Auge in Auge - Eine deutsche Filmgeschichte

Deutschland 2007/2008 Dokumentarfilm

Inhalt

Dies ist nicht einfach nur eine weitere Dokumentation zur Filmgeschichte, sondern ein Film über die Liebe zum Kino, eine Entdeckungsreise durch über hundert Jahre Film in Deutschland, eine Zeitreise durch die deutsche Filmgeschichte. Zehn Filmmenschen von heute erinnern sich an ihre Lieblings filme von gestern: Tom Tykwer spricht über Friedrich Wilhelm Murnaus "Nosferatu", Wolfgang Kohlhaase über "Menschen am Sonntag" von Robert Siodmak und Edgar G. Ulmer, Wim Wenders über "M" von Fritz Lang, Christian Petzold über Helmut Käutners "Unter den Brücken", Hanns Zischler über Alexander Kluges "Abschied von Gestern", Andreas Dresen über "Solo Sunny" von Konrad Wolf, Michael Ballhaus über Rainer Werner Fassbinders "Ehe der Maria Braun", Dominik Graf über "Rocker" von Klaus Lemke, Doris Dörrie über "Alice in den Städten" von Wim Wenders und Caroline Link über den ersten "Heimat"-Zyklus von Edgar Reitz. Die persönlichen Erinnerungen sind mit Filmausschnitten verbunden.

Die zehn Liebeserklärungen werden vertieft durch fünf spezielle Filmessays: Berlin im Film, Film im Nationalsozialismus, Film in der DDR, eine filmische Deutschlandreise und die Frage: Was ist das Deutsche am deutschen Film? Schließlich werden sechs Motive assoziativ erschlossen: Augen der Männer, Blicke der Frauen, Küsse, Schreie, Rauchen, Telefonieren – quer durch die deutsche Filmgeschichte. Wenn man den Film wie ein Rätselspiel anschaut, dann kann man die Titel von rund 250 deutschen Filmen erraten. Wenn der Film eigene Erinnerungen auslöst, dann möchte man (hoffentlich) viele der alten Filme wiedersehen.

Quelle: 58. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)

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Heinz17herne
Heinz17herne
Michael Althen, einer der bekanntesten Filmkritiker der Republik, und Hans Helmut Prinzler, renommierter Filmwissenschaftler, einst Direktor des Filmmuseums Berlin und nun Abteilungsleiter Film und Medienkunst an der Berliner Akademie der Künste, haben mit „Auge in Auge“ nichts Geringeres versucht, als, wenn nicht „die“, so doch eine deutsche Filmgeschichte auf die Kinoleinwand zu bringen.

Binnen gut einhundert Minuten kommen zehn rein subjektiv ausgewählte, aber zumeist über Deutschland hinaus bekannte und jedenfalls bedeutende Filmschaffende zu Wort, neben prominenten Regisseuren wenigstens ein, nein: „der“ Kameramann, und ein Schauspieler: Michael Ballhaus, Doris Dörrie, Andreas Dresen, Dominik Graf, Wolfgang Kohlhaase, Caroline Link, Christian Petzold, Tom Tykwer, Wim Wenders und Hanns Zischler erzählen auf mitreißende Weise ganz persönliche Geschichten.

Und stellen, begleitet von kurzen Ausschnitten, ihre Lieblingsstreifen vor. So schwärmt Dominik Graf etwa für Klaus Lemkes so gut wie unbekannten „Rocker“ oder Christian Petzold für Helmut Käutners „Unter den Brücken“: Die Liebeszene zwischen Hannelore Schroth und Carl Raddatz hatten wie man hört gleich mehrere der Interviewten auf ihrer Favoriten-Liste. Und damit das alles eine Klammer bekommt, sind alle angehalten, etwas zu folgender Frage beizusteuern: Was ist eigentlich so deutsch am deutschen Film?

Zugegeben: Diese pro domo Frage sollte man bevorzugt ausländischen Regisseuren stellen. Eingestanden: Die Auswahl für die zehn Filmporträts hätte anders ausfallen können. Aber da geht es dem Film nicht besser als den anderen Medien: Es gibt keinen Konsens bei einem Kanon „der“ deutschen Schriftsteller, „der“ Dramatiker oder „der“ Lyriker, „der“ Maler oder „der“ Bildhauer. Eine Auswahl ist stets subjektiv – und fordert Widersprüche heraus.

„Auge in Auge“ rast im Zeitraffer durch die gut einhundert Jahre alte deutsche Filmgeschichte. Nicht weniger als 250 Streifen sind zu thematischen Schnipsel-Collagen – vom Küssen über das Rauchen bis zum Telefonieren – montiert worden, bei denen einem im Kinosessel ganz schwindelig werden kann. So gibt es Indianer aus dem Osten, Gojko Mitic wird kurz eingeblendet, und aus dem Westen, Pierre Brice blickt als „Winnetou“ für einen Wimpernschlag von der Leinwand herab. Sogar aus Bayern, hier kommt der Urtyp Herbert Achternbusch ins Bild - und es gibt einen für alle - „Bully“ Herbig.

Der Zusammenschnitt macht Lust auf großes Kino, macht vor allem wieder Lust auf die Klassiker, die leider bis auf wenige Programmkino-Ausnahmen nur noch in Pantoffelkino-Größe über den Bildschirm flimmern. Der Hauptstadt Berlin ist ein eigener Hommage-Schwerpunkt gewidmet von Erich Kästners „Emil und die Detektive“ über Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“ und den Glanz der Ufa-Märchen bis hin zu Andreas Dresens „Sommer vorm Balkon“.

Kleine Exkurse zu Veit Harlan und Leni Riefenstahl, zum Film im Dritten Reich und zur Defa-Produktion in der DDR, hier gehört Andreas Dresens kleine Verteidigungsrede auf Konrad Wolf und seinen gesamtdeutschen „Solo Sunny“-Erfolg sicherlich zu den anrührendsten Momenten einer immer wieder auch emotional packenden Dokumentation, offenbaren Lücken, die Wissenschaftler aufarbeitend und Praktiker filmisch umsetzend schließen sollten.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
2907 m, 106 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe + s/w, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 18.12.2007, 112584, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 09.02.2008, Berlin, IFF - Berlinale Special;
Kinostart (DE): 03.07.2008;
TV-Erstsendung (DE): 16.02.2010, ARD

Titel

  • Originaltitel (DE) Auge in Auge - Eine deutsche Filmgeschichte

Fassungen

Original

Länge:
2907 m, 106 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe + s/w, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 18.12.2007, 112584, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 09.02.2008, Berlin, IFF - Berlinale Special;
Kinostart (DE): 03.07.2008;
TV-Erstsendung (DE): 16.02.2010, ARD