bastarde unter seinem Dach zu wohnen hat, weil alle Kinder unehelich geboren wurden, da freuen wir uns an seinem Gesicht, seiner wunderbar gespielten Überraschung und an der Selbstironie, mit der dieser Moralapostel sich selber vom Sockel stürzt. Das ist Komödie pur. Früher hieß der Einakter „Die tote Tante“, daraus hat er einen sehr „ergoetzlichen“ Mehrakter gestrickt. Dieses „Haus“ und „Hokuspokus“ sollte man von Goetz sehen. Den Rest besser nicht.

Credits

Kamera

Musik

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Regie-Assistenz

Kamera

Bauten

Musik

Darsteller

Produzent

Aufnahmeleitung

Länge:
2970 m, 108 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 29.10.1951, 03391, ab 16 Jahre / nicht feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 08.11.1951, Frankfurt am Main, Metro im Schwan

Titel

  • Originaltitel (DE) Das Haus in Montevideo

Fassungen

Original

Länge:
2970 m, 108 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 29.10.1951, 03391, ab 16 Jahre / nicht feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 08.11.1951, Frankfurt am Main, Metro im Schwan

Auszeichnungen

Bambi 1951
  • künstlerisch wertvollster deutscher Film ex aequo >Der Verlorene<