Bal - Honig

Türkei Deutschland 2009/2010 Spielfilm

Inhalt

Seit kurzem besucht Yusuf, 6, die Grundschule, wo er Lesen und Schreiben lernt. Sein Vater Yakup ist Bienenzüchter. Seinem Beruf geht er tief im Wald nach, wo er seine Bienenkörbe in die obersten Wipfel der größten Bäume hängt. Der Bergwald ist für Yusuf ein Ort großer Geheimnisse; seinen Vater dorthin zu begleiten, bereitet ihm großes Vergnügen.

Eines Morgens erzählt Yusuf seinem Vater den Traum, den er in der Nacht zuvor hatte. Yakup reagiert barsch: Niemals solle er anderen Leuten seine Träume erzählen. Am selben Tag soll Yusuf vor der Klasse einen Text vorlesen. Plötzlich beginnt er dabei zu stottern und wird dafür von den Mitschülern ausgelacht.

Als die Bienen überraschend aus der Gegend verschwinden, ist die Lebensgrundlage der Familie in Frage gestellt. Yakup bricht deshalb ins entfernte Gebirge auf. Yusuf stellt daraufhin das Sprechen ein. Seine Mutter Zehra, die auf einer Teeplantage arbeitet, leidet sehr unter dem Sprachverlust des Jungen, aber auch sie kann ihn nicht zum Reden bewegen.

Die Tage vergehen, ohne dass Yakup zurückkommt. Mutter und Sohn bereitet das Sorge. Die magische Nacht, in der die Ankunft des Propheten gefeiert wird, verbringt Yusuf bei seiner Großmutter in einem Nachbardorf. Als er die Geschichte des Propheten vernimmt, ist er überzeugt, dass der Vater, den er in dem heiligen Mann wiedererkennt, zurückkommen wird.

Als Yusuf und die Mutter sich jedoch vergeblich auf die Suche nach Spuren seines Verbleibs machen, entschließt sich Yusuf, die Suche nach seinem Vater allein fortzusetzen. Es ist eine Reise ins Unbekannte. Wird der Traum, den er hatte, Wirklichkeit werden?

Quelle: 60. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Wenn wir die moderne Zeit als das Erwachsenenalter der Menschheit begreifen, dann kann man sagen, dass die Orte, an denen wir ‚Bal‘ gedreht haben, noch die Kindheit der Menschheit erleben“, so Semih Kaplanoglu im Piffl-Presseheft: „Wir arbeiteten in Bergdörfern, die bald ganz verlassen sein werden von den Menschen, die bis heute versuchen, nach den alten Traditionen zu arbeiten, unter Bedingungen und Regeln, die von der Natur bestimmt werden.“

„Bal – Honig“, nach „Yumurta – Ei“ (2007) und „Süt – Milch“ (2008) der dritte Teil von Semih Kaplanoglus Yusuf-Trilogie, ist ein für die große Kinoleinwand gedrehter, mit zahlreichen Preisen ausgezeichneter Film vor einer spektakulären, malerischen Landschaftskulisse von archaischer Wucht und atemberaubender Schönheit. Der 1963 in Izmir geborenen Regisseur Semih Kaplanoglu hat erneut unter Beweis gestellt, dass er neben Nuri Bilge Ceylan und Yesim Ustaoglu der bedeutendste türkische Filmemacher der Gegenwart ist.

Aber auf ganz andere, völlig unspektakuläre Weise. Es sind nicht grandiose Landschaften, welche die völlig zu Recht preisgekrönte Arbeit des Kameramannes Baris Özbicer ausmachen. Sondern stille, beinahe dokumentarisch zu nennende Momente, exakte, aber stets distanzierte Beobachtungen, immer wieder auch aus größerer Entfernung. Das beginnt mit der einleitenden Sequenz im Wald und setzt sich im minutiös geschilderten häuslichen Dorfleben fort. Wenn der Vater mit dem Sohn spielt, dann steht die Kamera zwei Räume weit entfernt, filmt durch einen dunklen Raum und den Türrahmen hindurch ins Helle des Außenbereichs.

„Bal“ verzichtet vollkommen auf Musik, um sich ganz auf die Atmosphäre, die Klänge der Natur und die wenigen, markanten Geräusche in der Stille des Waldes zu konzentrieren. Dieser so außergewöhnliche wie zunächst, zumal im Popcorn-Kino, gewöhnungsbedürftige „Soundtrack“ bildet die kongeniale Grundlage für das ausdrucksstarke Spiel des beim Drehen siebenjährigen Bora Altas, der im wahren Leben das genaue Gegenteil seiner verspielt-verträumten, introvertiert-schüchternen Filmfigur ist, nämlich äußerst aufgeschlossen, lebendig und kontaktfreudig.

Semih Kaplanoglu, der seinen so poetischen wie nüchtern-dokumentarischen Filmstil „Spirituellen Realismus“ nennt, im Piffl-Presseheft: „Ich erklärte ihm den Yusuf, Szene für Szene, so gut es mir möglich war. Wir entwickelten eine starke Bindung, die auf Vertrauen beruhte. Ich kann sagen, dass ich letztlich so mit ihm gearbeitet habe, wie ich es mit erwachsenen Schauspielern tue. Bora war mutig genug, sich darauf einzulassen; und ich habe das Vertrauen und die Erwartungen, die ich in ihn hatte, niemals überzogen. Ich habe selbst viel gelernt bei dem Versuch, bei einem so kleinen Kind die Konzentration auf seine Rolle herzustellen.“ Die TV-Erstausstrahlung erfolgte am 13. November 2012 auf Arte.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 22.07.2009 - 15.09.2009: Camlihemsin, Osttürkei
Länge:
2840 m, 104 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby Digital
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 27.08.2010, 124200, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 16.02.2010, Berlin, IFF - Wettbewerb;
Kinostart (DE): 09.09.2010

Titel

  • Weiterer Titel (TR DE) Bal - Honey
  • Weiterer Titel (DE) Honey
  • Weiterer Titel (DE) Honig
  • Originaltitel (DE) Bal - Honig
  • Originaltitel (TR) Bal

Fassungen

Original

Länge:
2840 m, 104 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby Digital
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 27.08.2010, 124200, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 16.02.2010, Berlin, IFF - Wettbewerb;
Kinostart (DE): 09.09.2010

Auszeichnungen

IFF Berlin 2010
  • Goldener Bär, Wettbewerb, Bester Spielfilm