Black Mambas

Deutschland Frankreich Südafrika 2020-2022 Dokumentarfilm

Inhalt

Nashörner, Elefanten, Büffel, Raubkatzen: Der Kruger Nationalpark als einer der größten Wildschutzgebiete auf dem afrikanischen Kontinent, hat mit Wilderern zu kämpfen, die nachts zuschlagen und die Tiere brutal verenden lassen. Doch nicht mit den "Black Mambas". Aus den umliegenden Dörfern wurde von der – noch immer männlich-weiß dominierten – Parkaufsicht eine Frauenbrigade rekrutiert, die seit 2013 im Park patrouilliert, um Wilderer aufzuhalten. Für die etwa 30 jungen Frauen ist der Job auch ein Weg aus Armut und Arbeitslosigkeit, ein Bruch mit traditioneller Rollenverteilung hin zu einem selbstbestimmten Leben. Doch bis zu welchem Grad können sie sich emanzipieren? Der Film zeigt die Alltagskämpfe der Frauen mit weißen Vorgesetzten, fordernden Angehörigen und "dem System Kruger".

Quelle: DOK.fest München 2022 / Helga-Mari Steininger

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Heinz17herne
Heinz17herne
Historische Aufnahmen aus der Anfangszeit des 1926 gegründeten Kruger Nationalparks zeigen naturgemäß ausschließlich weiße Touristen beim Sightseeing und der Trophäen-Jagd. Schnitt. Junge ausschließlich farbige Frauen in militärischen Uniformen stehen stramm, marschieren im Gleichschritt – gedrillt von ausschließlich weißen Instrukteuren wie Johan Grobler und Wilmarine Riekert. Das postkoloniale „System Kruger“ ist in wenigen Minuten erklärt und entlarvt.

So beginnt die Dokumentation „Black Mambas“, das Langfilmdebüt der Regisseurin Lena Karbe, über die gleichnamige, aber unbewaffnete weibliche Anti-Wilderei-Einheit, die jede Nacht am Zaun des gewaltig dimensionierten südafrikanischen Schutzgebietes patrouilliert. „Durchsuchen, beschlagnahmen, verhaften“ lautet die Devise. Wobei die Frauen nicht selbst Wilderer dingfest machen, sondern permanent deren Wege durchkreuzen sollen, um so Wilderei zu verhindern.

Craig Spencer, Gründer der Black Mambas, der seine Truppe permanent auf Reaktionsschnelligkeit testet, nimmt kein Blatt vor den Mund: „Ordnung schaffen“ stehe als Ziel gleichwertig neben „Wildtiere schützen“, schließlich gehöre Kruger – mit den letzten Nashörnern des Kontinents - zu den beliebtesten touristischen Attraktionen Südafrikas. Besonders die Schuppentier-Wilderei sei in jüngster Zeit zum großen Problem geworden.

Lena Karbe folgt der jungen Naledi Malungane vom martialischen Aufnahmeritual über den Arbeitsalltag ein Jahr später bis hinein in ihre familiäre Situation. Sie hat sich nach einem Internet-Beitrag den starken Frauen angeschlossen, um eigenes Geld zu verdienen, unabhängig zu werden. Sie versteht ihren Entschluss auch als emanzipatorischen Akt: Naledi will nicht wie ihre Mutter in einer Mine schuften.

Die beiden anderen Protagonistinnen des Films sind seit Gründung der Truppe dabei. Nkateko Mzimba, die sich weiterbildet, um einmal Safari-Guide werden zu können, unterscheidet zwischen Trophäen-Wilderern, die es auf Elefanten und die vom Aussterben bedrohten Nashörner abgesehen haben, und Buschfleisch-Wilderern, die zumeist ohne Job sind und nur ihre Familien durchbringen wollen - und ihr leid tun.

Qolile Mathebula, die Hundeführerin, ist aus finanziellen Gründen dabei. Die Mutter zweier Kinder arbeitet 21 Tage pro Monat am Stück. Während der drei Wochen kümmert sich ihr arbeitsloser Freund zwar um sie, die lange Trennung von der Familie empfindet sie aber als große seelische Belastung.

Am Ende der Drehzeit ist es der 1986 in Sankt Petersburg geborenen Regisseurin, die bereits während der Studienzeit an der Hochschule für Film und Fernsehen München eine eigene Produktionsfirma gründete, gelungen, einen Wilderer aus einem Dorf in Mosambik zu bewegen, seine Sicht der Dinge zu schildern. Und die deckt sich auffällig mit der Craig Spencers: die Dörfer der Umgebung des Nationalparks haben nicht vom Tourismus profitiert. Im Gegenteil: der Zaun trennt die Einheimischen von ihrer Hauptnahrungsquelle. Es ist ihr Land und es sind ihre Tiere, die sie für das tägliche Leben als Nahrung benötigen.

Ist das Leben der Tiere wichtiger als das der Menschen? Die in Originalsprache gedrehte Dokumentation ist auf den ersten Blick unspektakulär. Doch wer zwischen den Zeilen zu lesen imstande ist, wird den Kruger Nationalpark mit den Worten Craig Spencers für die letzte Bastion des weißen Kolonialismus in Schwarzafrika halten.

Lena Karbe im jip-Presseheft: „Es wäre zu leicht, jede Form des Naturschutzes als moralisch gut anzusehen. Nicht immer heiligen die Mittel den Zweck und so kann auch Naturschutz zu Kollateralschaden führen. Die Gründung des Kruger Nationalparks ist ein Beispiel dafür. Im Namen des Naturschutzes wurde die lokale Bevölkerung bewusst ausgeschlossen und fortan wurde ihnen der Zugang zu ihren Naturressourcen verwehrt. ‚Black Mambas‘ interessiert sich für diese Ambivalenz des Naturschutzes. Hinter der Fassade der Anti-Wilderei-Einheit entdeckt man post-kolonialistische Machtdynamiken und Misogynie. Ungeachtet dessen profitieren die Protagonistinnen von der finanziellen Unabhängigkeit und dem Ansehen, die diese Arbeit mit sich bringt.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • August 2019 - Oktober 2020: Kruger-Nationalpark und Umgebung, Mosambik
Länge:
81 min
Format:
DCP, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 02.11.2022, 235727, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DK): 30.03.2022, Kopenhagen, CPH:DOX;
Erstaufführung (DE): 06.05.2022, München, DOK.fest;
Kinostart (DE): 17.11.2022

Titel

  • Weiterer Titel (eng) Wild Wild Life
  • Originaltitel (DE) Black Mambas

Fassungen

Original

Länge:
81 min
Format:
DCP, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 02.11.2022, 235727, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DK): 30.03.2022, Kopenhagen, CPH:DOX;
Erstaufführung (DE): 06.05.2022, München, DOK.fest;
Kinostart (DE): 17.11.2022

Auszeichnungen

FBW 2022
  • Prädikat: besonders wertvoll
Pordenone Docs Fest 2022
  • Green Documentary Award
CPH:DOX - Internationales Dokumentarfilm Festival Kopenhagen 2022
  • F:ACT AWARD